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Tag Archives: Historische Romane

Rezension: Robin LaFevers – Grave Mercy – Novizin des Todes

Robin LaFevers
Grave Mercy – Novizin des Todes

Reihe: Band 1/3
Verlag: cbj
Format: broschiert, 544 Seiten
Erscheinungstermin: 09 / 2012
Preis: 14,99 €
ISBN: 9783570401569

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Seit ihrer Geburt ziert Ismaes Rücken eine riesige, hässliche Narbe – das Zeichen des Giftes, dass sie noch im Leib ihrer Mutter töten sollte. Seitdem gilt sie als Tochter des Todes und erfährt nichts als Armut, Demütigung und Prügel. Als sie vom Kloster des Heiligen Mortain aufgenommen wird, kann sie ihr Glück kaum fassen und verbringt Jahre in Studien, um sich zu einer gefürchteten Todesbotin ausbilden zu lassen. Ein Auftrag führt sie schließlich an die Seite der zukünftigen Herzogin Anne, in der Rolle der Mätresse eines Mannes, Gavriel Duval, den sie abgründig verachtet. Doch gemeinsam mit ihm, versucht sie die junge Herzoginprinzessin vor den finsteren Intrigen und Machenschaften hinterhältiger Menschen zu beschützen, die nach ihrem Herzogtum und ihrer Jugend gieren und selbst vor Mord nicht zurückschrecken. Nach und nach erkennt sie, dass sie den Menschen, denen zu vertrauen sie gelernt hat, nicht trauen darf, und andere, denen sie nicht trauen sollte, ihr Vertrauen verdienen. Als sich das dunkle Netz immer enger um sie zieht, ist ihrer aller Leben in Gefahr und Ismae muss schließlich auf ihr Herz hören und erkennt dabei, dass ihr wahrer Vater Tod nicht ohne Gnade und Liebe ist …

Schon zu Beginn ihrer Geschichte, hält sich die Autorin nicht mit bloßer Vorrede oder Einführung der Charaktere auf, sondern katapultiert ihrer Leser mitten ins Geschehen. Der Roman startet so rasant, dass man bereits auf den ersten Seiten, die Ismaes Leben eine Veränderung geben, das Mädchen ins Herz schließt und bereits hier, das Buch nicht mehr aus der Hand legen will. Ismae wurde mir während des Lesens unheimlich sympathisch; eine charismatische Figur, die durch die Geschehnisse immer weiter charakterlich wächst und schließlich zu einer starken, jungen Frau wird, die weiß, was sie will. Diese Veränderung hat mir unheimlich gefallen und passt hervorragend in den Plot und auch zur Figur selbst. Ismae ist manchmal witzig, immer mitfühlend, überraschend intelligent und zeigt einen ungebrochenen Willen. Mit ihr ist Robin LaFevers eine überaus detailreiche Charakterbildung gelungen. Aber auch viele andere Figuren, allen voran der geheimnisvolle Duval, haben mir gefallen, und mir tolle Lesestunden bereitet.

Die Autorin erzählt auf eine sehr schöne, fließende und spritzige Art, die oftmals auch ein wenig spöttisch daherkommt, und mir so manches Mal ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Ihr temporeicher Stil ermöglichte es mir, Seite um Seite so rasend zu verschlingen, dass ich mich manchmal wunderte, wie schnell ich vorankam. Aber dies ist natürlich auch den spannenden Ereignissen geschuldet, die mich immer weiter vorantrieben. Geschickt hat Robin LaFevers ihre Geschichte der Töchter des Todes in die historischen Ereignisse um Anne de Bretagne im ausgehenden 15. Jahrhundert eingewebt. Und obwohl dieser Roman mehr historisches Geschehen mit nur wenig Fantasyanteil bereithält, hat er mich voll und ganz in seinen Bann geschlagen. Die fantastischen Elemente zeigen sich hier vor allem in Ismaes Fähigkeiten und den Ritualen um den Heiligen des Todes, die jedoch nicht wie zufällig eingefügt wirken, sondern ganz untrennbar scheinen. Hier ist der Autorin eine tolle Symbiose aus beiden Genres gelungen.

Natürlich darf zwischen höfischen Machenschaften und finsteren Intrigen, eine zarte Liebesgeschichte nicht fehlen, und auch diese wirkte auf mich zu Herzen gehend. Vorallem Ismaes Zweifel, was sie mit diesen Gefühlen um Himmels Willen nur anfangen sollte – denn die Frage ist, darf eine Tochter des Todes überhaupt lieben? -, haben mir ihre Figur noch näher gebracht.

Als Leser sind wir also ganz nah dabei und verfangen uns ebenso wie die Hauptcharaktere im undurchdringlich scheinenden Netz der heimtückischen Ränkespielchen um Macht und Geld. Und bis zuletzt die Verräter langsam aufgedeckt wurden, tappte auch ich im Dunkeln.

Fazit: „Grave Mercy“ – der erste Band der Trilogie um die Töchter des Todes – bietet eine wunderbar rasante, dicht gewebte Geschichte vor dem historischen Hintergrund der Verteidigung der Bretagne gegen die Franzosen mit einigen Fantasyanteilen. Der Plot überraschte mich ein ums andere Mal, als die Geschichte wieder eine andere Wendung bekam und zeigte mir, wie genau die Autorin die Handlung geplant und durchdacht hat und diese überraschend dicht und fesselnd erzählt. Dieser Roman strotzt geradezu vor Leben, was man auch an den vielschichtig und mit vielen Details gezeichneten Figuren erkennt. Einige schloss ich direkt ins Herz und rätselte und bangte mit ihnen. Eine wunderbare Geschichte, die mich gänzlich gefangengenommen hat und in der ich eine charismatische und starke Heldin fand.

Rezension: Jennifer Donnelly – Die Teerose

Jennifer Donnelly
Die Teerose 

Verlag: Der Audio Verlag
Format: Audio-CD, 9 h 22 Minuten
Erscheinungstermin: 08 / 2011
Preis: 19,99 €
ISBN: 978-3862311002

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Im Hörbuch „Die Teerose“ trifft ein absolutes Traumpaar aufeinander: Autorin Jennifer Donnelly und Sprecherin Cathlen Gawlich.

Fionas größter Traum ist es, irgendwann mit ihrem Liebsten Joe einen eigenen Laden zu führen. Doch die Zeichen hierfür stehen denkbar schlecht, denn ihre Familie lebt in ärmsten Verhältnissen und kämpft täglich ums Überleben. Dann muss Fiona ihren Vater und die Mutter und schließlich auch zwei Geschwister zu Grabe tragen. In ihrem schlimmsten Schmerz verliert Fiona ihre Jugendliebe Joe an eine andere Frau. Als sie herausfindet, dass ihr Vater heimtückisch ermordet wurde, muss Fiona Hals über Kopf fliehen, denn auch ihr Leben und das ihres kleinen Bruders Seamus ist in Gefahr. Kurzerhand flieht sie nach New York zu ihrem Onkel Michael. Doch dieser steckt selbst in der schrecklichsten Phase seines Lebens und ist dabei seinen Laden an die Bank zu verlieren. Nur Fionas Geschicken ist es zu verdanken, dass sein Geschäft bald wieder in neuem Glanz erstrahlt. Doch Fiona träumt von einem ganz eigenen Geschäft. Jahre später gehört sie zu den reichsten Frauen New Yorks, doch Joe konnte sie nie vergessen. Als sie endlich Rache am Mörder ihres Vaters nehmen kann, trifft sie nicht nur Joe wieder, der Mörder setzt auch alles daran, Fiona zu beseitigen …

Was für eine außergewöhnliche Geschichte!
Jennifer Donnelly, die mir bereits in „Das Blut der Lilie“ so wunderbare Lesestunden bescherte, schaffte es auch mit dieser Geschichte, mich vollends zu verzaubern. Sie lässt im vorliegenden Roman eine ganz eigene, historische Welt auferstehen, mit Farben, Gerüchen und vielen Eindrücken, so dass ich gänzlich ins London und New York des ausgehenden 19. Jahrhunderts eingetaucht bin. An der Seite so mancher charismatischer und überaus sympathischer Figur erlebte ich Fionas Leben vom ärmlichen Teenager zur reichsten Teehändlerin New Yorks geradewegs mit und gewann sie über die Hörzeit hinweg regelrecht lieb.

Jennifer Donnellys größtes Talent ist es, eine eindrückliche, detailreiche Atmosphäre der historischen Zeit zu erschaffen und diese mit Figuren anzureichern, die allesamt beeindrucken. Hier wirkt keine Figur oberflächlich, sondern jeder noch so kleine Charakter wurde mit viel Liebe zum Detail ausgestattet. Der Bösewicht ist nicht einfach nur böse, sondern hat ebenfalls seine ganz eigene Geschichte, und so trifft dies auf viele Protagonisten dieses Romans zu.
Hinzu kommt die gefangennehmende und zu Herzen gehende Geschichte Fionas, die mich wirklich gebannt hat und ans Hörbuch fesselte.

Jeder lose Faden, der von der Autorin zu Anfang und während des Geschehens gesponnenen wurde, wird schlussendlich zu einem großen Ganzen verknüpft, so dass man am Ende am liebsten gleich wieder von vorn beginnen würde. Sie hat in authentisch wirkender Manier sogar den mysteriösen Jack the Ripper eingeflochten, der dem Plot etwas eindringlich Gefährliches dabei aber überaus atmosphärisches verleiht. In diesem Roman passt einfach jeder Faden zusammen, jede Figur sitzt am richtigen Platz und jedes Gefühl wurde bewegend dargestellt.

Sprecherin Cathlen Gawlich schafft es das besondere Flair dieser Geschichte mit ihrer tollen Stimme und genau richtigen Akzentuierung einzufangen, und daraus etwas noch viel Größeres zu machen. Durch die verschiedenen Stimmlagen, die sie jeder Figur verleiht, leben sie geradewegs auf und werden die Geschehnisse noch eindringlicher. Dieser Roman hätte keine bessere Sprecherin finden können, denn sie ist einfach großartig.

Fazit: Jennifer Donnelly beweist ein außerordentliches Erzähltalent. Sie mischt scheinbar spielend leicht eine überzeugende, historische Atmosphäre mit zu Herzen gehenden Figuren und einem spannenden, bewegenden Plot – eine Mischung, die es einem kaum möglich macht, die Geschichte aus der Hand zu legen. Sprecherin Cathlen Gawlich erweckt diese Geschichte in einzigartiger Weise zum Leben und schenkt diesem Roman durch ihre großartige Sprechweise eine ganz eigene Stimmung, die mich ganz und gar begeistert hat. „Die Teerose“ ist definitiv mein bisheriges Highlight des Jahres und ein großes Meisterwerk!

Zwischendrin: Kate Morton – Die fernen Stunden

Darum geht’s:
Es beginnt mit einem verloren geglaubten Brief. Ein halbes Jahrhundert hat er darauf gewartet, gelesen zu werden. Die Suche nach dem Absender führt die junge Edie nach Milderhurst Castle, wo seit Jahrzehnten die exzentrischen Blythe-Schwestern leben. Als Edie das verfallene Schloss betritt, beginnt sie zu ahnen, dass hinter den alten Mauern der Schlüssel zur rätselhaften Vergangenheit ihrer Mutter liegt …

Bei einem guten Drittel des Buches, fühle ich mich derzeit ziemlich hingehalten. Die Geschichte will für meinen Geschmack nicht so recht Fahrt aufnehmen. Zwar hat mir die Autorin mittlerweile alle Figuren sehr nah gebracht, so dass ich ihren Charakter und Wesenszüge gut einschätzen kann, und eine ganz eigene, dichte Atmosphäre aufgebaut (wie sie so typisch für Kate Morton ist) aber bisher wird das Rätselhafte – ja, es gibt etwas zu rätseln ;-) – nicht greifbar. Vielmehr vertröstet die Autorin immer wieder in dem Augenblick, wenn man kurz davor steht, es benennen zu können, was damals überhaupt in dem alten Schloss und zwischen den Figuren passierte. Dann gibt es einen Kapitelsprung – bang! – und die Spannung sinkt abrupt ins Bodenlose. Dafür schafft es Kate Morton auch schonmal knapp 50 Seiten nur von einem einzigen Abend zu erzählen, an dem wirklich überhaupt nichts nennenswertes passiert, und ich mich schon teilweise langweilte. Ich hoffe, das sich zumindest bald etwas offenbart, denn immerhin vermag es die Autorin, mich gänzlich in eine historische Zeit zurückzuversetzen, an die Seite von sympathischen Figuren. Wenn nur bald endlich mal etwas beim Namen genannt und nicht immer nur geheimnisvoll angedeutet würde!

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Neu im Regal 4 / 2014

Heute folgt Teil 2 der “Neuen”.
Hier kann wieder einmal das Ganze Ausmaß von Tauschticket bewundert werden, denn 4 der 5 vorgestellten Bücher, habe ich hierrüber ergattern können :-) .
Während “Mörderischer Auftritt” bereits gelesen ist, sind “Cold Fury” und “Das Reich der Tränen” erst im August eingezogen. Von letzterem habe ich jedoch schon viel Gutes gehört, weshalb dieses Buch hoffentlich sicherlich nicht lange auf dem SUB verbleiben wird.

Anne George: Mörderischer Auftritt

Wie gut, dass Mary Alice und Patricia Anne Plätze in der ersten Reihe ergattert haben! Denn auf der Bühne lässt eine Schar von Elvis-Imitatoren in Glitzeranzügen die Hüften kreisen. Doch wo »Miss Marple im Doppelpack« auftaucht, lässt das Verbrechen nicht lange auf sich warten. Schon stürzt ein Elvis ins Orchester – tot! Und die Mordwaffe taucht ausgerechnet in Patricia Annes Handtasche wieder auf … Maus und Schwesterherz ein weiteres Mal auf Mörderjagd.

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Liv Winterberg: Der Klang der Lüge

Sériol, 1308. Als die junge Alissende abgezehrt und verwahrlost das idyllische Pyrenäendorf erreicht, wird sie freundlich aufgenommen und erhält eine Anstellung als Magd. Dass ihre neuen Herren Katharer sind, wie viele andere Bewohner des Dorfes, bemerkt sie erst im Lauf der Zeit. Doch Glaubensfragen sind Alissende ohnehin gleichgültig, ein voller Bauch ist ihr wichtiger. Ihr Glück scheint vollkommen, als sie den Schäfer Simon kennenlernt und sich in ihn verliebt. Von seinem Sitz in Pamiers aus blickt Bischof Durand voll christlicher Sorge und Missfallen auf Sériol. Spione haben ihm zugetragen, dass dort eine »ketzerische« Ordination stattgefunden habe. Fest entschlossen, das Dorf von denen, die vom wahren Glauben abgefallen sind, zu säubern, lässt er alle Verdächtigen festnehmen. Zurück bleiben die Kinder und Alissende, die sich nun nicht mehr heraushalten kann und will …

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T. M. Goeglein: Cold Fury

Wenn du dir nicht hilfst, hilft dir keiner!

Mein Name ist Sara Jane Rispoli. Seit meinem sechsten Geburtstag habe ich Boxunterricht. Ich finde mich ganz o. k., bis auf meine Nase, die ist furchtbar, die werde ich mir wohl irgendwann operieren lassen. Ich habe einen Freund – oder zumindest so was Ähnliches. Und dann habe ich noch einen Aktenkoffer mit 96.000 Dollar in kleinen Scheinen, einer Knarre und einem Notizbuch mit belastendem Beweismaterial. Was ich nicht mehr habe, sind meine Eltern und mein kleiner Bruder. Sie sind verschwunden – und ich schwöre, ich hole sie zurück!

Sara Jane Rispoli freut sich auf ihren sechzehnten Geburtstag. Und ein Date hat sie auch schon, mit dem unwiderstehlichen Max. Doch dann verläuft der große Tag etwas anders als geplant: Ihre Eltern und ihr kleiner Bruder verschwinden. Und sie selbst wird von einem maskierten Mann angegriffen. Jede andere würde vor lauter Angst jetzt den Kopf verlieren – nicht so Sara Jane. Denn sie ist alles andere als normal: Mit sechs bekam sie Boxunterricht, mit sechzehn hat sie eine Knarre und eine beträchtliche Menge Bargeld in der Handtasche. Sara Jane kommt aus einer italienischstämmigen Familie, in der der Großvater Enzo ehrfurchtsvoll mit »Boss« angeredet und in der so manches Geschäft in ihrer Chicagoer Konditorei hinter verschlossenen Türen gemacht wird. Sie weiß, dass die Polizei ihr nicht helfen kann. Und auch sonst niemand, denn auf der Suche nach ihren Eltern stößt sie auf einige dunkle Geheimnisse. Doch Sara Jane gibt nicht auf: Sie wird ihre Familie wiederfinden …

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Nina Blazon: Totenbraut

1731, in den Wäldern Serbiens: Für eine Handvoll Gold wird das Mädchen Jasna von ihrem Vater an einen reichen Gutsbesitzer verkauft. Der rätselhafte Fremde nimmt das Mädchen mit auf seinen Hof an der Grenze zum Osmanischen Reich. Dort wird Jasna mit seinem Sohn Danilo verheiratet. Schnell stellt die junge Braut fest, dass ein schrecklicher Fluch auf der Familie lastet. Gibt es in Danilos Familie wirklich einen Vampir, wie im Dorf gemunkelt wird? Während sich die mysteriösen Vorkommnisse häufen, gerät Jasna in den Bann des faszinierenden Duschan. Aber auch er hat ein dunkles Geheimnis …

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Janine Wilk: Das Reich der Tränen

Immer wenn Mia Tränen in die Augen steigen, verlässt sie die Realität und findet sich im Reich der Tränen wieder – einer Welt mit blühenden Landschaften und Mias treuesten Freunden. Doch die Herrscherin dieses Reichs, Königin Zenoide, trachtet ihr nach dem Leben. Während Mia versucht, ihren Freund Goldiur aus dem Kerker der Königin zu befreien, findet sie heraus, dass das Reich der Tränen sehr eng mit ihrem wahren Leben verwoben ist – und sie sich in der Realität längst in den Fängen der bösen Königin befindet. Eine bewegende Geschichte über die Macht der Fantasie.

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Rezension: Bettina Szrama – Die Giftmischerin

Bettina Szrama
Die Giftmischerin 

Verlag: Gmeiner
Format: broschiert, 324 Seiten
Erscheinungstermin: 02 / 2009
Preis: 12,90 €
ISBN: 9783899777918

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Bremen im ausgehenden 18. Jahrhundert: Gesche wächst gemeinsam mit ihrem Zwillingsbruder, Christoph, im behüteten Elternhaus des Schneiderehepaares Timm auf. Obwohl es ihr an kaum etwas mangelt, strebt sie dennoch nach mehr, und beginnt schon in jungen Jahren zu stehlen und schamlos zu lügen. Als der wohlhabende Gerhard Miltenberg um ihre Hand anhält, scheinen ihre Träume endlich wahr zu werden – hübsche Kleider, rauschende Feste, dies alles könnte sie haben. Doch schon in der Hochzeitsnacht muss Gesche feststellen, dass ihr angetrauter Ehemann an einer schlimmen Krankheit leidet, die ihm während der nächsten Jahre immer wieder zu schaffen macht. Als sich Avancen anderer Männer ergeben, ergreift Gesche nur zu gern nach diesen Gelegenheiten, denn sie versprechen nicht nur Leidenschaft, sondern auch finanzielle Geschenke. Eines Tages beschließt Gesche, dass es für ihren Mann an der Zeit ist, zu sterben – sein Tod würde ihr so vieles einfacher machen. Doch Gerhards Tod ist nur der Anfang, denn von nun an scheint es einfach, die Menschen aus dem Weg zu räumen, die ihrem erträumten Leben abträglich sind …

Bettina Szrama gelingt es ausnehmend gut, das historische Bremen in ihrer Erzählung hauptsächlich durch ihre Figuren auferstehen zu lassen. Viel von diesem frühen Bremen bekommt der Leser jedoch leider nicht zu sehen, denn die Handlungen beschränken sich ausschließlich auf die Personen, und finden meist in geschlossenen Räumen statt. So sind es also eher die Charaktere, die das historische Flair transportieren, doch dies gelingt der Autorin durch deren Sprache und Benehmen scheinbar spielend leicht.

Leider gab es nur wenige Protagonisten, die mir in diesem Roman wirklich sympathisch wurden. Außer den Eltern Timm und einer Handvoll anderen, scheint jeder ausschließlich auf die Erfüllung der eigenen Interessen bedacht, und dabei scheint jedes Mittel Recht zu sein. Besonders die Hauptfigur Gesche blieb mir während der gesamten Lesezeit unsympathisch und brachte mich teilweise dazu, das Buch wegzulegen. Auch wenn die Autorin das Wesen der Mörderin, die es immerhin tatsächlich gab, wahrscheinlich beispiellos gelungen in diesem Roman auferstehen ließ, fand ich Gesche mit jedem Kapitel abstoßender. Schlussendlich machte sie vor keinem Mord halt (auch dem an ihren kleinen Kindern nicht), auch wenn er ihr noch so wenige Taler einbrachte, und vergiftete schlussendlich 30 Menschen, von denen die Hälfte eines grausamen Todes starb.

Der Buchtitel „Die Giftmischerin“ scheint mir nach Lektüre diesen Romans, der auf historisch belegten Tatsachen beruht, etwas überspitzt, denn sie mischt kein Gift, sondern bringt ihre Opfer mittels Arsen, dass sie in Mäusebutter erwirbt, um. Der Titel „Giftmörderin“, wie die Autorin Gesche im Nachwort nennt, ist meines Erachtens treffender. Ich persönlich hatte etwas andere Erwartungen an diese Geschichte, die u.a. durch den Titel des Buches aufgekommen waren.

Auch wenn das historische Flair mich durchweg überzeugen konnte, so zogen sich die Geschehnisse manchmal ziemlich in die Länge. Ich habe lange Zeit an diesem Buch gelesen, mich immer wieder überwinden müssen, weiterzulesen, was ich zum Großteil den wenig gefangennehmenden Figuren zur Last legen möchte.

Fazit: Die Giftmischerin” ist ein Buch, dass ich manchmal gern zur Seite gelegt und nie wieder weiter gelesen hätte. Das jedoch nicht etwa, weil die Geschichte an sich schlecht gewesen wäre, sondern weil ich die Hauptperson, die Mörderin, schrecklich fand – wahrscheinlich deshalb, weil dieser Roman auf realen Tatsachen beruht. Die meisten Morde in diesem Buch sind also keineswegs erfunden, und während Gesche ihre Kinder, Eltern und alle Nahestehenden nach und nach umbrachte, fand ich sie immer schrecklicher und schrecklicher. Doch Autorin Bettina Szrama muss man zugute halten, dass sie einen wirklich historisch sehr dichten und überzeugenden Roman geschrieben hat, der mich gänzlich ins Deutschland des anfänglichen 19. Jahrhunderts versetzte. Ein historischer Roman, der also eine perfekte Basis bietet, mich jedoch aufgrund der berühmtesten – und für mich überaus abstoßenden – Mörderin Deutschlands sowie so manch anderer wenig sympathischen Figur, einfach nicht für sich einnehmen konnte.