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Rezension: Amanda Hocking – Verborgen – Die Tochter der Tryll 1

Amanda Hocking
Verborgen
Die Tochter der Tryll 1
 

Reihe: Band 1/3
Verlag: cbt
Format: Paperback, 304 S.
Erscheinungstermin: 08 / 2012
Preis: 12,99 €
ISBN: 978-3570161449

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An Wendys sechstem Geburtstag versuchte ihre Mutter, sie umzubringen. Noch heute trägt sie Narben dieses dramatischen Tages. Und sie weiß, dass sie anders ist als andere Jugendliche. Seit neuestem ist da dieser Junge an ihrer Schule, der sie oftmals wie gebannt anstarrt und der ihr unheimlich ist. Doch schon bald muss Wendy feststellen, dass sie nicht in die Welt der Menschen gehört, genau wie Finn. Sie sind Trolle und Finn ist gekommen, sie nach Hause zu bringen. In diesem neuen Heim jedoch, ist sie eine Prinzessin und muss sich selbst und ihre Liebe verleugnen …

Bisher hatte ich viel Gutes über diese Trilogie gehört und hatte demnach einen gewissen Anspruch an die Geschichte; immerhin gilt die Autorin als erste eigenveröffentlichte eBook-Millionärin. Doch schon nach den ersten Seiten wurde ich ernüchtert. Manchmal konnte ich Wendy, ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen nur schwer nachvollziehen und das ein oder andere Mal wirkte das Geschehen allzu konstruiert auf mich. Zwar war mir Wendy schnell sympathisch, jedoch fand ich ihr familiäres Umfeld etwas ungeschickt gezeichnet. Dass Wendy es zuließ, dass ihr Bruder und ihre Tante ihre eigenen Wünsche und Ziele praktisch aufgaben, nur um ihr ein gutes Leben bieten zu können, konnte mich nicht recht überzeugen. Das wirkte mehr nach jugendlichem Wunschtraum der Autorin als nach möglich erscheinender Realität. Hier ließ die Geschichte meines Erachtens eine junge Schriftstellerin durchblicken. Als Wendy sich schließlich ins Reich der Tryll aufmachte, und ihre menschliche Familie verließ, wurde die Geschichte langsam in sich stimmiger und schaffte es bald, dass auch ich in diese Welt eintauchte.

Obwohl der Schreibstil wieder einmal in oberflächlichem Jugendjargon daherkommt, wie er derzeit in so vielen Büchern zu finden ist, kam ich genau aus diesem Grund zuerst nur etwas zäh durch die Seiten. Manche Textpassagen hätten für meinen Geschmack etwas besser ausformuliert werden können, aber das liegt sicher im Auge des Betrachters. Nach und nach gewöhnte ich mich an die manchmal recht umgangssprachliche Schreibe und plötzlich hatte ich mich daran gewöhnt und flog geradewegs durch die Kapitel. Vorallem im letzten Drittel kam richtig Spannung auf. Während bis dahin die Ereignisse mehr so vor sich hin plätscherten und nicht wirklich viel passierte, packte mich das Geschehen schließlich so fest, dass ich das Buch am liebsten nicht mehr aus der Hand gelegt hätte.

Viele Figuren wurden mir während des Lesens recht schnell sympathisch. Allen voran natürlich Wendy und Finn, die beiden Hauptfiguren. Aber auch andere Charaktere, die seltenere Auftritte haben, schloss ich ins Herz. War ich zu Anfang noch skeptisch Hockings Idee der Kuckuckskinder gegenüber, muss ich doch zugeben, dass sie diese Eigenart ihrer Tryll gut umgesetzt und erklärt hat. Und schließlich gestehe ich gerne ein, dass gerade diese Idee mal etwas anderes ist. Andererseits macht gerade diese Eigenheit ihre Figuren, die Tryllgesellschaft unsympathisch. Denn welche liebenden Eltern lassen ihre Kinder schon von Fremden aufziehen? Dieses eher kalte Bild der Tryll modelliert die Autorin weiter aus, in dem sie die Kultur dieser Spezies als arrogant und ein wenig egozentrisch beschreibt. Ich denke, hier wird Wendy als Schlüsselfigur, gemeinsam mit einer kleinen Schar Auserwählter, in den Folgebänden wohl die Tryllgemeinschaft vor sich selbst „retten“. Während des Lesens wurde ich das Gefühl nicht los, vieles vorhersehen zu können und dachte manchmal „das müsste den Figuren doch auffallen“. Die Ereignisse sind stellenweise durchschaubar, und eigentlich kann man sich ab der Mitte des Buches fast denken, wie es ausgehen könnte. Ganz goldrichtig lag ich mit meiner Vermutung jedoch nicht, und so bin ich gespannt auf Band 2.

Fazit: „Verborgen“, der erste Teil von Amanda Hockings Tryll-Trilogie, kommt sehr gemächlich und leider auch mit einigen Schwächen daher. Vorallem der Beginn sowie das erste Drittel des Buches erschien mir doch etwas holprig und wirkte auf mich teilweise zu sehr geplant und unreal. Nach und nach jedoch, wurde die Geschichte plausibler und die Beweggründe der Figuren wirkten überzeugender. Und plötzlich im letzten Drittel machte es „bang!“, und ich konnte und wollte nicht mehr aufhören zu lesen. Trotz manchmal etwas vorhersehbarer Ereignisse und anfänglicher Schwierigkeiten mit dieser Reihe, bin ich doch schon sehr gespannt auf den Folgeband „Entzweit“. Vielleicht kann die Autorin hier an ihr Erzähltempo im letzten Teil des Buches nahtlos anknüpfen.

Rezension: Leigh Bardugo – Grischa – Goldene Flammen

Leigh Bardugo
Grischa – Goldene Flammen

Reihe: Band 1
Verlag: Silberfisch
Format: Hörbuch, 5 CDs, gekürzt
Erscheinungstermin: 09 / 2012
Preis: 19,99 €
ISBN: 978-3867421331

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Alina weiß, dass sie den Angriff der geflügelten Bestien, nicht überleben wird, dass sie hier und jetzt gemeinsam mit Maljen, ihrem besten Freund, in der dunklen Schattenflur den Tod findet. Doch wie durch ein Wunder überleben sie den grausamen Ansturm der dunklen Wesen, und mit ihnen weitere Soldaten und Grischa ihres magischen Schiffs, dass gen Westrawka unterwegs war. Alina kann kaum glauben, dass sie selbst alle gerettet haben, dass sie die erhoffte Sonnenkriegerin sein soll. Sie, dass verhärmte, einsame Waisenmädchen, soll das Land gemeinsam mit „dem Dunklen“, dem mächtigsten Magier Rawkas, einen und von dem schattenhaften, tödlichen Band erretten, dass das Land seit Generationen teilt. Alina wird an den Hof des Zaren gebracht, und fortan als eine Grischa unterrichtet. Doch ihre Magie kann sie allein nicht heraufbeschwören. Ein Hirsch aus einer uralten Herde, dem magische Kräfte zugeschrieben werden, und für Alina stets nur Mythos war, soll helfen, ihre Magie zu mehren und kontrollieren zu lernen. Doch will „der Dunkle“ Rawka wirklich retten oder Alina für seine eigenen Pläne benutzen?

Was für ein Buch! Endlich, endlich hat mich eine Geschichte wieder einmal gänzlich in seinen Bann gezogen und mehr noch, in vielerlei Hinsicht richtig begeistern können. Leigh Bardugo erzählt meisterhaft von Magie, von dunklen Bedrohungen, von Freundschaft und Liebe, von Angst und Schrecken und über allem das stets vorhandene russische Flair, dass die Kultur Rawkas und Eigennamen heraufbeschwören.

Der erste Band der „Grischa“-Reihe kommt sehr düster und trostlos und voller Gefahren daher, dass man Alina am liebsten dichtauf folgen und nicht von der Seite weichen möchte. In diese Dunkelheit, die gespickt ist mit düsteren, grauenhaften Kreaturen, die in einem Landstrich leben, der gänzlich in Düsternis liegt, setzt sie eine junge Frau, die mir selbst als Kind schon sympathisch war. Alina ist eine starke Persönlichkeit, die für meinen Geschmack nicht besser hätte getroffen sein können und die ich schnell ins Herz geschlossen habe. Sie handelt überzeugend, aus ganz menschlichen Beweggründen. In vielen Augenblicken ist Alina alles andere als eine starke Kriegerin, denn sie zweifelt lange an ihren Fähigkeiten und an sich selbst, nur um in den richtigen Momenten zu ihrer ganz eigenen Stärke zurückzufinden und zu wissen, wofür sich das Kämpfen lohnt. Auch vielen anderen Figuren hat die Autorin einen besonderen Glanz oder besondere Düsternis eingehaucht und mit allerlei Details ausgestattet.

Das Besondere an diesem Buch, neben einem ausgefeilten, fein gewobenen Plot, ist der rundherum gelungene Schreibstil, den man so selten in einem Jugendbuch findet. Es scheint, als hätte die Autorin jedes Wort genau bedacht. Hier ist weniger die moderne Jugendsprache zu finden, als eine fein modellierte Erzählweise, an der jedes Wort genau am richtigen Platz scheint und Wörter verwendet werden, die man sonst nicht in diesem Genre vorfindet. Ich habe es wirklich genossen, mal keinem „Jugendslang“ zu lauschen, und war wirklich oftmals positiv von der Wortwahl überrascht.

Das allergrößte Plus dieses Hörbuchs war für mich jedoch Sprecherin Cathlen Gawlich, die nicht nur meisterhaft in ihre Rolle geschlüpft ist, sondern dieses Buch zu einem echten Erlebnis werden ließ. Sie verleiht jeder einzelnen Stimme, eine besondere Nuance und scheint dabei maßgebend den Figuren Leben einzuhauchen. Catlen Gawlich verleiht dieser Geschichte eine besondere Intensität, und kann überzeugend die Emotionen der Figuren vermitteln. Durch ihre Erzählkunst – ja, man muss es wirklich so nennen – wurde das Bild Alinas und des ganzen Landes ein besonders intensives und bewegendes, von dem ich am liebsten immer mehr und mehr genossen hätte.

Fazit: Leigh Bardugo hat einen Roman mit solch erzählerischer Wucht geschrieben, dass ich nur wie gebannt an ihren Worten hängen konnte. Der russische Touch, die besondere Magie und Kultur des Landes Rawka und beeindruckende Figuren, die einem wirklich ganz vertraut werden, beweisen, dass die Autorin ein besonderes Gespür für eindrückliche, bewegende Geschichten hat. Dieser wunderbare Roman fand – zum Glück – eine genauso wunderbare Sprecherin, die nicht nur alles, alles richtig, sondern einfach grandios gemacht hat. Ich liebe dieses Hörbuch! (Und weil mir nicht nur das Hörbuch, sondern die ganze Geschichte ans Herz gewachsen ist, musste auch unbedingt die Buchausgabe mit diesem wunderschönen Cover her!)

Rezension: Rachel Vincent – Mit ganzer Seele – Soul Screamers 1

Rachel Vincent
Mit ganzer Seele – Soul Screamers

Reihe: Band 1
Verlag: Mira Taschenbuch
Format: broschiert, 304 Seiten
Erscheinungstermin: 10 / 2011
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-3899419467

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Kaylee ist erstaunt, dass der tollste Typ der Schule im Club „Taboo“ ausgerechnet mit ihr tanzt. Es scheint ein wirklich guter Abend zu werden. Bis Kaylee einem Mädchen im Club begegnet und plötzlich weiß, dass dieses Mädchen sterben wird. Denn da sind diese Schatten, die es umgeben, und ein schrecklicher Schrei bahnt sich seinen Weg durch Kaylees Lungen. Doch anders als erwartet, hat sie den süßen Nash durch ihre Panikattacke nicht verschreckt. Er scheint sogar eine seltsame, beruhigende Wirkung auf Kaylee auszustrahlen und viel mehr zu wissen als er vorgibt. Denn Kaylee ist eine Banshee, sie besingt die Toten. Doch plötzlich sterben täglich junge Mädchen, und nur Kaylee und Nash ahnen, dass hier einiges nicht mit rechten Dingen zugeht …

„Mit ganzer Seele“ ist mir zuerst immer wieder in Buchläden oder auf Blogs begegnet. Doch zuerst fand ich den Klapptext etwas absurd und konnte mir nicht vorstellen, dass ein Mädchen, dass ständig schreien muss, eine charismatische, anziehende Protagonistin sein könnte. Als ich dann eines Tages doch einen Blick in die Leseprobe hinein warf, konnte ich plötzlich nicht mehr aufhören zu lesen, und als das Ende dieser ersten Seiten erreicht war, wollte ich unbedingt wissen, wie es weiterging. Ich muss zugeben, dass Kaylees „schreien“ keinesfalls absurd daherkam, vielmehr hat es Rachel Vincent wirklich gut verstanden, diese Gabe sympathisch darzustellen.

Das Thema an sich ist nicht gänzlich neu. Vorallem der Teenieteil – „begehrter Typ der Schule verliebt sich plötzlich in unscheinbares Mädchen“ – gleicht eher einem Traum, dem viele Mädchen nachhängen. Dennoch hat mich überrascht, dass die Autorin es geschafft hat, die Verliebtheit zwischen Kaylee und Nash nicht in den Vordergrund zu setzen, sondern vielmehr als überzeugende nicht zu schnulzige Liebesgeschichte zu erzählen. Kaylee und Nash waren mir schnell sympathisch und ihre Liebe kommt zwar etwas zurückhaltend daher, aber dafür umso glaubhafter. Den Großteil dieses Romans machte dann, sehr zu meiner Freude, das fantastische Geschehen aus. Die Geschichte um die Banshees wird detailreich und sehr ausgefeilt erzählt. Hier hat die Autorin viele schöne Ideen eingebracht, die mich immer mehr an die Geschichte fesselten, und schließlich wollte ich unbedingt wissen, was es mit den seltsamen Todesfällen auf sich hat. Rachel Vincent hat irische Mythologie, auf ihre eigene, sehr sympathische und einfallsreiche Weise, neu erzählt. Sie erzählt von dieser ganz eigenen Welt, die Kaylee, gemeinsam mit dem Leser Stück für Stück entdeckt, leichtfüßig und kurzweilig in einer jugendlich, oberflächlichen Sprache, die jedoch gut zum Roman passt.

Neben Kaylee und Nash, die mir bereits auf den ersten Seiten ans Herz gewachsen waren, kommen viele andere Figuren leider nicht ganz so gut weg. Einige von ihnen erschienen recht oberflächlich und blieben mir fremd. Nur sehr wenige Protagonisten wirkten vielschichtig gestaltet. Selbst mit Kaylees Familie, ihrem Onkel Brendon, Tante Val und ihrer Cousine Sophie wurde ich bis zum Ende hin nicht recht warm. Bei der Zeichnung der Charaktere hatte ich mir etwas mehr erhofft, wenngleich Rachel Vincent bei der ein oder anderen Figur neugierig auf mehr macht, denn man ahnt schon, dass es hier noch so manches Geheimnis zu entdecken geben wird.

Dennoch ist „Mit ganzer Seele“ ein Roman, in dem ich, an der Seite zweier charmanter Hauptfiguren, gern Zeit verbracht habe. Eine leise Spannung war durchaus immer zu spüren, und an manchen Stellen dieses Buches konnte und wollte ich die Geschichte nicht aus der Hand legen.

Fazit: „Mit ganzer Seele“ kommt mit einem ausgefeilten, in sich stimmigen Plot daher, der den irischen Mythos der Todesbotinnen geschickt aufgreift und auf einfallsreiche Weise in unsere heutige Zeit verwebt. Rachel Vincent erzählt eine kurzweilige Geschichte, die man schnell weglesen kann und in die man gern eintaucht. Die jugendliche Erzählweise macht es zwar möglich, dass man über die Seiten fegt, vermag es jedoch nicht ganz, dem Roman die nötige Tiefe zu verleihen, die ich mir gewünscht hätte. Einige Dialoge hätte ich mir hier gehaltvoller gewünscht. Obwohl dieses Buch also auch mit dem ein oder anderen Manko daherkommt, konnte es mich dennoch gut unterhalten. Gespannt auf den zweiten Band bin ich allemal und freue mich schon, bald mehr über Rachel Vincents Banshees zu lesen.

Rezension: Andrew Prentice, Jonathan Weil – Pandämonium – Die schwarzen Künste

Andrew Prentice, Jonathan Weil
Pandämonium – Die schwarzen Künste

Reihe: Band 1
Verlag: cbj
Format: gebunden, 480 Seiten
Erscheinungstermin: 02 / 2013
Preis: 16,99 €
ISBN: 978-3570136027

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Jack verdient seinen Lebensunterhalt als Mitglied der „Familie“ Sharkwells, des berüchtigten Ganovenoberhauptes Londons. Noch während seiner Aufnahmeprobe stiehlt er einem Mann den Geldbeutel, in dem sich auch eine Tabakpfeife befindet. Beim Ausleeren der Pfeife gerät etwas von dem Pulver in Jacks Auge, das augenblicklich beginnt, höllisch zu brennen und mit dem er plötzlich merkwürdige Dinge sehen kann. Als ein geheimnisvoller Priester Jacks Mutter tötet und von ihm jene Tabakpfeife fordert, gerät Jacks Leben endgültig aus den Fugen. Noch am Grab seiner Mutter schwört er Rache an dem Geistlichen, der sich schon bald als Nicholas Webb entpuppt, Jäger der Zauberer und Hexen. Doch Webb scheint ein falsches Spiel zu spielen, wie Jack schnell herausfindet. Denn an den grauenhaften Morden an Zauberern, die angeblich den Teufel beschworen, scheint er einen maßgeblichen Anteil zu haben. Als Jack überraschend Hilfe von keinem geringeren als John Dee, Hofzauberer der Königin, einem rätselhaften Spitzel, der ihm mehr als einmal das Leben rettet und einem noch merkwürdigeren Kobold erhält, scheint sich das Blatt zu wenden – zumindest für kurze Zeit. Denn Webb hat es nicht nur auf Jack abgesehen, er hat auch ganz eigene, dunkle Pläne … 

Im ersten Band der „Pandämonium“-Reihe beschwören die beiden Autoren ein sehr intensives, historisches Bild Londons herauf, dass mit vielen Details gespickt ist. An der Seite Jacks – einer Figur, die mir auf den ersten Seiten bereits richtig ans Herz wuchs – macht sich der Leser auf, vorallem den gaunerhaften Teil der alten Stadt zu entdecken. Denn Jack verdingt sich sehr erfolgreich als Taschendieb. Dieser Part des Buches, in dem wir Jack bei seinen Diebestouren und alltgäglichen Gaunereien begleiten, nimmt mehr als die Hälfte der Geschichte ein. Der Fantasypart, der von Dämonen und allerlei Magischem erzählt, kommt zuerst relativ kurz daher, und das, obwohl Jack schon relativ früh mit dem geheimnisvollen Pulver, das seine Augen für die Dämonenwelt „öffnete“, in Berührung kam.

Die Figuren dieses Romans wirkten sehr realistisch, manche düster, manche farbenfroh – alle jedoch sehr überzeugend. Da fühlte man sich in dieser dunklen, verborgenen Welt Londons schon bald so einigen Charakteren verbunden.

Wirkliche Spannung wollte sich bei mir jedoch über 2/3 des Buches nicht einstellen. Es war nicht so, dass ich die Geschichte nicht gern weitergelesen hätte, schließlich wollte ich wissen, in welche Situationen Jack noch geraten würde, und was es mit der geheimnisvollen Dämonenwelt auf sich hatte; vielmehr fühlte ich mich nicht so sehr an das Buch gebunden. Ich habe den Sog vermisst, der es einem kaum erlaubt, das Buch wegzulegen. Das mag vorallem daran gelegen haben, dass ich mir gleich zu Anfang und auch zwischendurch einfach mehr Magisches gewünscht hätte. Es ist zwar interessant zu lesen, wie und warum Jack und andere Mitglieder der Gaunerfamilie, Leute übers Ohr hauen, richtig fesseln konnten mich eben diese Ereignisse jedoch nicht. Die Momente, in denen er der Spur von Nicholas Webb und damit den seltsamen, übernatürlichen Geschehnissen immer näher kam, blieben sehr rar.
Dennoch ließ sich die Geschichte rasch weglesen. Das Autorenduo erzählt in einem leichten, sehr angenehmen Schreibstil, der es mir erlaubte, trotz mäßiger Spannung über die Seiten zu fegen.

Die Autoren werfen so manches kleinere, magische Ereignis in Jacks alltägliches Leben ein, die manchmal fast zufällig zu geschehen scheinen. Diese Geschehnisse spornten mich beim Lesen immer weiter an, warfen jedoch auch immer wieder neue Fragen auf. Leider werden manche davon, für meinen Geschmack nur unzureichend aufgeklärt. Völlig unklar blieb mir, was es mit dem seltsamen Pulver auf sich hatte, dass in Jacks Auge und auf seine Hand geriet, und das ihn fortan mit der Dämonenwelt in Berührung brachte.

Dann folgt das fulminante Ende – voller Magie, Teufelsbeschwörung und Tod, und ich muss zugeben, ich habe bis zum Schluss gehofft, dass neben dem Prolog auch vieles andere aufgeklärt würde. Doch wenngleich dieser würdige Höhepunkt des Romans, wirklich reich an magischen Bildern, rasant und detailreich erzählt wurde, warf auch dieser neue Fragen auf.

Fazit: „Pandämonium – Die dunklen Künste“ ist ein Buch, dass mir während des Lesens schon zwiespältige Gefühle bescherte. Denn obwohl Jacks alltägliches Leben als Gauner Londons in einer großen Familie aus Dieben, Schurken und Mördern durchaus unterhaltsam und abwechslungsreich gestaltet wurde, blieben mir die übernatürlichen, magischen Geschehnisse einfach zu wenig. Von Geistern, Dämonen, Teufeln und Kobolden wird zwar immer wieder mal kurz erzählt, dann jedoch das Augenmerk auf Jacks Suche nach Webb (die mehr so nebenbei geschieht) zurück geschwenkt. Das Ende beschert dann von allem etwas, und machte es mir fast unmöglich das Buch wegzulegen, dennoch habe ich vorallem im restlichen Buch, richtige Spannung sehr vermisst. Lesenswert ist dieses Buch jedoch trotzdem, denn dem Autorenduo ist es ausnehmend gut gelungen, ein dunkles, geheimnisvolles London heraufzubeschwören. Hinzu kommen Figuren, die wirklich fantastisch gezeichnet wurden, und die nicht zuletzt ihre Leser immer und immer neugieriger machten …

Rezension: Alan Bradley – Flavia de Luce – Mord im Gurkenbeet

Alan Bradley
Flavia de Luce – Mord im Gurkenbeet

Reihe: Band 1
Verlag: Hörbuch Hamburg Verlag
Format: Hörbuch, 6 CDs, gekürzt
Erscheinungstermin: 03 / 2010
Preis: 24,99 €
ISBN: 978-3867426763

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Eines morgens entdeckt Flavia im Garten der Familie einen Toten – genau genommen ist er noch gar nicht richtig tot. Er schafft es gerade noch Flavia, „Vale“ – Leb wohl – entgegenzuhauchen. Doch wer ist der Tote, den sie am Abend zuvor im Arbeitszimmer ihres Vaters gesehen hatte? Und welche Rolle spielen zwei seltene Briefmarken, die unter dem Namen „Rächer von Ulster“ bekannt sind und lange Zeit als verschollen galten? Das Interesse der 11-jährigen Flavia, jüngster Tochter des Hauses de Luce, ist schnell geweckt. Als dann Flavias Vater des Mordes verdächtigt wird, weiß sie, dass sie alles daransetzen muss, den wahren Mörder zu finden. Dabei stößt Flavia auf ein lange gehütetes Geheimnis und gerät schließlich selbst ins Visier des Mörders … Flavia de Luce ist kein normales Mädchen, wie man es sich vielleicht vorstellt. Anders als ihre Altersgenossinnen, interessiert sie sich vorallem für Chemie. Da Flavias besondere Leidenschaft die Gifte sind, studiert sie deren Auswirkungen hin und wieder an ihrer älteren Schwester Ophelia. Das Leben auf Buckshaw hat ja auch sonst kaum etwas Spannendes zu bieten.

Ich bin überrascht, wie unterhaltend Alan Bradley eine doch eher trockene Naturwissenschaft in diesen Krimi eingewoben hat. Denn obwohl die Chemie nicht unbedingt meine Stärke ist, verleiht sie diesem Roman eine ganz besondere Note. Dass Flavia, die junge Heldin dieses Romans, eine kleine Hobby-Chemikerin ist, wird an vielen Stellen dieses Buches deutlich. Dazu hat der Autor so einiges an chemischem Wissen in diesem Roman eingeflochten, das Flavias ungewöhnliches Faible greifbar und diese Geschichte richtiggehend sympathisch macht. Gerade durch diese ungewöhnliche Eigenschaft, kommt Flavia ein wenig verschroben daher – immerhin kommt es schonmal vor, dass sie Teewasser mit einem Bunzenbrenner zum Kochen bringt -, und ich hatte sie schon bald liebgewonnen. Hinzu kommen so manche Angewohnheiten dieser Figur, die ihren Charakter facettenreich und lebendig wirken lassen, und mir beim Hören richtig Spaß machten.

Während also Flavia mich schon bald in ihren Bann zog, gab es jedoch auch einige Figuren, die eher blass wirkten. Vorallem die übrigen Familienmitglieder schienen mir neben dem starken Charakter Flavias eher schwach ausgearbeitet. Auch von der Familiengeschichte der de Luces, dem Tod von Flavias Mutter, erfährt man wenig. Ich hätte mir hier noch viel mehr Informationen gewünscht, denn es werden zwar viele Andeutungen gemacht, jedoch für meinen Geschmack nur unzureichend aufgeklärt. Dies mag hier möglicherweise an der gekürzten Hörbuchfassung liegen – vielleicht ist das Buch gerade in diesem Punkt umfangreicher.

Der Kriminalfall, die Zusammenhänge und Flavias Aufdeckung der Wahrheit konnten mich wirklich fesseln. Auch ich tappte nahezu bis zum Schluss im Dunkeln, bin jedoch vom Ausgang der Geschichte positiv überrascht worden. Der Autor beweist hier viel Fingerspitzengefühl und Lust am Erzählen. Er versetzt einen nahezu ab dem Beginn seiner Geschichte in die Welt Flavias und der englischen, ländlichen Kulisse.

Die Sprecherin des Hörbuchs, Andrea Sawatzki, trägt einen großen Teil dazu bei, dass ich an diesem Hörbuch viel Spaß hatte. Sie verleiht Flavia eine würdige Stimme mit vielen Nuancen, Gefühlsregungen und Spannungen. Die perfekte Stimme für dieses schöne Buch!

Fazit: „Mord im Gurkenbeet“ war so ganz anders als ich es vermutet hatte – viel besser! Flavia ist eine Protagonistin, die man einfach sofort ins Herz schließt, was vorallem an ihren spleenigen Eigenheiten und ihrer besonderen Leidenschaft für die Chemie liegt, die in diesem Roman allgegenwärtig ist. Für mich ist Flavia eine besondere Figur und eine eigentümliche „Ermittlerin“, an deren Seite man in eine spannende, vielschichtige Geschichte eintaucht, die mich während des Hörens – auch Dank einer wunderbaren Sprecherin – völlig in ihren Bann zog.