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Rezension: Nicholas Evans – Die wir am meisten lieben

Tommy erfährt wenig Zuneigung von seinen Eltern. Einzig seine Schwester Diane bringt ihm Nähe und Geborgenheit entgegen. Als er mit 8 Jahren schließlich auf ein strenges Internat gehen soll, ist Diane außer sich und schluchzt beim Abschied mehr als Tommy. Das Internat Ashlawn stellt sich für Tommy schnell als Schreckensort heraus, Prügel erfahren die Jungen hier nicht nur von den Lehrern, sondern auch von älteren Schülern. Währenddessen weiß Diane ihr Publikum im Theater immer mehr von sich zu überzeugen und bekannte Hollywood-Produzenten zu begeistern. Schon bald wird sie als neuer Star am amerikanischen Filmhimmel gefeiert. Diane sieht ihre Zeit gekommen, Tommy aus dem Internat zu holen und ihm ein lang gehütetes Geheimnis anzuvertrauen, dass Tommys Welt zunächst vollkommen auf den Kopf stellt. Doch als Diane Tommy ihren Freund, den gefeierten Filmcowboy Ray Montane vorstellt, bei dem sie fortan in Kalifornieren leben werden, ist dieser hellauf begeistert. Noch ahnt er nicht, dass sich in ein paar Jahren alles dramatisch verändern wird …

Eines vorweg: Wer dramatische Schicksale oder eher traurige und sehr zu Herzen gehende Geschichten nicht mag, sollte dieses Buch nicht lesen. Denn, wenn Nicholas Evans eines kann, dann ergreifende und nicht alltägliche Geschichten zu erzählen, die einem einfach sehr nahe gehen … so auch mir. Denn schon während des Prologs musste ich schniefen und Tränchen wegdrücken. Und Nicholas Evans hat mich zunächst nicht enttäuscht. Ich war gefangen, ergriffen, betroffen, neugierig und vorallem konnte ich dieses Buch kaum weglegen.

In Zeitsprüngen, die kapitelweise von Toms Vergangenheit in den 50er Jahren und der Gegenwart erzählen, erfahren wir scheinbar wahllose Ereignisse: Tommys Schreckenszeit im Internat, mit Diane und Ray in Kalifornien, beim Filmdreh in Arizona, das Kennenlernen von Gina, Kanufahren mit dem kleinen Sohn Danny und viele, viele weitere, die eindrücklich Tommys Kindheit und Lebensgeschichte schildern. Zwischendrin das Jetzt: ein Streit mit seinem Sohn vor ein paar Jahren, das Bangen um Danny, der im Irak Zivilisten erschossen hat und unter Mordverdacht steht …

Gerade diese Kapitelsprünge lassen das Lesen niemals langweilig werden. Nicholas Evans erzählt in einfachem, auf den Punkt gebrachtem Schreibstil von seinen Protagonisten und den Ereignissen. Er schafft es irgendwie genau die Erlebnisse zu erzählen, die wichtig sind, um Tommys Geschichte zu verstehen. Dabei ist kein Satz überflüssig, vielmehr war ich von den Geschehnissen geradezu gefangen und konnte kaum aufhören zu lesen. Auch wenn einige Stellen des Plots für mich vorhersehbar waren, jagte ich fast atemlos über die Seiten und wunderte mich immer wieder erneut, wie schnell diese verflogen.

Wenngleich neben Tommy auch andere Figuren überzeugen konnten, blieben andere etwas blass und farblos gezeichnet. Das Augenmerk des Autors scheint vorallem auf Tom, Diane und Ray gelegen zu haben, deren Gefühlswelt – und nicht selten -chaos – wirklich gut gelungen sind. Die vom Autor erschaffene Filmwelt, in die Diane mehr und mehr eintaucht und von der sie sogar ein Teil wird, fand ich in sich stimmig und sehr glaubhaft umgesetzt. Hier hat er geschickt reelle Stars der 50er Jahre eingeflochten, die somit selbst ein kleiner Teil dieser Geschichte wurden.

Also war ich begeistert von dem Buch, den vielen Figuren, die trotz einer mitunter etwas flachen Darstellung, durchaus sympathisch waren – doch dann kam das Ende, und ich dachte, dass darf jetzt nicht Evans’ Ernst sein. Das Geständnis von Toms Sohn Danny am Ende, ließ mich mit schalem Geschmack zurück.

» Klapptext und gesamte Rezension zum Buch lesen

Dieses Buch erhielt ich über Blogg dein Buch vom Aufbau Verlag. Herzlichen Dank! Mehr Infos zum Buch gibt’s auch auf der Verlagswebsite.

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