Mit „Nachtmahr“ legt Seanan McGuire den dritten Band ihrer Reihe um October Daye und die Welt der Fae vor, und ich muss sagen, dieses dritte Buch hat es in sich. Mittlerweile ist Toby dem Leser schon richtig ans Herz gewachsen, und die Sommerlande – das Reich der Fae – fühlt sich schon beinah wie zuhause an. Dass die Autorin mit diesem Buch wieder eine spannende Geschichte vorlegen würde, dessen war ich mir sicher, aber DAMIT habe ich dann doch nicht gerechnet …
Ich muss zugeben, dass Seanan McGuire nicht sehr nett mit ihren Lesern umgeht. Während andere Autoren ihre Geschichte mitfühlend und fast lyrisch erzählen, erscheinen ihre Sätze wie in Stein gemeißelt. Die Autorin erzählt mit einer solchen Wucht und Leidenschaft, dass man ihr damit praktisch ausgeliefert ist. Ihre Worte fliegen dem Leser geradewegs um die Ohren, und man kann nichts anderes tun, als sofort – und zwar von der ersten Zeile an – in ihrer Geschichte zu versinken. Dabei klammert man sich förmlich an Toby, man lacht mit ihr und muss sich auch mal zusammenreißen um nicht loszuheulen. Seanan McGuire hat ein wunderbares Gespür dafür, glaubhafte Charaktere zu erschaffen, die einem nicht nur zu Herzen gehen, sondern von denen man sich auch nach der letzten gelesen Zeile kaum trennen mag.
Seanan McGuire’s Welt der Fae ist vorallem eines: dunkel und gefahrvoll. Doch mit ihrer Hauptfigur October Daye bringt sie diese düstere Welt ein wenig zum Leuchten. Toby ist weder stark noch dazu geboren, eine Heldin zu sein. Und doch schafft sie es immer wieder ihr eigenes Leben zu riskieren und dem nahen Tod gerade noch ein Schnippchen zu schlagen. Dabei gibt die Autorin ihr die richtige Mischung aus Großmäuligkeit, Mitgefühl und Humor mit auf den Weg, dass man einfach nicht anders kann, als diese manchmal unsichere und verletzliche Halbfae zu mögen.
„Nachtmahr“ verspricht ein rasantes, dunkles und gefährliches Abenteuer mit witzigen und schlagfertigen Dialogen, vielen gelungenen „phantastischen“ Ideen und einem außerordentlichen Erzähltalent, mit dem die Autorin ihre Leser ganz in ihre Welt der Fae entführt. Schließlich ist man wirklich traurig, dass die Geschichte schon zu Ende ist und wünscht sich, dieses Buch hätte viel, viel, viel mehr Seiten. Fantastisch!