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Rezension: Thórarinn Eldjárn – Die glücklichste Nation unter der Sonne – Geschichten aus Island

„Die glücklichste Nation unter der Sonne“ bietet 13 kurze Geschichten über eine der abgelegensten Inseln Europas und deren Menschen – Island. Thórarinn Eldjárn erzählt ganz zu Anfang von einer Stadt, in der kein Bewohner die Sprache des anderen spricht, und alle dennoch hervorragend miteinander auskommen. Er schreibt von einer „Taschenkrise“ in der ein kleines Schild an einer Wohnungstür der Auslöser besagter Krise war und gibt einige weitere, teils lustige Anekdoten zum Besten, die wohl besonders das isländische Völkchen ausmachen. Ganz nebenbei lernt man auch etwas, nämlich, dass „Gemessen an der Bevölkerungszahl“, wie wir in „Die Zauberformel“ lesen können, Island in vielen Bereichen die Besten stellt – so zum Beispiel im Schach, aber auch in Bezug auf den Nobelpreisträger der Literatur.

Zu Beginn fühlte ich mich von diesem schmalen Bändchen wirklich rundherum gut unterhalten, musste schmunzeln, und schonmal lachen über die offene und oftmals lustige Darstellung der Menschen und ihren besonderen Eigenheiten. Noch dazu versteht es der Autor ansprechend und mit einigem Augenzwinkern zu erzählen; und so flog ich geradewegs über die Seiten.

Doch nach und nach verloren diese kleinen Geschichten an Charme und manchmal fragte ich mich, was genau Thórarinn Eldjárn damit eigentlich ausdrücken wollte – wie komisch die Isländer sind? – oder dass er Geschichten ohne rechten Sinn schreiben kann? Besonders bei den letzten beiden Geschichten verging mir immer mehr die Lust am Lesen. Sicher, es ist die Freiheit des Autors Geschichten zu schreiben, die keine tiefere Bedeutung haben müssen. Ich persönlich mag Erzählungen jedoch, die – wenn schon ohne genauen Sinn – dann doch gut zu unterhalten wissen. Leider konnten die letzten Erzählungen das anfänglich ganz eigene, ungewöhnliche und schöne Flair nicht halten, und ließen mich mit einem eher schalen Nachgeschmack zurück.

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Rezension: Sjón – Schattenfuchs

Auf nur 126 Seiten, schafft es Sjón – eigentlich Sigurjón B. Sigurdsson – eindringlich zwei kleine Geschichten des winterlichen Islands im Jahre 1883 zu erzählen; die doch irgendwie miteinander verbunden sind. Schon auf der ersten Seite katapultiert er seine Leser mitten ins Geschehen: Pfarrer Baldur Skuggason jagt erbarmungslos in den Ebenen eine erdschwarze Füchsin als beide vom Schneetreiben überrascht werden. Mal aus der Sicht des Mannes, mal aus der der Füchsin beschreibt Sjón die stundenlange Jagd in wenigen – fast lyrischen – Sätzen. Hier scheint jedes Wort wohl überlegt, jeder Satz drückt vielerlei Gefühle aus und lässt einen den Atem anhalten.

Im zweiten Teil seiner Erzählung lässt Sjón uns wenige Tage am einfachen Leben des Botanikers Friđrik B. Friđjónsson teilhaben. Tage, in denen Friđrik seine ungewöhnliche Ziehtochter Abba betrauert und begräbt, ihr lang gehütetes Geheimnis lüftet und an die Zeit mit ihr zurückdenkt. Sjón scheint jede seiner Figuren genauestens und pointiert ausgearbeitet zu haben. Hier ist kein Wort, keine Beschreibung, die nichts wichtiges ausdrücken würde. Entweder man mag die Charaktere dieses schmalen Büchleins gleich, oder man kann sie von vorn herein nicht leiden – doch genau dies scheint in der Absicht des Autors zu liegen.

Am Ende vereinen sich die beiden Geschichten zu einem Ganzen. Nicht nur dass der Pfarrer und die Füchsin ein überraschendes, „mythisches“ Miteinander finden, auch Abbas Krankheit und Vergangenheit kommen ans Tageslicht.

Fazit: Der Autor erzählt in „Schattenfuchs“ von einer verschrobenen kleinen Gemeinde und kommt mit  wenigen Figuren aus, um seine Leser mitzureisen. Er schildert bewegende Schicksale und bezieht dabei die isländische Landschaft ganz nebenbei mit ein. Als Leser ist man von den Worten Sjóns gefangen und wartet gebannt, was noch passieren mag. Mich hat der Autor überrascht, und ich bin begeistert, wieviel man doch mit so wenig Worten erzählen kann. Ich bin schon jetzt gespannt auf sein nächstes Buch „Das Gleißen der Nacht“ (Anm. erscheint 03/2011).

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