Ich würde “Der Zorn der Wölfe” nicht unbedingt als spannend bezeichnen. Dafür – und das macht das Buch umso faszinierender – zeichnet Jiang Rong so ein ungeheuer dichtes und farbenprächtiges, ja richtig lebendiges Bild der mongolischen Graslandbewohner, dass ich von diesem Buch derzeit kaum die Finger lassen kann. Zudem geht es um ein Thema, über das ich auch schon ein Weilchen nachgrübele – die Wölfe. Seit geraumer Zeit bin ich von ihnen fasziniert, schwanke aber immer wieder zwischen Bewunderung und Abscheu, denn Wölfe sehen nicht nur so schön geheimnis- und würdevoll aus, sie können auch richtige Bestien sein. Genau das hat der Autor aufgegriffen, und zeigt durch seine Erzählung wie wohl auch die mongolische Bevölkerung dieses Tier sieht: zum einen als Totemtier, das weithin verehrt wird, zum anderen als Feind, der erbarmungslos ihr Vieh reißt. Jiang Rong erzählt recht schonungslos, teils voller Begeisterung für die Wölfe, teils von blutigen Massakern, die auf diese Tiere zurückgehen. Ich habe jetzt das 1. Drittel geschafft, und bin begeistert von dem Bild, dass der Autor malt – von Traditionen, Landesgeschichten, Mythen und dem schwierigen Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf. Ich bin gespannt, wie es weitergeht …