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Rezension: Christoph Marzi – Heaven – Stadt der Feen

Christoph Marzi
Heaven – Stadt der Feen

Verlag: Lübbe Audio
Format: Hörbuch, ungekürzt, 6 h 54 min
Erscheinungstermin: 10 / 2013
Preis: vergriffen (im Abo bei Audible.de 9,99 €)
ISBN: 9783785742778

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Heaven und David begegnen sich hoch oben über den Dächern Londons. Dass Heaven dringend Hilfe braucht, erkennt David sofort; dass böse Männer ihr Herz gestohlen haben – und zwar buchstäblich – kann er jedoch zuerst nicht glauben. Nur wenig später sieht er die beiden unheimlichen Gestalten selbst, die es noch immer auf Heaven abgesehen haben. Er beschließt diesem ungewöhnlichen Mädchen zu helfen. Die nächsten Tage sollen sein Leben komplett auf den Kopf stellen. Gemeinsam mit Heaven erfährt er das Undenkbare: Feen gibt es wirklich. Und jemand macht Jagd auf sie.

Von diesem Hörbuch hörte ich zuerst nur eine Hörprobe – also die ersten Momente. Und bereits hier haben mich Autor und Sprecherin gefangengenommen; denn Heaven verliert ihr Herz und läuft weg. Und genau wie der „Mörder“ war auch ich erstaunt darüber, dass das Mädchen ohne Herz einfach wieder aufsteht und wegrennt. Dabei waren diese ersten gelesenen Zeilen von Katharina Thalbach schon ein Versprechen, wie düster und atmosphärisch dieser Roman mit einer perfekt dazu harmonierenden Sprecherin werden würde. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Christoph Marzi ließ ein dunkles London auferstehen, in dem alles möglich scheint, und in dem selbst Feen und Gespenster ihren Platz finden. Dabei hat er seine ganze eigene Version von beidem erschaffen, die wirklich ausnehmend gut zu dieser Stadt und dieser Geschichte passt und unheimlich erfrischend zu hören war. Und auch wenn ich am Ende alle Zusammenhänge kannte, blieben diese Wesen geheimnisvoll.
Auch die Tatsache, dass seit knapp zwei Jahrzehnten ein Teil der Sterne des Himmels über einem ganz bestimmten Teil Londons fehlt, erscheint ganz natürlich. Dies ist ein weiterer Faden, den Christoph Marzi wie selbstverständlich in seine Geschichte einwebt, und mit den Übrigen letztendlich zu einem überraschenden und tollen Ende verbindet.

Die magischen bzw. mystischen Elemente liegen nicht im Mittelpunkt dieser Geschichte; vielmehr ist es die große, etwas düstere Jagd nach der Wahrheit, die richtig Spaß gemacht hat und die schlussendlich in einem großen Finale endet. Denn gemeinsam mit zwei überaus sympathischen Figuren, mit denen man durch Marzis dunkles London streift, lüften wir das Geheimnis, dass sich um Heaven rankt. Ich habe gerätselt, mitgefiebert, musste meinen Verdacht immer wieder mal ändern, nur um mich am Ende einer gänzlich anderen Auflösung gegenüber zu finden.

Zudem schafft es dieses Hörbuch ohne Längen auszukommen, so dass ich an den Lippen von Sprecherin Katharina Thalbach hing und wie gebannt ihrer dunklen, etwas rauchigen Stimme lauschte, die so ausnehmend gut zu dieser Geschichte passt. Überdies schafft sie es, eine ganz besondere Atmosphäre aufkommen zu lassen, Stimmungen und Dramatik zu vermitteln und Personen gekonnt durch ihre Sprechweise zu differenzieren. Dabei bekamen dunkle Gestalten schon fast eine unheimliche Aura, die wiederum fantastisch zur etwas düsteren Geschichte passte.

Fazit: Autor Christoph Marzi und Sprecherin Katharina Thalbach haben mich in diesem Hörbuch wunderbar mit einer atmosphärisch dichten und spannenden Geschichte unterhalten. Plot und Setting kommen düster, geheimnisvoll und unheimlich einnehmend daher. Als Leser bekommt man hier eine rasante Jagd geboten, deren Dramatik stets weiter steigt, denn die „Bösen“ scheinen den „Guten“, den beiden Jugendlichen Heaven und David, immer einen Schritt voraus zu sein. Das Thema Feen, dass bereits durch den Untertitel des Buches bekannt ist, bleibt dabei fast bis zuletzt ein Geheimnis und wurde vom Autor mal ganz anders, und erfrischend ideenreich, dargestellt. Zudem schaffte es Sprecherin Katharina Thalbach mich in Heavens und Davids Welt hinein zu versetzen und konnte mich durch eine gelungene und fesselnde Sprechweise überraschen. Großartig!

Rezension: Jennifer Donnelly – Die Teerose

Jennifer Donnelly
Die Teerose 

Verlag: Der Audio Verlag
Format: Audio-CD, 9 h 22 Minuten
Erscheinungstermin: 08 / 2011
Preis: 19,99 €
ISBN: 978-3862311002

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Im Hörbuch „Die Teerose“ trifft ein absolutes Traumpaar aufeinander: Autorin Jennifer Donnelly und Sprecherin Cathlen Gawlich.

Fionas größter Traum ist es, irgendwann mit ihrem Liebsten Joe einen eigenen Laden zu führen. Doch die Zeichen hierfür stehen denkbar schlecht, denn ihre Familie lebt in ärmsten Verhältnissen und kämpft täglich ums Überleben. Dann muss Fiona ihren Vater und die Mutter und schließlich auch zwei Geschwister zu Grabe tragen. In ihrem schlimmsten Schmerz verliert Fiona ihre Jugendliebe Joe an eine andere Frau. Als sie herausfindet, dass ihr Vater heimtückisch ermordet wurde, muss Fiona Hals über Kopf fliehen, denn auch ihr Leben und das ihres kleinen Bruders Seamus ist in Gefahr. Kurzerhand flieht sie nach New York zu ihrem Onkel Michael. Doch dieser steckt selbst in der schrecklichsten Phase seines Lebens und ist dabei seinen Laden an die Bank zu verlieren. Nur Fionas Geschicken ist es zu verdanken, dass sein Geschäft bald wieder in neuem Glanz erstrahlt. Doch Fiona träumt von einem ganz eigenen Geschäft. Jahre später gehört sie zu den reichsten Frauen New Yorks, doch Joe konnte sie nie vergessen. Als sie endlich Rache am Mörder ihres Vaters nehmen kann, trifft sie nicht nur Joe wieder, der Mörder setzt auch alles daran, Fiona zu beseitigen …

Was für eine außergewöhnliche Geschichte!
Jennifer Donnelly, die mir bereits in „Das Blut der Lilie“ so wunderbare Lesestunden bescherte, schaffte es auch mit dieser Geschichte, mich vollends zu verzaubern. Sie lässt im vorliegenden Roman eine ganz eigene, historische Welt auferstehen, mit Farben, Gerüchen und vielen Eindrücken, so dass ich gänzlich ins London und New York des ausgehenden 19. Jahrhunderts eingetaucht bin. An der Seite so mancher charismatischer und überaus sympathischer Figur erlebte ich Fionas Leben vom ärmlichen Teenager zur reichsten Teehändlerin New Yorks geradewegs mit und gewann sie über die Hörzeit hinweg regelrecht lieb.

Jennifer Donnellys größtes Talent ist es, eine eindrückliche, detailreiche Atmosphäre der historischen Zeit zu erschaffen und diese mit Figuren anzureichern, die allesamt beeindrucken. Hier wirkt keine Figur oberflächlich, sondern jeder noch so kleine Charakter wurde mit viel Liebe zum Detail ausgestattet. Der Bösewicht ist nicht einfach nur böse, sondern hat ebenfalls seine ganz eigene Geschichte, und so trifft dies auf viele Protagonisten dieses Romans zu.
Hinzu kommt die gefangennehmende und zu Herzen gehende Geschichte Fionas, die mich wirklich gebannt hat und ans Hörbuch fesselte.

Jeder lose Faden, der von der Autorin zu Anfang und während des Geschehens gesponnenen wurde, wird schlussendlich zu einem großen Ganzen verknüpft, so dass man am Ende am liebsten gleich wieder von vorn beginnen würde. Sie hat in authentisch wirkender Manier sogar den mysteriösen Jack the Ripper eingeflochten, der dem Plot etwas eindringlich Gefährliches dabei aber überaus atmosphärisches verleiht. In diesem Roman passt einfach jeder Faden zusammen, jede Figur sitzt am richtigen Platz und jedes Gefühl wurde bewegend dargestellt.

Sprecherin Cathlen Gawlich schafft es das besondere Flair dieser Geschichte mit ihrer tollen Stimme und genau richtigen Akzentuierung einzufangen, und daraus etwas noch viel Größeres zu machen. Durch die verschiedenen Stimmlagen, die sie jeder Figur verleiht, leben sie geradewegs auf und werden die Geschehnisse noch eindringlicher. Dieser Roman hätte keine bessere Sprecherin finden können, denn sie ist einfach großartig.

Fazit: Jennifer Donnelly beweist ein außerordentliches Erzähltalent. Sie mischt scheinbar spielend leicht eine überzeugende, historische Atmosphäre mit zu Herzen gehenden Figuren und einem spannenden, bewegenden Plot – eine Mischung, die es einem kaum möglich macht, die Geschichte aus der Hand zu legen. Sprecherin Cathlen Gawlich erweckt diese Geschichte in einzigartiger Weise zum Leben und schenkt diesem Roman durch ihre großartige Sprechweise eine ganz eigene Stimmung, die mich ganz und gar begeistert hat. „Die Teerose“ ist definitiv mein bisheriges Highlight des Jahres und ein großes Meisterwerk!

Zwischendrin: Terry Pratchett – Dunkle Halunken

Darum geht’s:
Düstere Gassen im London des 19. Jahrhunderts: Hilflose Schönheiten zittern vor dunklen Feinden, Schriftsteller versuchen sich als Detektive und mörderische Barbiere erledigen ihre Opfer nach allen Regeln der Kunst. Hier kann nur einer aufräumen – und das ist ausgerechnet der Straßenjunge Dodger. Als er auf der Suche nach den Halunken, die die schöne Simplicity überfallen haben, einen fiesen Kerl namens Sweeney Todd zur Strecke bringt, feiert ihn ganz London als Held. Doch das ruft auch einen geheimnisvollen Attentäter auf den Plan, und nicht nur der will Dodger lieber früher als später tot sehen.

“Dunkle Halunken” ist mein zweites Hörbuch von Terry Pratchett – und ich bin wiedermal enttäuscht. Denn obwohl Pratchett es sehr wohl versteht, das alte London in Handlung, Gebaren der Figuren, ungemein vielen Details und einer historischen Erzählweise aufs Perfekte auferstehen zu lassen, füllt er die Zeilen doch allzuoft mit eben solchen Dingen – mit Beobachtungen der Menschen, mit deren Gedanken anderen gegenüber usw. als mit wirklichem Geschehen. Ja, er schafft eine dichte Atmosphäre, dass ich mich beinahe selbst in diesem dunklen London wähne, aber es gelingt ihm nicht, dass ich von seinen Worten gefesselt wäre. Zwar lassen auch die Figuren an Vielschichtigkeit und ausgearbeiteten Facetten kaum Wünsche offen, dennoch muss ich eingestehen, dass in dieser Geschichte nicht viel passiert und ich mich wirklich zwingen muss, weiter zu hören.
Sprecher Stefan Kaminski hingegen, macht seine Sache wirklich ausnehmend gut. Er hat eine sehr sympathische Stimme, die er genau richtig an diese düstere Geschichte anzupassen vermag und jeder Figur die genau richtige, differenzierte Tonart verleiht.
Mittlerweile habe ich noch 5 Stunden zu hören, und ich hoffe wirklich, es passiert endlich mal etwas spannendes. :-(

Zwischendrin: Christoph Marzi – Heaven – Stadt der Feen

Darum geht’s:
Feenblut fließt in den Adern von Heaven. Aber bisher weiß das Mädchen noch nichts von ihrer besonderen Abstammung. Als die Jagd auf sie beginnt, ist Heaven ganz auf sich gestellt. David dagegen findet sein Leben ziemlich normal. Gut, seine Ex hat ihn gerade verlassen, aber kein Grund für ein Hollywood-Drama. Doch dann trifft er hoch auf den Dächern Londons Heaven. Und Davids Leben ändert sich für immer.

Ich muss eines vorweg zugeben: bisher war mir Sprecherin Katharina Thalbach unsympathisch – natürlich nur von der Stimme her. In früheren Hörproben, die ich mit ihr hörte, kam mir ihre Stimme immer ein wenig schleppend und langatmig vor, kaum Variationen im Lesen. Aber wie sehr ich mich da getäuscht habe, erfahre ich nunmehr seit über 4 Stunden, in diesem tollen Hörbuch. Und ich muss zugeben, Katharina Thalbach passt einfach perfekt zu dieser dunklen, mysteriösen und geheimnisvollen Geschichte, und sie versteht es wirklich fantastisch, Stimmungen und dramatische Höhen im Geschehen in ihre Sprechweise einzubringen. Und die Geschichte ist wirklich packend und düster, und zieht mich wahrlich in seinen Bann. Am liebsten würde ich überhaupt nicht aufhören zu hören, aber leider lässt sich das derzeit zeitlich nicht ganz so vereinbaren. Und so grüble ich also, in der hörfreien Zeit, über dieses Buch nach; über Zusammenhänge, über Kommendes und wünsche mir baldigst wieder eine Möglichkeit, weiter in diese geheimnisvolle Geschichte einzutauchen. Christoph Marzi hat ein dunkles London erschaffen, mit teils düsteren Figuren und allerlei Geheimnissen. Mittendrin zwei starke Charaktere, die ich richtig lieb gewonnen habe. Aber auch andere Protagonisten stellen eine Bereicherung dar – bei keinem weiß man so recht, was er/sie nun im Schilde führt – und machen es unmöglich, die Handlung irgendwie vorherzusehen. Einfach wunderbar!

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Zwischendrin: Kate Morton – Die fernen Stunden

Darum geht’s:
Es beginnt mit einem verloren geglaubten Brief. Ein halbes Jahrhundert hat er darauf gewartet, gelesen zu werden. Die Suche nach dem Absender führt die junge Edie nach Milderhurst Castle, wo seit Jahrzehnten die exzentrischen Blythe-Schwestern leben. Als Edie das verfallene Schloss betritt, beginnt sie zu ahnen, dass hinter den alten Mauern der Schlüssel zur rätselhaften Vergangenheit ihrer Mutter liegt …

Bei einem guten Drittel des Buches, fühle ich mich derzeit ziemlich hingehalten. Die Geschichte will für meinen Geschmack nicht so recht Fahrt aufnehmen. Zwar hat mir die Autorin mittlerweile alle Figuren sehr nah gebracht, so dass ich ihren Charakter und Wesenszüge gut einschätzen kann, und eine ganz eigene, dichte Atmosphäre aufgebaut (wie sie so typisch für Kate Morton ist) aber bisher wird das Rätselhafte – ja, es gibt etwas zu rätseln ;-) – nicht greifbar. Vielmehr vertröstet die Autorin immer wieder in dem Augenblick, wenn man kurz davor steht, es benennen zu können, was damals überhaupt in dem alten Schloss und zwischen den Figuren passierte. Dann gibt es einen Kapitelsprung – bang! – und die Spannung sinkt abrupt ins Bodenlose. Dafür schafft es Kate Morton auch schonmal knapp 50 Seiten nur von einem einzigen Abend zu erzählen, an dem wirklich überhaupt nichts nennenswertes passiert, und ich mich schon teilweise langweilte. Ich hoffe, das sich zumindest bald etwas offenbart, denn immerhin vermag es die Autorin, mich gänzlich in eine historische Zeit zurückzuversetzen, an die Seite von sympathischen Figuren. Wenn nur bald endlich mal etwas beim Namen genannt und nicht immer nur geheimnisvoll angedeutet würde!

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