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Daily Archives: 21. Januar 2011

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Rezension: Evelyne Binsack – Expedition Antarctica – 484 Tage bis ans Ende der Welt

Evelyne Binsack hat das getan, was vorher – in unserer heutigen Zeit – wohl noch niemand geschafft hat: Sie ist per Fahrrad und zu Fuß in 484 Tagen um die halbe Welt gereist. Zu Anfang stand ein Ziel: Antarctica ohne Hilfe bis zum Südpol zu durchqueren. Start dieser Expedition sollte der äußerste Süden Südamerikas sein. Und bis dorthin fliegen? So einfach wollte es sich die Extremsportlerin dann doch nicht machen. Nein, sie wollte aus eigener Kraft Punta Arenas im Süden Chiles erreichen. Dies bedeutete knapp 24.000 km auf dem Fahrrad zurückzulegen, eine Mammutstrecke, noch vor den härtesten und denkbar unwirtlichsten letzten knapp 1.200 km durch das Eis der Antarktis. An der Grenze ihre körperlichen und seelischen Leistungskraft, nicht zuletzt auch an der Grenze zum Tod, hat Evelyne Binsack dieses Ziel schließlich erreicht.

„Expedition Antarctica“ liest sich wie das größte Abenteuer unserer modernen Welt. Eine Frau, ganz allein, 24.000 km von der Schweiz, über Frankreich, Spanien, Portugal, Salt Lake City (USA), Mexiko, die Anden in den äußersten Südzipfel Südamerikas – und das ganz ohne Annehmlichkeiten -  nur mit dem Nötigsten, dass sie auf ihrem Fahrrad transportieren konnte. Dabei lässt uns Evelyne  Binsack schon an den enormen Vorbereitungen ihres Abenteuers teilhaben, beschönigt nichts, und macht sich nicht selbst zur Heldin.

Dieses Buch ist nicht nur Reisebericht, es ist auch eine philosophische Reise. Und genau das, hat mich letzten Endes leider mehr und mehr gestört. Gerade die ersten 24.000 km werden relativ kurz abgehandelt, sind dafür aber mit so vielen philosophischen Gedanken gespickt, dass ich mit dem Lesen während dieser Zeit kaum vorwärts kam. Es ist zwar durchaus interessant zu lesen, welche geistigen Erfahrungen man während des Bergsteigens oder eben solchen Extrem-Abenteuern macht,  aber man muss dies nicht alle paar Seiten lesen, immer und immer wieder. Mich hat mehr die Reise an sich, die Länder, die Kulturen und die Menschen interessiert – davon erzählt Evelyne Binsack  leider überraschend sparsam.

Dann endlich beginnt das zweite Abenteuer: die Wanderung von der Nordküste der Antarktis zum Südpol. Und endlich werden die philosophischen Gedanken weniger, das Erlebte tritt deutlich in den Vordergrund und lässt sich schließlich flott weglesen. Denn jetzt, auf den letzten etwa 140 Seiten, hat das Abenteuer auch den Leser gepackt.

„Expedition Antarctica“ ist kein Buch, dass man mal so nebenbei schnell wegliest. Und doch schafft es einen ganz guten Überblick über ein wahrhaft großes Abenteuer einer Frau, die es immer wieder auf die höchsten Berge zieht, die nach immer weiteren Abenteuern sucht und dafür nicht selten an ihre eigenen Grenzen stößt. Überraschend ehrlich erzählt. Etwas weniger philosophisches, dafür mehr Beschreibung des Erlebten, und ich wäre wohl gefesselt gewesen. So habe ich mich leider mehr oder weniger durch die erste Hälfte und die ersten 24.000 km von Seite zu Seite geschleppt.

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