Die letzten Rezensionen

Category Archives: Fantasy

Rezension: Franka Lyra Stolz – Der Flug des Nachtfalters – Das mechanische Herz 1

Die junge Adlige Integra muss sich verheiraten, zumindest sähe das ihre geliebter Vater gern. Dabei würde Integra lieber ihre Tage in wildem Galopp auf ihrem Hengst Alistair oder mit anderen so überhaupt nicht damenhaften Sachen verbringen. Schließlich nimmt sie jedoch den Antrag des ehemaligen Offiziers Lord Wotton, wenn auch ein wenig widerstrebend, an. Doch schon bald entpuppt sich ihr Ehemann alles andere als liebenswürdig und Integra sucht Zuflucht in den Armen des ehemaligen Stallknechts ihres Vaters. Dass sie damit Simons und ihr Schicksal besiegeln könnte, ahnt sie nicht. Erst durch die Hilfe des geheimnisvollen Comte d’Arcy gelangt sie in die Freiheit zurück. Doch zu welchem Preis? Der Comte weiht sie in ein grauenhaftes Geheimnis ein: die Welt der Vampire Londons. Schließlich soll Integra für den Geheimbund der Vampire ein äußerst seltenes und wertvolles Artefakt wiederfinden. Zuerst jedoch führt sie ihre Reise nach Schottland, um das familieneigene magische Grimoire zu beschaffen …

Wieder einmal ein Roman, dessen Klapptext mich sofort faszinierte, und den ich nicht erwarten konnte, zu lesen. Und wieder einmal ein Buch, dass die Versprechen jenes Klapptextes nicht halten kann. Vielmehr entpuppte sich die Geschichte bis zu Zweidrittel als bloße historische Erzählung, die zu Anfang ganz kurz ein wenig ins Erotische hineinblicken ließ. An sich ist das ja auch nicht verkehrt, und eines muss ich Franka Lyra Stolz zugestehen: sie hat es geschafft, dass ich mich im viktorianischen England glaubte. Dabei war vorallem Integra selbst, die Bescheibungen der Autorin und angenehm historische Dialoge ausschlaggebend. Doch wenn auch Integra vorzüglich als junge Adlige des ausgehenden 19. Jahrhunderts dargestellt wird – manchmal sehr herrisch, über andere erhaben und naiv – so war sie mir gleich auf den ersten Seiten unsympathisch. Integra ist in meinen Augen keine Figur, die man ins Herz schließt. In ihrem Wesen ist einfach kein Platz für richtige Liebe. Und genauso empfand ich die Liebesgeschichte, die es meines Erachtens nur im Klapptext dieses Buches gibt. Integra mag den Stallburschen Simon und verbringt gern Zeit mit ihm außerhalb und innerhalb ihres Bettes (wovon man in beiden Fällen jedoch kaum erfährt). Mehr jedoch nicht. Von einer „traumhaften Liebesgeschichte“, wie der Klapptext verkündet, konnte ich leider überhaupt nichts spüren. Dazu blieben die Figuren einfach zu oberflächlich.
Statt den Figuren mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit zu verleihen, liegt das Augenmerk der Autorin jedoch mehr auf der Ausgestaltung des Historischen, um glaubhaft diese Zeit darzustellen. Wenngleich ihr dies bestens gelungen ist, verliert sie sich manchmal in allzu ausschmückenden Beschreibungen von Gebäuden, Kleidern und ähnlichem und trumpft mit so manchem Fach- bzw. „historischem Fremdwort“ auf. Wer weiß schon, was Oktav- oder Quartbände sind, ganz zu schweigen von winzigen Elzeviriana im Duodezformat?
Als dann im letzten Drittel endlich das phantastische Geschehen in Gang kommt, war ich noch mehr enttäuscht, denn auch hier bleibt die Autorin in ihrer Erzählung sehr vage und irgendwie auch unglaubhaft.
Das Ende beschert dem Leser dann noch eine hübsche Liebesszene mit allerlei Erotik, doch auch hier waren für meinen Geschmack zu viele fragende Blicke der beiden Figuren dabei und es wirkte ein wenig in die Länge gezogen …

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Rezension: Engel lieben gefährlich

In Elionore Brevents Leben ist so etwas wie Normalität eingekehrt. Nicht nur, dass sie mit ihrer Liebe, dem Werjaguar Vincent, zusammenlebt, auch Nicolas, dem hexenden Vampir hilft sie, seine magischen Fähigkeiten nutzen zu lernen. Bei einem seiner magischen Versuche allerdings, geht etwas mehr als schief. Jemand scheint Nicolas benutzt zu haben, um in unsere Welt zu gelangen. Schon bald tritt die Engeldame Florentine auf den Plan, die Nicolas beschützen will. Doch wovor, fragt sich Elionore zuerst, ahnt sie doch noch nicht einmal, was bald auf sie zukommt. Zudem muss Eli feststellen, dass sie rein gar nichts über Vincent wusste. Ein Teil seiner Vergangenheit offenbart sich jedoch bald, denn Vincent muss geschäftlich nach Südamerika. Gerade als Eli ihn am dringensten gebrauchen könnte. Denn Nicolas ist verschwunden, und sie muss sich auf die Hilfe eines blonden und recht wehrlosen Engel sowie eines gefallenen und mitunter ziemlich böse dreinschauenden Ex-Engel verlassen. Ob das gut geht?

Was war ich vom Vorgängerband „Eine Hexe zum Verlieben“ doch begeistert. Umso gespannter war ich auf dieses Buch; Abenteuer Nummer zwei mit Elionore, Vincent und Nicolas. Doch ehrlich, ich war schnell ernüchtert. Zum einen mag dies an den Figuren liegen. Während altbekannte Charaktere wie Eli, Vincent und Nicholas vorallem zu Beginn mich oftmals zum Schmunzeln brachten, blieben neu hinzukommende Protagonisten, wie die Engeldame Florentine, der Ex-Engel Pax und die Erdhexe Heya eher blass und kitschig. Die Autorin versucht Pax böse und düster darzustellen, was für meinen Geschmack absolut nicht gelingt. Er wirkt manchmal sogar eher weich, während er zu anderen Gelegenheiten wieder den harten Engel raushängen lässt und das will für mich beides nicht so recht zusammenpassen. Auch Florentine war mir oft einfach zu kitschig.

Hinzu kommt der dermaßen erzwungene Wortwitz, den Kristina Günak hier einbringt, der zwar stellenweise wirklich lustig, in dieser rauen Menge jedoch für mich einfach nur noch nervig war. Denn, ganz ehrlich, von Handlung ist hier nicht viel zu lesen. Die Figuren sind vielmehr damit beschäftigt komisch und witzig und sarkastisch und was nicht sonst noch zu sein, dass man nicht von einem wirklichen Plot sprechen kann. Ganz zu schweigen von Spannung.
Nachdem ich nach der ersten Hälfte bereits eine Pause einlegte, um mal wieder etwas zu lesen, was nicht krampfhaft lustig sein wollte, habe ich das Buch jedoch kurz nach dem zweiten Anlauf erneut abbrechen müssen.

Ich weiß, dass Kristina Günak einen fantastisch ersten Teil um die zaubernde Immobilienmaklerin geschrieben hat, denn dieser hat mich richtig in seinen Bann geschlagen. Vielleicht war ja gerade einfach für mich die falsche Zeit für dieses zweite Buch. Eine Chance werde ich ihm defintiv zu anderer Zeit geben.

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Rezension: Ilona Andrews – Ruf der Toten – Stadt der Finsternis 5

Seit Kate den Orden endgültig verlassen hat und ihr eigenes Geschäft führt, kann sie die Dinge etwas ruhiger angehen. Denn obwohl sie gern mit ihrer eigenen Detektei voll durchstarten würde, fehlt ihr etwas ganz entscheidendes: Kunden. Als René, von den berüchtigten Red Guard, durch ihre Tür tritt, scheinen sich die Dinge schlagartig zu ändern. Adam Kamen, ein Klient, ist entführt worden, ein Mitglied von Renés Team grausam ermordet. Als Kate sich an die Ermittlung des Falls macht, scheinen plötzlich von überall her Gegner auf den Plan zu treten. Schon bald findet sie heraus, dass Adam Kamen an einer ganz besonderen Maschine gearbeitet hat, die die magische Bevölkerung Atlantas vernichten soll. Als Kates Adoptivtochter Julie lebensbedrohlich verletzt und Kamens Maschine aktiviert wird, überstürzen sich die Ereignisse …

Abermals zeichnet das Autorenteam Ilona Andrews eine düstere Atmosphäre. Magiewellen überfluten Menschen und Technik, und drängen beide immer weiter zurück. Ganze Straßenzüge Atlantas sind unbewohnbar und werden von finsteren, magischen Kreaturen heimgesucht. In dieser dunklen Zeit leben Menschen, Gestaltwandler, Vampire und andere Wesen nebeneinander. Mittendrin Kate Daniels, eine junge, charismatische Frau, aber auch eine Killerin, zum Überleben  und Töten ausgebildet. Doch Kate ist weicher geworden, ist sie seit kurzem doch offiziell die Partnerin vom Herrn der Bestien und bewohnt die Festung, sicherer Hort der Gestaltwandler.

Dieser fünfte Band hat etwas ganz entscheidendes eingebüßt, dass allen Vorgängerbänden innewohnte: die Duelle und hitzigen Wortgefechte zwischen Kate und Curran, dem Herrn der Bestien. Man war sich irgendwie nie so recht sicher, mögen sie sich nun oder nicht? In dieser Hinsicht kommt die Geschichte ein bisschen verweichlichter rüber, wenngleich sich die beiden nur ein paar weniger Auseinandersetzungen bieten als früher und auch hier wieder für den einen oder anderen Witz sorgen, der mich schonmal richtig loskichern ließ.

Auffällig ist, dass Kate nicht mehr ganz so hart gezeichnet ist. Das tut der Geschichte jedoch keinen Abbruch. Man hat sie gern, so wie sie ist, und ist dankbar für jedes Krümelchen Informationen über Kates Vergangenheit, die mit diesem Roman immer klarer wird. Leider, und das ist auch schon das einzige Manko, dass man diesem Buch anrechnen kann, nehmen die Geschehnisse etwas langsam Fahrt auf, wenngleich das Autorenduo dies geschickt mit zwischenmenschlichen Ereignissen zu kaschieren versucht, gelingt dies jedoch nicht ganz. Und so liest man zwar dennoch gerne weiter, richtig Spannung will allerdings nicht immer aufkommen.

Fazit: Ja, dieser fünfte Band der Reihe „Stadt der Finsternis“ ist schwächer als die Vorgängerbände. Aber das zeigt sich eher daran, dass dieser Roman nicht ganz so gewalttätig und düster und mit etwas Langsamkeit im Mittelteil daherkommt. Genossen habe ich dennoch jede Zeile.

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Rezension: Licia Troisi – Eltanins Verrat – Drachenschwester 2

Sofia ist totunglücklich. Während ihr Adoptivvater, Professor Schlafen, in Bulgarien unterwegs ist, um einen neuen schlafenden Drakonianer aufzuspüren, muss sie in Lidjas Zirkus erniedrigende Clownvorstellungen geben. Und überhaupt: wer möchte schon in dem langweiligen Benevent sein, wenn auch Budapest zur Wahl gestanden hätte. Doch es hilft nichts. Lidja und Sofia müssen die nächste Frucht finden, und während der Professor im Ausland ist, muss Sofia nun mal mit dem Zirkus vorlieb nehmen. Als dann eine seltsame alte Frau auftaucht und Sofia bei diesem Jungen richtiges Herzklopfen bekommt, scheinen ungeahnte Ereignisse seinen Lauf zu nehmen. Wer ist dieser fremde Junge, der dasselbe Mal auf der Stirn trägt, wie Sofia und Lidja, und doch zum Feind zu gehören scheint?

Genau, wie im ersten Band der Dachenschwester-Reihe, „Thubans Vermächtnis“, war mir Sofia auch in diesem Band nicht gleich so richtig sympathisch. Doch anders als im Vorgängerroman änderte sich dies die ganze Geschichte hindurch nur wenig. Während die Fantasyelemente – das untergegangene Drakonien und dessen Geschichte sowie das Erwachen der Drachen in den beiden Mädchen Sofia und Lidja – mich im ersten Band richtig in den Bann gezogen haben, wartet dieser zweite Band nur sehr spärlich mit diesen auf. Vielmehr lesen wir bis zur guten Hälfte des Buches kaum von irgendwelchen magischen Ereignissen und stehen Sofia und Lidja bei mehr oder weniger schweren Teeniesorgen zur Seite.

„Eltanins Verrat“ beginnt eher gemächlich und nimmt im gesamten Verlauf der Geschichte nur sehr wenig Fahrt auf. Zwar beginnt ein – wie kann es anders sein – Kampf erneut zwischen Drachen und Lindwürmern, und Sofia und Lidja müssen wieder einmal großen Mut beweisen, doch bleibt auch dieser Höhepunkt recht lahm. Das Geschehen wird zu einfach und schnell abgefertigt: die Mädchen geraten in Bedrängnis, es geht kurz hin und her, und fertig, das wars. Der Kampf ist einfach zu oberflächlich und viel, viel zu kurz erzählt. Wirklich schade, denn man merkt der Geschichte sehr wohl an, dass gerade dieser Showdown das eigentliche Highlight des Buches darstellen soll; und das konnte mich leider nicht überzeugen.

Auch in punkto Charaktere hat mich dieser Roman ein bisschen enttäuscht. Lidja, Sofia und Professor Schlafen kommen unglaublich oberflächlich daher. Nur mit Fabio habe ich in diesem Roman gelitten, dessen schwere und einsame Kindheit wohl niemanden kalt lassen dürfte.

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Rezension: Ben Aaronovitch – Die Flüsse von London

Peter Grant ist ein junger eher ungewöhnlicher Police Constable: er lässt sich leicht ablenken, hat einen Hang zu Naturwissenschaften und soll seinen Dienst als Polizist ausgerechnet in einem Büro mit Papierkram fortführen. Da kommt ihm der Mord bei der Schauspielerkirche Londons und der einzige Zeuge des Verbrechens, Nicholas Wallpenny, gerade recht. Doch Nicholas ist ein Geist. Die Vernehmung des Geistes ist es schließlich, die Peter einen Stelle als Zauberlehrling in Londons kleinster und geheimster Einheit einbringt. Sein einziger Kollege ist sein Meister Thomas Nightingale, der, wie Peter schon bald herausfindet, wirklich zaubern kann. Neben seiner Lehre der Magie, gilt es jedoch nicht nur den Mörder zu finden, der scheinbar wahllos Menschen auswählt, die sich anschließend die Köpfe einschlagen, sondern auch Vater und Mutter Themse, Götter des Flusses, sowie deren Nachkommen miteinander zu versöhnen … keine leichte Aufgabe für einen Lehrling …

„Die Flüsse von London“ ist wirklich mal etwas anderes. Ben Aaronovitch schafft es, seine Geschichte mit einer gewissen Portion Humor zu erzählen, und das ist wirklich unterhaltsam zu lesen.
Alles, was man bisher über Fantasywesen kannte, wird hier reichlich verändert und wissenschaftlich neu erklärt. Der Autor hat dabei eine gänzlich eigene magische Welt aufgebaut, in der es viel Neues zu entdecken gibt. Neben Geistern und deren Beschwörung, lernen wir so auch, dass jeder Fluss Londons durch einen Menschen mit reichlich Magiepotenzial verkörpert wird – die, ganz ähnlich wie normale Menschen, ihren ganz eigenen Charakter haben können.

Man könnte meinen, Ben Aaronovitch war früher einmal Polizist, zumindest hat er diesen Roman vollgepackt mit allerhand (Pseudo-?)Wissen über die englische Polizeiarbeit, das er immer wieder lehrreich in die Geschichte einbringt. Leider schweift er dabei oft und gern auch ein längeres Stückchen ab, so dass die Handlung manchmal etwas ins Stocken gerät. Auch Peters Wissen über die Naturwissenschaften, mit der er alles zu erklären versucht, bringt die ein oder andere Länge in die Geschichte, und ehrlich, manchmal konnte ich den ganzen Erklärungen nicht folgen (und habe sie mehr oder weniger überlesen).

Doch trotz einer stellenweise etwas zähen Geschichte, war ich gern an Peters Seite im heutigen London und habe mit ihm diese neue, magische Welt entdeckt. Ben Aaronovitch schafft es zeitweise auch richtiggehend spannend und kurzweilig zu erzählen, und Peter von einem Abenteuer ins nächste zu schicken. Viele Figuren waren mir beim Lesen sympathisch und haben diese Geschichte wirklich bereichert. …

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