Die letzten Rezensionen

Category Archives: Kinder- Und Jugend

Rezension: John Connolly – Das Portal der Dämonen

Wer „Das Portal der Dämonen“ in Händen hält und sich den Klapptext genauer durchliest, könnte meinen, dass dies wieder einmal ein Buch ist, in dem ein Kind das Böse besiegt – ein Inhalt also, wie man ihn vielleicht schon dutzendfach gelesen hat. Doch wer so denkt, der irrt. Denn dieser Roman ist soviel mehr, dass derjenige, der dieses Buch nun wieder weglegt, wirklich etwas verpassen würde!

John Connolly übernimmt in seinem Roman „Das Portal der Dämonen“ die Rolle des Erzählers – und das kann er richtig gut. Voller Witz und Ironie erzählt er fesselnd und mit vielen Infos bestückt eine spannende Geschichte. Helden in diesem Buch gibt es viele: In der Welt der Menschen wären da natürlich Samuel und sein mutiger kleiner Dackel Boswell, die man augenblicklich ins Herz schließt, Samuels Freunde Tom und Maria und die beiden Kirchenherren Pfarrer Ussher und sein Messdiener Mr Berkeley, die es in diesem Buch mit fiesen Untoten zu tun bekommen. Nurd, die Geißel der fünf Gottheiten, entpuppt sich als netter Dämon und Held der finsteren Seite, denn er wollte zwar auch gern die Welt beherrschen, aber lange nicht so grausam wie der große Verderber versteht sich. Und dann ist da noch ein kleiner Dämon, der versucht die Ängste der Menschen zu verkörpern und dabei schonmal meilenweit daneben liegt.

Dieser Roman strotzt geradezu von Figuren, die man einfach nur mögen kann und denen man im Kampf gegen das Böse gern zur Seite steht. Außerdem schaffen sie es, einen immer wieder zum Lachen zu bringen und lassen dieses Buch zu einem echten Pageturner werden. Der Autor hat dabei auch auf der dunklen Seite Charaktere („nette“ Dämonen also) geschaffen, die einem sofort sympathisch sind und diese Geschichte um ein vielfaches interessanter machen. Diesen Roman  wegzulegen scheint undenkbar.

Dieses Buch ist ein besonderes Buch! Dank dem witzigen „Erzähler“ – der, nebenbei bemerkt, in dutzenden Fußnoten gern immer wieder abschweift und von dem man noch das ein oder andere lernen kann – tut sich dem Leser ein spannendes Abenteuer auf mit vielen Helden, die diese Geschichte zu einem fesselnden Lesespaß machen; und man am liebsten gleich nochmal von vorn beginnen würde.

Fazit: „Das Portal der Dämonen“ ist witzig, skurril, rasant und unglaublich spannend – ein Buch also, das seine Leser nicht nur in Atem hält, man hat auch richtig Spaß dabei. Das erste Kinderbuch aus John Connollys Feder – und man kann nur hoffen, dass diesem viele, viele weitere folgen werden. Lesen!

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Rezension: S. Blakley-Cartwright / D. L. Johnson – Red Riding Hood – Unter dem Wolfsmond

Ich war sehr gespannt auf das Buch: eine  Neuverfassung von „Rotkäppchen“, jedoch im aktuellen Mainstream um Werwölfe & Co. angesiedelt.

Zunächst gelingt es der Autorin überraschend gut ihre Leser in die Welt der kleinen Valerie zu entführen, einem Mädchen, dass lieber auf Bäume klettert, die Einsamkeit sucht und sich anders fühlt als die übrigen Bewohner von Daggorhorn. Sarah Blakley-Cartwright schafft es hier mit einer eindringlichen Schreibweise dem Leser Valerie ganz nahe zu bringen und schon bald hat man das kleine Mädchen gern.

Doch was so vielversprechend begann, geht leider schon sehr bald in eine eher einfache „Berichterstattung“ über. Dann legt die Autorin den Schwerpunkt ihrer Erzählung auf das bloße Schildern der Ereignisse. Die Gefühle ihrer Figuren werden kaum greifbar. Der Tod von Valeries Schwester zum Beispiel, die Trauer, die die Familie eigentlich heimsuchen sollte, wird oberflächlich erzählt und schon auf der Totenfeier der Schwester machen sich Valerie und ihre Mutter Gedanken um die bevorstehende Verlobung mit Henry Lazar. Auch die „Liebe“ zu Peter wird nahezu absurd erzählt. Die beiden sahen sich zuletzt vor zehn Jahren, und schon nach nur einem einzigen Tag, an dem sie kaum ein Wort miteinander wechseln konnten, schworen sie sich Liebe.

Während die Geschichte im Weiteren oberflächlich bleibt, muss man der Autorin jedoch zugute halten, dass sie es wirklich geschafft hat, eine enorme Spannung aufzubauen – ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Obwohl Sarah Blakley-Cartwright mehr die Ereignisse schildert als wirklich eine eindringliche Geschichte zu erzählen und viele, viele Figuren dem Leser fremd bleiben, war ich doch gebannt, wer denn nun der Werwolf sein würde. Doch auch hier wurde ich enttäuscht: die Autorin macht viele vage Andeutungen, sogar Valerie selbst gerät in Verdacht. Leider bringt das Ende hier keine wirkliche Auflösung. Vielmehr blieb der Ausgang der Geschichte ebenso vage, wie die ganze Geschichte und ließ mich frustriert zurück.

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Rezension: Nina Blazon – Ascheherz

Was war ich von „Faunblut“ begeistert! Aus diesem Grund habe ich mit hohen Erwartungen begonnen „Ascheherz“ zu lesen und war schnell etwas enttäuscht, denn zuerst fand ich keinen richtigen Zugang zum Buch. Nina Blazons Ideen lasen sich zwar gut, aber so richtig konnte ich mit Summer – der Hauptfigur – nicht warm werden. Doch Nina Blazon ist und bleibt nun mal eine großartige Erzählerin und so habe ich den Sog, den die Geschichte schon bald auf mich ausübte, nicht sofort bemerkt. Erst, als ich – Stunden später – aus dem Buch auftauchte, überrascht von der „Wirklichkeit“, da wusste ich, ich muss unbedingt weiter lesen. Und plötzlich war ich mittendrin, ganz nah bei Summer und all den vielen anderen Figuren, denen die Autorin Leben einhauchte, mitten im Nordland in einem Krieg zwischen den Todesbringerinnen – den Zorya – und den Unsterblichen. Denn Summer ist eine Zorya, die den Sterbenden mit einem Kuss den Tod bringen. Doch ein Mensch hat dem Tod ein Schnippchen geschlagen und ist unsterblich geworden. Und er hat nur ein Ziel: Alle Zorya vernichten.

Nina Blazon beweist auch in diesem Buch, dass sie eine begnadete Erzählerin ist. Und während der Buchmarkt von Vampiren, Werwölfen und deresgleichen überschwemmt wird, darf man sich in ihren Romanen auf frische, tolle Ideen fernab vom Mainstream freuen. Und Ideen scheint die Autorin reichlich zu haben und ein besonderes Gespür diese dem Leser nahe zu bringen.

„Ascheherz“ ist mein zweiter Roman aus der Feder von Nina Blazon, und wie schon in „Faunblut“ überrascht die Autorin mit einer wunderbaren Erzähllust, die man beim Lesen richtig spüren kann.

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Rezension: Patrick Ness & Siobhan Dowd – Sieben Minuten nach Mitternacht

Siobhan Dowd schrieb kurz vor ihrem Tod den Grobentwurf für dieses Buch, den Schriftstellerkollege Patrick Ness später auf Bitten des Verlages aufnahm und seine eigene Geschichte daraus machte. Und diese ist ihm überaus fantastisch gelungen!

Als ich dieses Buch aufschlug und mal hier und mal dort ein paar Zeilen las, war es auch schon um mich geschehen – ich konnte plötzlich nicht mehr aufhören zu lesen …

Conor O’Malley ist eine Figur, die man nur augenblicklich ins Herz schließen kann. Patrick Ness hat mit ihm eine beindruckende Figur erschaffen, wie man sie nur selten in einem Buch findet. Mit psychologisch-sicherem Gespür zeichnet der Autor die Gefühle eines Kindes, dessen Mutter an Krebs erkrankt, so eindrucksvoll und authentisch, dass man beim Lesen richtig gefangen genommen und uns Conor Seite um Seite immer noch sympathischer wird.
Gleichzeitig wächst im Leser ein beklemmendes Gefühl, denn der Autor hat in diesem Buch keine leichte Kost verarbeitet, sondern eine Geschichte aufgegriffen wie sie wahrscheinlich viel zu oft tatsächlich passiert.

Dank Ness’ lockerem und zugleich ausdrucksvollem Schreibstil fliegt man geradezu von Seite zu Seite und ist tief in dieser Geschichte versunken. Conor wird einem dabei nicht nur zum Freund, man kann dieses Buch beim besten Willen einfach nicht aus der Hand legen. Es ist wirklich erstaunlich wieviel Gefühl Patrick Ness in dieses Buch hinein gepackt hat. So muss man noch lange, lange nach dem Lesen über Conor und seine Erlebnisse nachdenken – ein bewegendes Buch, dass wohl kein Auge trocken lassen wird!

Fazit: Dieses Buch packt dich und reißt dich mit sich fort! „Sieben Minuten nach Mitternacht“ ist eine wunderbare und sogleich unendlich traurige Geschichte – und eines der gefühlvollsten und ausdrucksstärksten Bücher, die ich je gelesen habe.

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Rezension: Melissa Fairchild – Himmelsauge

Geschickt erzählt Melissa Fairchild in “Himmelsauge” – dem ersten Band der Reihe “Die Geheimnisse des Brückenorakels” – von einer Jagd durch unser London und weiß diese Stadt auf beeindruckende Weise mit magischen Figuren und Geschichten anzureichern. Nebenbei lässt Melissa Fairchild ein ganz anderes London in ihrem Feenreich aufleben, mit mittelalterlichem Touch, allerhand Zauberwesen und einem rasanten Geschehen.

Die Autorin hat mit ihrer Hauptfigur Avi einen Charakter entstehen lassen, der einem von der ersten Seite an ans Herz wächst. Gemeinsam mit ihm macht man eine magische Entdeckung nach der anderen im ansonsten düster anmutenden London. Da gibt es im Keller einer großen Bibliothek einen Ort, an dem Nymphen die Erinnerungen aller Menschen nieder schreiben und in dicken Büchern aufbewahren. Auch so manchem Tier darf man nicht trauen, könnte es sich doch als Kobold herausstellen.

Neben Avi überzeugen auch die übrigen Figuren und sind erstaunlich vielschichtig gestaltet. Zu meiner Überraschung kommt die Autorin gänzlich ohne Schwarzweiß-Malerei aus und so manche Figur scheint nicht das zu sein, für das man sie zuerst hält. Freund ist nicht unbedingt Freund und auch als Leser tappt man in so manche Falle eines Protagonisten, bei dem man sich eigentlich so sicher war, dass dieser zu den „Guten“ gehört.

Melissa Fairchild weiß in „Himmelsauge“ von einem Abenteuer nach dem anderen zu erzählen und das auf eine temporeiche und wendige Art. Das Geschehen vorauszusehen ist in diesem Buch einfach unmöglich und man lässt sich an Avi’s Seite gern darauf ein und ist gespannt, was der junge Prinz noch erleben wird.

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