Die letzten Rezensionen

Category Archives: Buchbesprechungen

Rezension: Akram El-Bahay – Flammenwüste

Akram El-Bahay
Flammenwüste 

Verlag: Bastei Lübbe
Format: broschiert, 528 Seiten
Erscheinungstermin: 08 / 2014
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-3404207565

» Kaufen:
Anûrs Leben soll sich für immer verändern, als er sich eines Tages als sein Großvater, der legendäre Geschichtenerzähler Nûr ed-Din, ausgibt und in den Palast des Sultans berufen wird. Anûr soll als Chronist an der Seite des Prinzen den sagenumwobenen Drachen bekämpfen, der seit kurzem die Gegend um Nabija heimsucht. Doch als Anûr ein über Generationen gehütetes Kästchen des Sultans wie von Zauberhand öffnen kann – was vor ihm noch niemand vermochte -, nimmt ein großes Abenteuer seinen Lauf, in dem Anûr die geheime unterirdische Stadt der Drachenwächter betreten, gegen Leichenfresserinnen unter der Wüste und unheimliche Schatten kämpfen und schließlich den Drachen begegnen wird.

„Flammenwüste“ ist ein großes Abenteuer und selbst wenn weitere Bände folgen könnten, ist dieser Roman in sich abgeschlossen. Autor Akram El-Bahay hat eine magische Geschichte geschaffen, die ein ganz besonderes Flair aus 1001 Nacht heraufbeschwört und mit vielen bereichernden Ideen und Abenteuern gespickt ist. Dabei scheint der Ideenreichtum des Autors fast grenzenlos und überraschte mich Leser ein ums andere Mal mit einer gut durchdachten, in sich runden Handlung.

Der Autor beschreibt sehr eingehend Landschaft und Architektur eines Schauplatzes und vollbrachte damit, dass ich mir seine ausgedachte Welt wirklich sehr gut vorstellen konnte. Er erzählt auf den Punkt gebracht, ohne viel Ausschweife oder lyrische Ausmaße, was die Geschichte teilweise etwas nüchtern erscheinen, den Leser jedoch auch recht schnell über die Seiten huschen ließ.

Während also Flair, Abenteuer und magisches Geschehen nichts zu wünschen übrig ließen, blieben mir die Figuren jedoch einfach zu flach. Ich konnte kaum Sympathien zu ihnen aufbauen; war zwar ihr ständiger Begleiter, schaffte es aber nur selten wirklich mitzufiebern. Hier fehlte mir ein wenig Herzblut und Charme, die einem eine Figur schon mal richtig ans Herz wachsen lassen. Kein Charakter ragte aus der Protagonistenschar heraus, so dass ich auch eine richtige Spannung während des Lesens oftmals vermisst habe.

Fazit: „Flammenwüste“ hat mich trotz weniger Mängel gut unterhalten können. Ich fühlte mich in der heraufbeschworenen magischen Welt des Autors wohl und wenngleich mich die Geschichte nicht zu hundert Prozent fesseln konnte, so ließ sie sich dennoch leicht weglesen. Wären die Figuren noch etwas zu Herzen gehender gestaltet (eine aufkommende Liebe blieb mir zum Beispiel völlig gefühllos), hätte ich sicher mitfiebern können. Die Geschichte hat das richtige, interessant gestaltete Setting, der Plot ist rund und abenteuerreich und der Autor defintiv jemand, den man im Auge behalten sollte. Empfehlenswert für zwischendurch, lässt aber leider das gewisse Etwas vermissen.

Rezension: Matt Haig – Ich und die Menschen

Matt Haig
Ich und die Menschen 

Verlag: dtv
Format: broschiert, 352 Seiten
Erscheinungstermin: 04 / 2014
Preis: 14,90 €
ISBN: 9783423260145

» Kaufen:
Mathematikprofessor Andrew Martin knackt das Rätsel der Riemannschen Vermutung; und könnte damit der Menschheit zu unermesslichem Fortschritt verhelfen. Doch die Menschen sind noch nicht soweit, sich dem Leben im Weltall anzuschließen. Sie sind gewalttätig, versuchen alle Spezies zu unterwerfen und richten den einzigen Planeten zugrunde, der ihnen zur Verfügung steht – das zumindest finden die Außerirdischen und schicken kurzerhand jemanden, der alle Beweise für Andrew Martins Arbeit zunichte machen und alle Mitwisser eliminieren soll. Doch ER findet heraus, dass die Menschheit gar nicht so abstoßend ist, wie zuerst gedacht, dass sie durchaus ihre guten, ja sogar ganz besonderen Seiten zeigen und wunderbare Dinge, wie Erdnussbutter, erfunden haben. Und dann sind da noch Isobel und Gulliver, Andrew Martins Familie, die IHM plötzlich etwas bedeuten. Sind das etwa Gefühle, die er da verspürt?

Matt Haig hat eigentlich ein sehr berührendes und sympathisches Buch geschrieben, das einen von der ersten Seite an fesseln und bewegen könnte. Denn die Hauptfigur, der Außerirdische, ist ein charismatischer Typ, den man gern haben kann; und die Entdeckungen an „sich“ und den Menschen haben durchaus auch einen humorigen Unterton, der einen dann und wann schonmal schmunzeln lässt. Doch für meinen Geschmack hat der Autor in dieses Szenario zu viele Längen eingebaut, die sich besonders zu Beginn, aber auch zwischendurch, deutlich zeigen. Das Thema Mathematik hat meines Erachtens einen zu hohen Anteil an der Handlung. Manchmal denkt der Hauptcharakter seitenweise über diesen oder jenen Zusammenhang nach, der mathematisch ganz genau ergründet wird. Das war mir einfach zu langweilig. Vielleicht empfinden das Leser, die sich für Mathematik wesentlich mehr begeistern können, anders und werden von diesen Passagen kurzweilig unterhalten – ich jedoch nicht.
Auch der Humor wirkte stellenweise, und auch hier besonders zu Anfang, einfach zu aufgesetzt und zu sehr gewollt, als das ich die Geschichte tatsächlich lustig gefunden hätte. Hier wird u.a. zu oft wiederholt wie abstoßend die Menschen aussehen und wie seltsam sie sich verhalten.

Also hatte ich das ganze erste Drittel dieses Buches so meine liebe Not mit der Geschichte. Ich kam nicht richtig in die Handlung rein, fühlte mich nicht wirklich wohl und hätte nichts gegen ein Weglegen des Buches gehabt. Doch zum Glück habe ich durchgehalten. Denn die langatmigen Stellen wurden nach und nach weniger (auch wenn immer mal wieder eine Länge zu spüren war) und ab und zu habe ich mich tatsächlich beim Grinsen erwischt. Denn ER (dessen richtigen Namen man im übrigen nie erfährt) wuchs mir tatsächlich ans Herz.
So wurde „Ich und die Menschen“ für mich nach anfänglichen Schwierigkeiten doch noch zu einer unterhaltsamen ja sogar etwas berührenden Geschichte, deren Seiten zum Ende hin immer schneller dahinflogen.

Fazit: „Ich und die Menschen“ ist ein Buch, dass durchaus unterhalten, bewegen ja sogar witzig sein kann. Doch um dies herauszufinden, musste ich fast bis zur Hälfte dieses Romans durchhalten. Denn auch wenn Matt Haig es versteht, den Leser mit einem in sich stimmigen Plot und einer sympathischen Schreibe zu fesseln, war mir der Beginn dieser Geschichte zu fade, zu spannunglos, zu sehr gewollt und vorallem zu sehr mathematisch. Da blieben Figuren zuerst blass und grau und die Handlung ohne wirkliche Handlung. Aber irgendwann waren mir die Charaktere, allen voran natürlich ER, wirklich ans Herz gewachsen. Ich war dabei, wie ER die Menschen schließlich lieben lernt und über jede Wahrheit hinweg, verteidigt. Dieser Prozess war liebenswürdig zu lesen und schlussendlich war ich sogar ein wenig traurig, dass die Geschichte doch so schnell zu Ende ging.

Rezension: Benjamin Percy – Roter Mond

Benjamin Percy
Roter Mond 

Verlag: Penhaligon
Format: gebunden, 640 Seiten
Erscheinungstermin: 03 / 2014
Preis: 19,99 €
ISBN: 9783764531232

» Kaufen:
„Roter Mond“ ist ein Buch über menschliche Abgründe. Ein Roman mit paranormalem Touch und einem ausgefeilten Endzeitszenario.

Alles beginnt mit dem Anschlag auf drei Flugzeuge, in denen Lykaner die Insassen geradewegs niedermetzeln. Patrick ist der einzige Überlebende – der Wunderjunge, wie er fortan genannt wird. Claire ist Lykanerin, doch auch ihr Leben wird sich für immer verändern, als ein Trupp Männer ihr Elternhaus stürmen und ihre Eltern ermorden. Während Patrick versucht, die Erlebnisse zu verarbeiten und ein normales Leben zu führen, ist Claire auf der Flucht. Und eines Tages treffen sie sich, und verlieben sich ineinander. Doch das Leben reist sie auseinander, als aufständische Lykaner einen Terroranschlag nach dem nächsten durchführen, um der Unterdrückung ein Ende zu setzen. Während Patrick zum Militär geht, muss Claire sich abermals verstecken. Denn der „Riese“, der ihre Eltern umbrachte, hat es auch auf sie abgesehen. Bis das Undenkbare geschieht …

„Lobos“ ist ein Virus, eine Krankheit. Betroffene müssen „Volpexx“, ein bestimmtes Medikament, einnehmen, dass sie abstumpft und ein Schatten ihrer Selbst sein lässt. Aber so lautet die Vorschrift, und diese wird hart mit ständigen Bluttests überprüft. Die Lykaner sind eine Minderheit, Unterdrückte, die von der übrigen Bevölkerung teilweise gemieden werden. Die Lykaner in diesem Buch könnten beispielhaft für viele andere Völker in der Menschheitsgeschichte stehen; sie sind austauschbar. Nur durch den Mythos an sich, erhält diese Geschichte ihren paranormalen Einschlag. Denn mehr als dass sich diese infizierten Menschen in Werwölfe verwandeln können, hat das Buch an Übersinnlichem nicht zu bieten.

Vielmehr wird hier enormes Gewicht auf den brutalen und überaus gewalttätigen Terror einer Splittergruppe Aufständischer gelegt und deren Auswirkungen auf die USA beschrieben. Aber damit nicht genug, gibt es weitere Gruppen und Einzelpersonen, die an Gewalt den Aufständischen in nichts nachstehen. Teilweise werden Charaktere in diesem Buch eingeführt, die im selben Kapitel regelrecht niedergemetzelt werden. Die Anzahl der Todesopfer im gesamten Buch lässt sich schwer schätzen, könnte aber bei vielen Hundert liegen. Somit ist dieser Roman nichts für schwache Nerven und die Beschreibungen auch schonmal regelrecht abstoßend.

Und obwohl der Plot, die Grundidee zum Buch, durchaus rund und gut durchdacht ist, lassen sich für meinen Geschmack die Lykaner zu einfach durch andere reale, unterdrückte Minderheiten in unserer Gesellschaft austauschen. Dass dieser Roman paranormale Elemente aufweist, ist also wohl eher marketingtechnisch zu sehen. Dennoch hat Benjamin Percy mit diesem Buch eine interessante Idee umgesetzt – wie es sein könnte, wenn jene Unterdrückten im heutigen Zeitalter mit Terror antworten. Was ich mir jedoch dabei gewünscht hätte, wäre weniger gewollte Gewalt gewesen, die zeitweise sehr aufgesetzt wirkte und für meinen Geschmack mehr der Brutalität wegen Bestandteil im Buch findet. Weniger ist manchmal einfach mehr.

Nachdem ich mich erst einmal an Benjamin Percys recht eigenwilligen Erzählstil gewöhnt hatte – zunächst wirkten die Sätze ziemlich plump und abgehackt auf mich – bin ich schnell in diese Geschichte eingetaucht. Denn zunächst schafft es der Autor den Leser regelrecht ins Geschehen zu katapultieren und spannend, wenn auch mit sehr viel Gewalt, zu unterhalten. Patrick und Claire sind gleichermaßen sympathisch, obwohl es viele andere Figuren nicht sind. Der Gouverneur Chase Williams zum Beispiel, der bis zur letzten Seite eine tragende Rolle spielt, war mir über die gesamte Lesezeit hinweg mehr als unsympathisch.
Doch leider schafft es Benjamin Percy nicht, das kurzweilige, unterhaltsame Tempo beizubehalten, so dass die Geschichte schon bald erste Längen zeigt und schließlich in der guten Hälfte sehr ins Stocken gerät. Auch das Ende nimmt zwar wieder ein wenig Fahrt auf, wirkte auf mich aber zu holprig und aufgesetzt. Da reagierten Figuren teilweise völlig widernatürlich, nur um den Geschehnissen ihren Lauf zu geben. Und überall diese sinnlose Gewalt ….

Fazit: „Roter Mond“ ist ein Buch, von dem ich mir definitiv etwas anderes versprochen habe. Zum einen mehr fantastische bzw. paranormale Elemente, als die bloße Existenz der Lykaner. Zum anderen viel, viel, viel weniger Gewalt, Tod und Terror. Wenngleich das Grundkonzept dieser Geschichte durchaus wohl durchdacht und größtenteils in sich stimmig ist, driftet mir Benjamin Percy einfach zu oft ins Erzählen von sinnloser Gewalt und brutalem Gemetzel ab. Vieles hätte, um die Geschehnisse zu verdeutlichen, nicht erzählt werden müssen. Für mich ein Roman, der zwar nicht gänzlich vergeudete Zeit war, den ich aber definitiv nicht weiterempfehlen kann. Schade!

Rezension: Michael J. Sullivan – Der Thron von Melengar – Riyria 1

Michael J. Sullivan
Der Thron von Melengar 

Reihe: Riyria, Band 1
Verlag: Klett-Cotta
Format: broschiert, 384 Seiten
Erscheinungstermin: 02 / 2014
Preis: 16,95 €
ISBN: 9783608960129

» Kaufen:
Royce und Hadrian verdingen sich als Diebe und sind, ihres besonderen Rufs wegen, nicht selten für Adlige im Auftrag unterwegs. Doch als ein solcher sie ins Schloss Essendon führt, geht so einiges schief. Denn die beiden finden nicht nur den König ermordet vor, sie werden auch prompt verhaftet und verurteilt. Dass die Prinzessin ihrer Unschuld Glauben schenkt, erspart ihnen ein grausames Schicksal. Doch die Freiheit hat ihren Preis: Sie sollen den Prinzen entführen und zu einem Geheimgefängnis eskortieren, um dort Antworten über den Tod des Königs zu erhalten. Doch weder ist der Weg bis dahin gefahrlos, noch sind sie auf den einzigen Insassen dieses Gefängnisses vorbereitet …

Michael J. Sullivan legt mit diesem ersten Band seiner Serie um den Diebesbund Riyria einen besonderen Roman vor, der vor allem durch starke und charismatische Figuren und einen runden Plot überzeugen kann. Die beiden Diebe Royce und Hadrian waren mir schon nach nur wenigen Seiten sympathisch und lieferten einander so manches nicht ganz ernstzunehmende Wortgefecht, dass mir so manches Schmunzeln ins Gesicht zauberte.

Allerlei Fantasyelemente hat der Roman hingegen in diesem ersten Band nicht zu bieten. Die Geschichte fühlt sich mehr historisch an; in einer alternativen Fantasywelt angesiedelt. Vorallem zum Ende hin, zeigt sich hier und da ein bisschen Magie – mehr darf man jedoch nicht erwarten. Doch dies fühlte sich für mich keineswegs negativ an. Plot und Handlung waren stimmig und überzeugend – auch ohne wesentlichen Fantasyanteil.

Allenfalls darf man diesem Roman die ein oder andere kürzere Länge zur Last legen, in der das Geschehen kurzzeitig ein wenig ins Stocken geriet. Doch dies machte der überaus angenehme und größtenteils kurzweilige Erzählton des Autors wieder wett. Hinzu kommt, dass ich wirklich gerne an der Seite der unheimlich anziehenden Diebe weilte, mit ihnen auch Prinz Alric und Prinzessin Arista ins Herz schloss und am Ende überaus neugierig auf den nächsten Band zurück blieb.

Fazit: Wenngleich „Der Thron von Melengar“ nicht mit einem großen Anteil an Fantasyelementen punkten kann, so überzeugt er dennoch mit einem größtenteils spannenden und runden Plot, der mehr die historische Richtung einschlägt. Die zwei unheimlich charismatischen Diebe Royce und Hadrian habe ich schnell ins Herz geschlossen und wollte ihnen kaum von der Seite weichen. Ein Roman, der zeitweilig einen eher humorigen Ton anschlägt und es mir schwer machte, ihn aus der Hand zu legen. Mehr davon!

Rezension: Bettina Szrama – Die Giftmischerin

Bettina Szrama
Die Giftmischerin 

Verlag: Gmeiner
Format: broschiert, 324 Seiten
Erscheinungstermin: 02 / 2009
Preis: 12,90 €
ISBN: 9783899777918

» Kaufen:
Bremen im ausgehenden 18. Jahrhundert: Gesche wächst gemeinsam mit ihrem Zwillingsbruder, Christoph, im behüteten Elternhaus des Schneiderehepaares Timm auf. Obwohl es ihr an kaum etwas mangelt, strebt sie dennoch nach mehr, und beginnt schon in jungen Jahren zu stehlen und schamlos zu lügen. Als der wohlhabende Gerhard Miltenberg um ihre Hand anhält, scheinen ihre Träume endlich wahr zu werden – hübsche Kleider, rauschende Feste, dies alles könnte sie haben. Doch schon in der Hochzeitsnacht muss Gesche feststellen, dass ihr angetrauter Ehemann an einer schlimmen Krankheit leidet, die ihm während der nächsten Jahre immer wieder zu schaffen macht. Als sich Avancen anderer Männer ergeben, ergreift Gesche nur zu gern nach diesen Gelegenheiten, denn sie versprechen nicht nur Leidenschaft, sondern auch finanzielle Geschenke. Eines Tages beschließt Gesche, dass es für ihren Mann an der Zeit ist, zu sterben – sein Tod würde ihr so vieles einfacher machen. Doch Gerhards Tod ist nur der Anfang, denn von nun an scheint es einfach, die Menschen aus dem Weg zu räumen, die ihrem erträumten Leben abträglich sind …

Bettina Szrama gelingt es ausnehmend gut, das historische Bremen in ihrer Erzählung hauptsächlich durch ihre Figuren auferstehen zu lassen. Viel von diesem frühen Bremen bekommt der Leser jedoch leider nicht zu sehen, denn die Handlungen beschränken sich ausschließlich auf die Personen, und finden meist in geschlossenen Räumen statt. So sind es also eher die Charaktere, die das historische Flair transportieren, doch dies gelingt der Autorin durch deren Sprache und Benehmen scheinbar spielend leicht.

Leider gab es nur wenige Protagonisten, die mir in diesem Roman wirklich sympathisch wurden. Außer den Eltern Timm und einer Handvoll anderen, scheint jeder ausschließlich auf die Erfüllung der eigenen Interessen bedacht, und dabei scheint jedes Mittel Recht zu sein. Besonders die Hauptfigur Gesche blieb mir während der gesamten Lesezeit unsympathisch und brachte mich teilweise dazu, das Buch wegzulegen. Auch wenn die Autorin das Wesen der Mörderin, die es immerhin tatsächlich gab, wahrscheinlich beispiellos gelungen in diesem Roman auferstehen ließ, fand ich Gesche mit jedem Kapitel abstoßender. Schlussendlich machte sie vor keinem Mord halt (auch dem an ihren kleinen Kindern nicht), auch wenn er ihr noch so wenige Taler einbrachte, und vergiftete schlussendlich 30 Menschen, von denen die Hälfte eines grausamen Todes starb.

Der Buchtitel „Die Giftmischerin“ scheint mir nach Lektüre diesen Romans, der auf historisch belegten Tatsachen beruht, etwas überspitzt, denn sie mischt kein Gift, sondern bringt ihre Opfer mittels Arsen, dass sie in Mäusebutter erwirbt, um. Der Titel „Giftmörderin“, wie die Autorin Gesche im Nachwort nennt, ist meines Erachtens treffender. Ich persönlich hatte etwas andere Erwartungen an diese Geschichte, die u.a. durch den Titel des Buches aufgekommen waren.

Auch wenn das historische Flair mich durchweg überzeugen konnte, so zogen sich die Geschehnisse manchmal ziemlich in die Länge. Ich habe lange Zeit an diesem Buch gelesen, mich immer wieder überwinden müssen, weiterzulesen, was ich zum Großteil den wenig gefangennehmenden Figuren zur Last legen möchte.

Fazit: Die Giftmischerin” ist ein Buch, dass ich manchmal gern zur Seite gelegt und nie wieder weiter gelesen hätte. Das jedoch nicht etwa, weil die Geschichte an sich schlecht gewesen wäre, sondern weil ich die Hauptperson, die Mörderin, schrecklich fand – wahrscheinlich deshalb, weil dieser Roman auf realen Tatsachen beruht. Die meisten Morde in diesem Buch sind also keineswegs erfunden, und während Gesche ihre Kinder, Eltern und alle Nahestehenden nach und nach umbrachte, fand ich sie immer schrecklicher und schrecklicher. Doch Autorin Bettina Szrama muss man zugute halten, dass sie einen wirklich historisch sehr dichten und überzeugenden Roman geschrieben hat, der mich gänzlich ins Deutschland des anfänglichen 19. Jahrhunderts versetzte. Ein historischer Roman, der also eine perfekte Basis bietet, mich jedoch aufgrund der berühmtesten – und für mich überaus abstoßenden – Mörderin Deutschlands sowie so manch anderer wenig sympathischen Figur, einfach nicht für sich einnehmen konnte.