Die letzten Rezensionen

Category Archives: Buchbesprechungen

Rezension: Hailey Lind – Kunstfehler – Die Fälle der Annie Kincaid 1

Annie Kincaid wäre eine der besten Kunstfälscherinnen der Welt, hätte sie nicht beschlossen ihren Unterhalt mit ehrlicher Arbeit zu verdienen. Und so schuftet sie in ihrem eigenen True/Faux Studio nahezu rund um die Uhr, um alle Rechnungen bezahlen zu können. Dem Verschwinden des echten Caravaggios und gleichzeitigen Auftauchen zweier wirklich beeindruckender Kopien desselbigen im Brock Museum auf den Grund zu gehen, dazu hat Annie eigentlich keine Zeit. Wäre da nicht der Hinweis, dass ihr Großvater und sein Bekannter – zwei begnadete Kunstfälscher – in dieser Sache mit drin stecken. Doch wo ist der echte Caravaggio? Wer hat den Nachtwächter des Brock Museums umgebracht? Wo steckt Ernst, der Museumskurator, mit dem Annie sich kurz vor seinem Verschwinden über den falschen Caravaggio unterhalten hat? Und wie ist Annie nur in diese Sache hineingeraten? Als hätte sie damit nicht schon genug am Hals, tritt auch noch der neue, und zugegeben ganz passabel aussehende, Vermieter ihres Studios auf den Plan, der horrende Mieten anstrebt und damit Annies ehrliches Leben zunichte machen könnte …

Annie Kincaid ist eine sympathische Hauptfigur, die sehr überzeugend und sehr einnehmend daherkommt. Gerade zu Anfang fand ich durch sie einen besonders leichten Zugang zur Geschichte, einfach, weil man diese Frau fast augenblicklich ins Herz schließt. Leider verliert sich später dieser tolle Charakter in etwas zu viel Oberflächlichkeit und erzwungener Dramatik. Manchmal reagierte Annie einfach nicht so, wie man das für eine „normale“ Frau erwarten würde, immerhin ist sie keine Ermittlerin und sollte bei einer Entführung schon ein bisschen mehr Angst zeigen.

Hailey Lind hat eine ganz eigene Kunstfälscherszene aufgebaut und lässt Annie desöfteren aus ihrem Wissen plaudern. Das verdichtet die ganze Geschichte und schafft eine stimmige Atmosphäre. Annies Humor trägt das übrige dazu bei, dass man einfach gerne in diese Geschichte eintaucht, auch wenn echte Spannung die ganze Zeit über nicht wirklich aufkommt.

Gefallen hat mir der überaus smarte Kunstdieb, mit dem Annie schon bald Bekanntschaft macht. Seine unzähligen erschwindelten Identitäten, sein unvorhersehbares Handeln (immerhin lässt er Annie das ein oder andere Mal sogar im Stich), aber auch seinen Beschützerinstinkt machen ihn irgendwie liebenswert. Da fragt man sich schon bald, wer wohl besser zu Annie passen würde, der gewitzte Dieb oder der zurückhaltende Vermieter?

Auch wenn ich während des Lesens nicht den gehofften Sog verspürte, so hat mich „Kunstfehler“ doch zumindest sehr angenehm unterhalten. Die Geschichte ist weder blutig, noch brutal, sondern eher im „alternativen Krimibereich“ anzusiedeln, bei dem es nicht vordergründig um blutige Morde geht. Hier sind es eher die vielen Details, der Witz und natürlich die Kunstfälscherszene, die herausragen und zu unterhalten wissen. Auf Annies nächsten Fall bin ich definitiv gespannt!

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Rezension: Engel lieben gefährlich

In Elionore Brevents Leben ist so etwas wie Normalität eingekehrt. Nicht nur, dass sie mit ihrer Liebe, dem Werjaguar Vincent, zusammenlebt, auch Nicolas, dem hexenden Vampir hilft sie, seine magischen Fähigkeiten nutzen zu lernen. Bei einem seiner magischen Versuche allerdings, geht etwas mehr als schief. Jemand scheint Nicolas benutzt zu haben, um in unsere Welt zu gelangen. Schon bald tritt die Engeldame Florentine auf den Plan, die Nicolas beschützen will. Doch wovor, fragt sich Elionore zuerst, ahnt sie doch noch nicht einmal, was bald auf sie zukommt. Zudem muss Eli feststellen, dass sie rein gar nichts über Vincent wusste. Ein Teil seiner Vergangenheit offenbart sich jedoch bald, denn Vincent muss geschäftlich nach Südamerika. Gerade als Eli ihn am dringensten gebrauchen könnte. Denn Nicolas ist verschwunden, und sie muss sich auf die Hilfe eines blonden und recht wehrlosen Engel sowie eines gefallenen und mitunter ziemlich böse dreinschauenden Ex-Engel verlassen. Ob das gut geht?

Was war ich vom Vorgängerband „Eine Hexe zum Verlieben“ doch begeistert. Umso gespannter war ich auf dieses Buch; Abenteuer Nummer zwei mit Elionore, Vincent und Nicolas. Doch ehrlich, ich war schnell ernüchtert. Zum einen mag dies an den Figuren liegen. Während altbekannte Charaktere wie Eli, Vincent und Nicholas vorallem zu Beginn mich oftmals zum Schmunzeln brachten, blieben neu hinzukommende Protagonisten, wie die Engeldame Florentine, der Ex-Engel Pax und die Erdhexe Heya eher blass und kitschig. Die Autorin versucht Pax böse und düster darzustellen, was für meinen Geschmack absolut nicht gelingt. Er wirkt manchmal sogar eher weich, während er zu anderen Gelegenheiten wieder den harten Engel raushängen lässt und das will für mich beides nicht so recht zusammenpassen. Auch Florentine war mir oft einfach zu kitschig.

Hinzu kommt der dermaßen erzwungene Wortwitz, den Kristina Günak hier einbringt, der zwar stellenweise wirklich lustig, in dieser rauen Menge jedoch für mich einfach nur noch nervig war. Denn, ganz ehrlich, von Handlung ist hier nicht viel zu lesen. Die Figuren sind vielmehr damit beschäftigt komisch und witzig und sarkastisch und was nicht sonst noch zu sein, dass man nicht von einem wirklichen Plot sprechen kann. Ganz zu schweigen von Spannung.
Nachdem ich nach der ersten Hälfte bereits eine Pause einlegte, um mal wieder etwas zu lesen, was nicht krampfhaft lustig sein wollte, habe ich das Buch jedoch kurz nach dem zweiten Anlauf erneut abbrechen müssen.

Ich weiß, dass Kristina Günak einen fantastisch ersten Teil um die zaubernde Immobilienmaklerin geschrieben hat, denn dieser hat mich richtig in seinen Bann geschlagen. Vielleicht war ja gerade einfach für mich die falsche Zeit für dieses zweite Buch. Eine Chance werde ich ihm defintiv zu anderer Zeit geben.

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Rezension: Ilona Andrews – Ruf der Toten – Stadt der Finsternis 5

Seit Kate den Orden endgültig verlassen hat und ihr eigenes Geschäft führt, kann sie die Dinge etwas ruhiger angehen. Denn obwohl sie gern mit ihrer eigenen Detektei voll durchstarten würde, fehlt ihr etwas ganz entscheidendes: Kunden. Als René, von den berüchtigten Red Guard, durch ihre Tür tritt, scheinen sich die Dinge schlagartig zu ändern. Adam Kamen, ein Klient, ist entführt worden, ein Mitglied von Renés Team grausam ermordet. Als Kate sich an die Ermittlung des Falls macht, scheinen plötzlich von überall her Gegner auf den Plan zu treten. Schon bald findet sie heraus, dass Adam Kamen an einer ganz besonderen Maschine gearbeitet hat, die die magische Bevölkerung Atlantas vernichten soll. Als Kates Adoptivtochter Julie lebensbedrohlich verletzt und Kamens Maschine aktiviert wird, überstürzen sich die Ereignisse …

Abermals zeichnet das Autorenteam Ilona Andrews eine düstere Atmosphäre. Magiewellen überfluten Menschen und Technik, und drängen beide immer weiter zurück. Ganze Straßenzüge Atlantas sind unbewohnbar und werden von finsteren, magischen Kreaturen heimgesucht. In dieser dunklen Zeit leben Menschen, Gestaltwandler, Vampire und andere Wesen nebeneinander. Mittendrin Kate Daniels, eine junge, charismatische Frau, aber auch eine Killerin, zum Überleben  und Töten ausgebildet. Doch Kate ist weicher geworden, ist sie seit kurzem doch offiziell die Partnerin vom Herrn der Bestien und bewohnt die Festung, sicherer Hort der Gestaltwandler.

Dieser fünfte Band hat etwas ganz entscheidendes eingebüßt, dass allen Vorgängerbänden innewohnte: die Duelle und hitzigen Wortgefechte zwischen Kate und Curran, dem Herrn der Bestien. Man war sich irgendwie nie so recht sicher, mögen sie sich nun oder nicht? In dieser Hinsicht kommt die Geschichte ein bisschen verweichlichter rüber, wenngleich sich die beiden nur ein paar weniger Auseinandersetzungen bieten als früher und auch hier wieder für den einen oder anderen Witz sorgen, der mich schonmal richtig loskichern ließ.

Auffällig ist, dass Kate nicht mehr ganz so hart gezeichnet ist. Das tut der Geschichte jedoch keinen Abbruch. Man hat sie gern, so wie sie ist, und ist dankbar für jedes Krümelchen Informationen über Kates Vergangenheit, die mit diesem Roman immer klarer wird. Leider, und das ist auch schon das einzige Manko, dass man diesem Buch anrechnen kann, nehmen die Geschehnisse etwas langsam Fahrt auf, wenngleich das Autorenduo dies geschickt mit zwischenmenschlichen Ereignissen zu kaschieren versucht, gelingt dies jedoch nicht ganz. Und so liest man zwar dennoch gerne weiter, richtig Spannung will allerdings nicht immer aufkommen.

Fazit: Ja, dieser fünfte Band der Reihe „Stadt der Finsternis“ ist schwächer als die Vorgängerbände. Aber das zeigt sich eher daran, dass dieser Roman nicht ganz so gewalttätig und düster und mit etwas Langsamkeit im Mittelteil daherkommt. Genossen habe ich dennoch jede Zeile.

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Rezension: Licia Troisi – Eltanins Verrat – Drachenschwester 2

Sofia ist totunglücklich. Während ihr Adoptivvater, Professor Schlafen, in Bulgarien unterwegs ist, um einen neuen schlafenden Drakonianer aufzuspüren, muss sie in Lidjas Zirkus erniedrigende Clownvorstellungen geben. Und überhaupt: wer möchte schon in dem langweiligen Benevent sein, wenn auch Budapest zur Wahl gestanden hätte. Doch es hilft nichts. Lidja und Sofia müssen die nächste Frucht finden, und während der Professor im Ausland ist, muss Sofia nun mal mit dem Zirkus vorlieb nehmen. Als dann eine seltsame alte Frau auftaucht und Sofia bei diesem Jungen richtiges Herzklopfen bekommt, scheinen ungeahnte Ereignisse seinen Lauf zu nehmen. Wer ist dieser fremde Junge, der dasselbe Mal auf der Stirn trägt, wie Sofia und Lidja, und doch zum Feind zu gehören scheint?

Genau, wie im ersten Band der Dachenschwester-Reihe, „Thubans Vermächtnis“, war mir Sofia auch in diesem Band nicht gleich so richtig sympathisch. Doch anders als im Vorgängerroman änderte sich dies die ganze Geschichte hindurch nur wenig. Während die Fantasyelemente – das untergegangene Drakonien und dessen Geschichte sowie das Erwachen der Drachen in den beiden Mädchen Sofia und Lidja – mich im ersten Band richtig in den Bann gezogen haben, wartet dieser zweite Band nur sehr spärlich mit diesen auf. Vielmehr lesen wir bis zur guten Hälfte des Buches kaum von irgendwelchen magischen Ereignissen und stehen Sofia und Lidja bei mehr oder weniger schweren Teeniesorgen zur Seite.

„Eltanins Verrat“ beginnt eher gemächlich und nimmt im gesamten Verlauf der Geschichte nur sehr wenig Fahrt auf. Zwar beginnt ein – wie kann es anders sein – Kampf erneut zwischen Drachen und Lindwürmern, und Sofia und Lidja müssen wieder einmal großen Mut beweisen, doch bleibt auch dieser Höhepunkt recht lahm. Das Geschehen wird zu einfach und schnell abgefertigt: die Mädchen geraten in Bedrängnis, es geht kurz hin und her, und fertig, das wars. Der Kampf ist einfach zu oberflächlich und viel, viel zu kurz erzählt. Wirklich schade, denn man merkt der Geschichte sehr wohl an, dass gerade dieser Showdown das eigentliche Highlight des Buches darstellen soll; und das konnte mich leider nicht überzeugen.

Auch in punkto Charaktere hat mich dieser Roman ein bisschen enttäuscht. Lidja, Sofia und Professor Schlafen kommen unglaublich oberflächlich daher. Nur mit Fabio habe ich in diesem Roman gelitten, dessen schwere und einsame Kindheit wohl niemanden kalt lassen dürfte.

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Rezension: Ben Aaronovitch – Die Flüsse von London

Peter Grant ist ein junger eher ungewöhnlicher Police Constable: er lässt sich leicht ablenken, hat einen Hang zu Naturwissenschaften und soll seinen Dienst als Polizist ausgerechnet in einem Büro mit Papierkram fortführen. Da kommt ihm der Mord bei der Schauspielerkirche Londons und der einzige Zeuge des Verbrechens, Nicholas Wallpenny, gerade recht. Doch Nicholas ist ein Geist. Die Vernehmung des Geistes ist es schließlich, die Peter einen Stelle als Zauberlehrling in Londons kleinster und geheimster Einheit einbringt. Sein einziger Kollege ist sein Meister Thomas Nightingale, der, wie Peter schon bald herausfindet, wirklich zaubern kann. Neben seiner Lehre der Magie, gilt es jedoch nicht nur den Mörder zu finden, der scheinbar wahllos Menschen auswählt, die sich anschließend die Köpfe einschlagen, sondern auch Vater und Mutter Themse, Götter des Flusses, sowie deren Nachkommen miteinander zu versöhnen … keine leichte Aufgabe für einen Lehrling …

„Die Flüsse von London“ ist wirklich mal etwas anderes. Ben Aaronovitch schafft es, seine Geschichte mit einer gewissen Portion Humor zu erzählen, und das ist wirklich unterhaltsam zu lesen.
Alles, was man bisher über Fantasywesen kannte, wird hier reichlich verändert und wissenschaftlich neu erklärt. Der Autor hat dabei eine gänzlich eigene magische Welt aufgebaut, in der es viel Neues zu entdecken gibt. Neben Geistern und deren Beschwörung, lernen wir so auch, dass jeder Fluss Londons durch einen Menschen mit reichlich Magiepotenzial verkörpert wird – die, ganz ähnlich wie normale Menschen, ihren ganz eigenen Charakter haben können.

Man könnte meinen, Ben Aaronovitch war früher einmal Polizist, zumindest hat er diesen Roman vollgepackt mit allerhand (Pseudo-?)Wissen über die englische Polizeiarbeit, das er immer wieder lehrreich in die Geschichte einbringt. Leider schweift er dabei oft und gern auch ein längeres Stückchen ab, so dass die Handlung manchmal etwas ins Stocken gerät. Auch Peters Wissen über die Naturwissenschaften, mit der er alles zu erklären versucht, bringt die ein oder andere Länge in die Geschichte, und ehrlich, manchmal konnte ich den ganzen Erklärungen nicht folgen (und habe sie mehr oder weniger überlesen).

Doch trotz einer stellenweise etwas zähen Geschichte, war ich gern an Peters Seite im heutigen London und habe mit ihm diese neue, magische Welt entdeckt. Ben Aaronovitch schafft es zeitweise auch richtiggehend spannend und kurzweilig zu erzählen, und Peter von einem Abenteuer ins nächste zu schicken. Viele Figuren waren mir beim Lesen sympathisch und haben diese Geschichte wirklich bereichert. …

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