Die letzten Rezensionen

Category Archives: Kinder- Und Jugend

Rezension: Colleen Hoover – Point of Retreat

Colleen Hoover
Point of Retreat
(dt. Ausgabe: Weil ich Will liebe) 

Reihe: Slammed, Band 2
Verlag: Atria Books
Format: Kindle-Edition, 320 Seiten, englisch
Erscheinungstermin: 08 / 2012
Preis: ~ 8,00 €
Asin: B008TRU9HU

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Achtung! Enthält Spoiler zu Band 1 – “Weil ich Layken liebe”

Nachdem ich den ersten Band der Trilogie „Weil ich Layken liebe“ (englisch: „Slammed“) ganze zweimal hintereinander gelesen hatte, konnte ich die Fortsetzung, die erst in ganzen 6 Monaten zu erwarten war, einfach nicht abwarten. Und so beschloss ich kurzerhand die englische Ausgabe „Point of Retreat“ (deutsch: „Weil ich Will liebe“) zu lesen. Und was soll ich sagen – es war das Beste, dass ich tun konnte.

Ein Jahr nach dem Tod von Laykens Mutter sind Will und Layken genauso glücklich wie zu Beginn. Mehr noch haben sie eine gute Balance zwischen ihrer Beziehung und der Erziehung ihrer Brüder gefunden, und einen Partner, mit dem sie die Schwierigkeiten dieser Verantwortung teilen können. Als Wills Exfreundin Vaughn erneut in sein Leben tritt und ihn um eine zweite Chance bittet, weiß er nicht recht, wie er das Layken beibringen soll, denn für ihn ist ohnehin klar: nur Layken gehört sein Herz. Doch sie missversteht die Situation und beginnt an seiner Liebe zu ihr zu zweifeln. Kann er sie jemals zurückgewinnen?

Dieses Buch lässt sich eigentlich kaum mit den richtigen Worten umschreiben. Es ist wirklich erstaunlich, wie nah einem die Figuren kommen, welches Gefühlschaos man geradezu mit ihnen erlebt, wie man mitfühlt, und sich so hilflos fühlt. Diese Geschichte ist aus Wills Perspektive geschrieben, was die Autorin nicht besser hätte machen können. Denn so lernt man nicht nur Will sehr nah kennen, man fühlt seine Frustration, Angst und Ohnmacht geradezu mit. Colleen Hoover hat wirklich ein außerordentliches Talent, ihre Leser an den mitreisenden Gefühlen ihrer Charaktere teilhaben zu lassen, und so eine ganz dichte, gefangennehmende Atmosphäre zu schaffen. Ich liebte den Humor, die Nachdenklichkeit, das Glück – einfach alles.

Einen großen Anteil dieser Geschichte hat der „Point of Retreat“ – der „Zeitpunkt des Anhaltens“, der Will und Lake immer wieder an ein vor einem Jahr gegebenes Versprechen an Laykens Mutter erinnert – nämlich, dass sie mindestens ein Jahr bis zum ersten Sex warten. In diesen Situationen waren die beiden manchmal wirklich süß, und ich staune darüber, dass ich diese Stellen keineswegs kitschig fand. Es passte perfekt zum Ganzen und ließ mich schon mal schmunzeln, teilweise auch herzhaft lachen.

Und doch wünschte ich mir während des Lesen, die Autorin hätte ihren Figuren nicht ganz so viel aufgebürdet. Denn als es schien, alles würde gut, passierte etwas noch viel schlimmeres.

Trotz vieler aufwühlender Geschehnisse strotzt dieses Buch vor Freundschaft, Liebe, großen Gefühlen und der richtigen Portion Witz. Hier stimmte, wie schon beim ersten Band, einfach alles.

Fazit: Auch der zweite Band der „Slammend“-Reihe kommt mit so viel Gefühl und so viel atmosphärischer Dichtheit daher, dass ich geradezu mit den Figuren mitfühlte. Ich war glücklich, traurig, verzweifelt, dem Ende nahe – und das alles wild durcheinander. Colleen Hoover schafft es auch in dieser Geschichte, dass man alle Figuren richtiggehend lieb gewinnt, und keine Sekunde ohne sie auszuhalten weiß. Hätte ich nicht schon den Klapptext zu Band drei gelesen, hätte diese Geschichte mich wohl eine ganze schlaflose Nacht gekostet ;-) . Für mich sind Band eins („Slammed“) und zwei („Point of Retreat“) ganz klar meine Lesehighlights 2013. Ich liebe es!

Rezension: Colleen Hoover – Weil ich Layken liebe

Colleen Hoover
Weil ich Layken liebe 

Verlag: dtv
Format: broschiert, 352 Seiten
Erscheinungstermin: 11 / 2013
Preis: 9,95 €
ISBN: 978-3423715621

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Es gibt Bücher, die unterhalten. Es gibt Bücher, die mitreisen. Und es gibt ganz wenige Bücher, die gehen so sehr zu Herzen, dass man hofft, die Geschichte würde nie enden; und tut sie es schließlich doch, möchte man am liebsten sofort von vorn beginnen. „Weil ich Layken liebe“ hat mich unterhalten, mitgerissen, zu Tränen gerührt und ging mir wahnsinnig nah.

In den letzten sieben Monaten hat sich Laykens Leben völlig verändert. Erst starb ihr Dad. Dann zog sie mit ihrer Mutter und dem neunjährigen Bruder Kel von Texas nach Michigan mit dem Wissen, sich dort niemals wohlzufühlen. Doch gleich gegenüber wohnt Will. Und für Layken genügen drei wundervolle Tage, um zu wissen, dass er der Richtige ist. Aber dann kommt alles ganz anders: denn obwohl sie spürt, dass auch Will dasselbe empfindet, dürfen sie sich nicht lieben. Während Layken und Will damit beschäftigt sind, Abstand zueinander zu halten, setzt das Leben noch einen obendrauf …

Was für ein Buch!
Es gibt wirklich nicht viele Bücher, die mich so bewegen, wie dieses; nicht viele, die ich immer und immer wieder lesen möchte. Doch während ich diesen Roman innerhalb von zwei Tagen geradewegs verschlungen habe, war ich am Ende doch enttäuscht, dass ich Lebewohl zu Will und Layken sagen muss; und ich ringe ehrlich mit mir, ob ich nicht doch gleich nochmal von vorne beginne. So viele weitere Bücher warten auf mich, soviele Geschichten, die es noch zu entdecken gibt, und doch hat mich diese hier so sehr berührt, dass sie mir nicht mehr aus dem Kopf gehen will.

Will und Layken sind zwei wundervolle Figuren, die ich nicht nur sofort, sondern auch innig ins Herz geschlossen habe, mit denen ich gebangt und geheult habe und deren Geschichte mir unheimlich nah ging. Colleen Hoover schafft es in diesem Buch die eindringliche Geschichte von vielen Figuren zu erzählen. Manche erhalten nur wenige Passagen um zu berühren, und dennoch erschienen sie authentisch und so detailliert, als würde man sie schon ewig kennen. Auch die beiden Hautfiguren, der 21-jährige Will und die 18-jährige Layken wurden mir zu echten Freunden, denen ich einfach nicht von der Seite weichen konnte.

In diesem Buch spielen Gedichte eine große Rolle. Viele Gefühle der Charaktere werden durch so manche Zeile aus ihrem Innersten verdeutlicht – das schafft eine eindringliche Atmosphäre, die das gesamte Buch über anhält. Und obwohl die Liebesgeschichte zweier Jugendlicher durchaus ein wenig zu kitschig geraten könnte, ist in diesem Roman kein Wort, keine Berührung, kein Gefühl an der falschen Stelle. Sie handeln, wie es reale Menschen ebenfalls tun könnten. Dieser Roman ist weit, weit entfernt davon kitschig zu sein. Vielmehr erzählt er eine wirklich zu Herzen gehende Liebes- und Lebensgeschichte, die wohl kaum einen Leser unberührt lassen könnte.

Fazit: „Weil ich Layken liebe“ zählt für mich zu den ganz wenigen Highlights des Jahres und ist ein außergewöhnlich starkes, emotionales und eindringliches Buch, dass mich wirklich sehr berührt hat. Ich habe in diesem Roman wundervolle Figuren kennenlernen dürfen, die ihr Schicksal angenommen und ihr Leben für sich zum Guten verändert haben; die trotz Rückschlägen nie das vergessen haben, auf das es ankommt: das Leben, die Freundschaft und die Liebe. Ein wunderbares Buch voller Emotionen, Geschichten und Weisheiten, das ich nicht nur unheimlich gern gelesen habe – ich war auch völlig in dieser Geschichte versunken, und wollte nicht auftauchen. Ob ich diesen Roman noch einmal lesen werde? Ja, und zwar wieder und wieder und wieder …

Rezension: Sarah Crossan – Breathe #1 – Gefangen unter Glas

Sarah Crossan
Gefangen unter Glas
Breathe #1
 

Verlag: dtv
Format: gebunden, 432 Seiten
Erscheinungstermin: 03 / 2013
Preis: 16,95 €
ISBN: 978-3423760690

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Die Menschheit hat ein Leben auf der Erde nahezu unmöglich gemacht. Nur in abgeschirmten Kuppeln mit genügend Sauerstoff ist Überleben möglich. Was als Übergangslösung gedacht war, hat nun schon viele Jahrzehnte Bestand, denn außerhalb scheinen sich die Bäume einfach nicht zu regenerieren. Und ohne Bäume gibt es keinen Sauerstoff. Doch innerhalb der Kuppel ist Sauerstoff ein teures Gut, dass sich unbegrenzt nur „Premiums“ – Bürger erster Klasse – leisten können. Bea ist eine „Second“, ein Mensch zweiter Klasse. Sie hofft darauf, ihren Eltern und sich selbst ein besseres Leben bieten zu können. Gemeinsam mit ihrem besten Freund Quinn, macht sie sich auf einen Ausflug ins Ödland auf, der ihr beider Leben für immer verändern wird. Denn im Ödland treffen sie auf Alina, und auf Maude, einer Ausgestoßenen, die seit vielen Jahren in der sauerstofflosen Ödnis überleben muss. Was sie herausfinden, legt eine Verschwörung offen – gegen die Menschen und die Natur …

Sarah Crossan hat ein beispielloses Endzeitszenario geschaffen, das einen gefangennimmt. Keine Bäume. Nirgendwo außerhalb der Kuppel, und damit auch nicht genügend Sauerstoff, um außerhalb der Kuppel zu überleben. Immer wieder lässt sie häppchenweise die Informationen, wie es dazu kam, und wie das Leben seit jeher für die Menschen aussieht, in die gegenwärtigen Geschehnisse um Quinn, Bea, Alina und all die anderen, einfließen, so dass mich immer eine gewisse Neugier an die Geschichte band. Das alles hat sich für mich rund und authentisch angefühlt, wenngleich ich trotzdem nicht glauben konnte, dass die Menschheit es im wahren Leben soweit kommen lassen würde. Doch wie auch in diesem Buch, versuchen die Menschen nun mal selbst in Notlagen den größtmöglichen Profit herauszuschlagen, und wer weiß, vielleicht ist dieses Endzeitszenario also gar nicht so abwegig.

Vor einer sehr farbig und detailliert gemalten Kulisse, die die Autorin vor dem Auge des Lesers auferstehen lässt, haben mich auch die Figuren sowie die Ereignisse gleichermaßen fesseln können.
Da ist Bea, deren sehnlichster Wunsch es ist, ihren Eltern ein besseres Leben zu ermöglichen. Denn ein Second zu sein, und sich den Sauerstoff leisten zu können, heißt ein Leben mit harter, langer Arbeit und vielen Entbehrungen zu führen.
Quinn hingegen, dem alles in den Schoß gelegt wird, ist mit seinem Leben unzufrieden, dass alles für ihn so einfach ist, und dass es das für Bea nicht ist.
Alina ist eine Rebellin, wie auch ihr Cousin Silas. Gemeinsam machen sie sich mit einer kleineren Gruppe dafür stark, dass Bäume auch wieder außerhalb der Kuppel wachsen, und ein Leben im Ödland möglich wird.
Außer diesen drei Figuren, besiedeln viele weitere Charaktere diesen Roman, und machen ihn abwechslungsreich und voller Wendungen. Man kann nicht wirklich vorhersehen, was passieren wird, ist aber genauso froh darüber, wie Bea, was die Rebellen bereits erreicht haben.

Sarah Crossan hat ihren Roman mit vielen Höhen ausgestattet, mit vielen Augenblicken, in denen man fast den Atem anhält, da man nicht weiß, was passieren wird. Gemeinsam mit Quinn und Bea macht man sich auf, das Ödland kennenzulernen, die Rebellen und ihren Kampf gegen die grausame Übermacht zu unterstützen und schließlich auch, um die Wahrheit aufzudecken. Es war eine spannende Reise an der Seite von sympathischen Figuren, die mir während des Lesens ans Herz gewachsen sind, und denen ich hoffentlich bald im zweiten Teil wieder begegnen werde.

Einziges Manko dieses Buches mag das für mich etwas zu hastige Ende sein. Das wirkte einfach ein wenig zu überdreht, zu geplant und zu unglaubwürdig auf mich.

Fazit: „Breathe – Gefangen unter Glas“ ist ein Roman, der aus der Masse der derzeit erscheinenden Dystopien herauszustechen vermag. Er überzeugt mit einem ausgeklügelten Endzeitszenario und bildhaften, gefangennehmenden Beschreibungen. Doch nicht zuletzt die charismatischen Figuren, die ich schnell gern hatte und die abenteuerlichen Ereignisse haben mich an dieses Buch gefesselt. Viel zu schnell war diese Geschichte ausgelesen, doch umso mehr freue ich mich auf den nächsten Band.

Rezension: Thomas Thiemeyer – David und Juna – Das verbotene Eden 1

Thomas Thiemeyer
David und Juna –
Das verbotene Eden 1
 

Verlag: PAN
Format: gebunden, 464 Seiten
Erscheinungstermin: 08 / 2011
Preis: 16,99 € (vergriffen – als eBook erhältlich)
ISBN: 978-3426283608

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Vor 65 Jahren sorgte ein mutiertes Virus dafür, dass Männer und Frauen zu erbitterten Feinden wurden. Familien brachen auseinander. Liebende versuchten sich gegenseitig umzubringen. Die Stromversorgung brach zusammen. Während die Männer in kleinen Gemeinschaften in den Ruinen der Städte ein neues Heim fanden, zog es die Frauen hinaus in die Wälder. In dieser entbehrungsreichen Welt leben der junge Mönch David und die Kriegerin Juna. In den letzten Jahren spitzte sich die Lage zwischen Männern und Frauen immer weiter zu. Die Männer plünderten und brandschatzten in den Dörfern der Frauen und drohen das dünne Band des Friedens zu zerstören. Als die Frauen zu einem Gegenschlag ausholen, gerät David in ihre Gefangenschaft. Der junge Mann berührt etwas in Juna, die sich mehr und mehr zu ihm hingezogen fühlt. Juna weiß, dass David im Lager der Frauen sterben wird. Und so befreit sie ihn und bringt ihn in Sicherheit, nichtsahnend, dass sie damit den Lauf der Geschehnisse für immer verändern wird …

Thomas Thiemeyer gelingt es wunderbar mit vielen farbigen Bildern und Eindrücken von einer untergegangenen Zivilisation zu erzählen. Die Menschheit ist in mittelalterliche Zustände zurückgefallen. Während sich die Frauen auf ihre Naturverbundenheit besinnen, klammern sich die Männer an das letzte bisschen Technik, das ihnen einen Vorteil gegenüber den Frauen verschafft. Diese historische Kulisse konnte der Autor fantastisch einfangen und aufleben lassen. Auch die dystopischen Eigenschaften dieses Romans, das mutierte Virus und dessen Folgen, lasen sich rund, glaubhaft und vorallem interessant. Thomas Thiemeyer hat hier ein Endzeitszenario geschaffen, das mich als Leser berührte.

Auch viele der Figuren waren mir fast sofort sympathisch. David und Juna mochte ich gleich zu Beginn und auch im Weiterlesen findet man so manchen Charakter, den man gerne mag. Hinzu kommt, dass hier ein einnehmender Erzählton angeschlagen wird, der niemals teeniehaft wirkt, sondern fantastisch zu den Ereignissen passt und pointiert gut unterhält.

Doch leider kann all dies nicht die fehlende Spannung im Buch wettmachen. Denn bis zur reichlichen Hälfte passiert einfach kaum Nennenswertes. Die erste Hälfte erklärt mehr, wie es zu den jetzigen Lebensumständen kam, was damals passierte und gerade jetzt passiert. Es stellt die Figuren vor und macht deren Absichten klar. Das war zwar nett zu lesen – und ja, ich fühlte mich in der vom Autor geschaffenen Welt wirklich wohl – aber zog sich teilweise für meinen Geschmack leider auch sehr in die Länge. Von Spannungsaufbau ist in diesem Roman leider kaum etwas zu merken. Ich habe nur an sehr wenigen Stellen mit den Figuren mitgefiebert, denn es gab einfach zu wenige Stellen, an denen man hätte mitfiebern können. Auch der letzte Teil des Romans kam größtenteils ohne rechte Spannung aus. Die Ereignisse werden ohne echte Höhepunkte erzählt und selbst der „große Showdown“ am Ende, der „vermeintliche Kampf“, wirkte harmlos und sehr konstruiert auf mich.

Fazit: Dieser erste Band um „Das verbotene Eden“ ließ mich enttäuscht zurück. Zweifelsfrei hat der Autor ein sicheres Gespür dafür, eine interessante Welt zu entsinnen, und sie schließlich mit vielen Details und sympathischen Figuren zu spicken. Mir persönlich fehlte es einfach an spannender Handlung. Es war ganz nett von dieser völlig veränderten Welt, den Ereignissen und Figuren zu lesen, aber mehr auch nicht. Der Sog, der es kaum möglich macht, das Buch wegzulegen, blieb leider vollkommen aus und das ist wirklich schade, denn die Geschichte hätte durchaus das Zeug dazu gehabt!

Rezension: Antje Babendererde – Isegrim

Antje Babendererde
Isegrim 

Verlag: Arena
Format: gebunden, 410 Seiten
Erscheinungstermin: 08 / 2013
Preis: 16,99 €
ISBN: 978-3401067537

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„Isegrim“ war ein absoluter Coverkauf – das Buch, mit dem tollen Wolfsmotiv und dem Wald in der Silhouette des Wolfes musste ich einfach haben. Zumal Titel und Klapptext viel versprachen: Wölfe und dunkle Geheimnisse und zwischendrin ein ungewöhnliches Mädchen …

Jola ist siebzehn. Für die normalen Dinge, die Mädchen in ihrem Alter so machen, interessiert sie sich weniger. Ihr Interesse gilt vorallem dem Wald – ihrem Wald – und den darin lebenden Tieren, die sie tagtäglich beobachtet. Ihr Freund Kai kann Jolas Liebe für den Wald kaum nachvollziehen, doch er nimmt sie wie sie ist, schließlich kennen sie sich schon seit Kindesbeinen an. Doch plötzlich fühlt sich Jola in ihrem Refugium mehr und mehr beobachtet. Aber Angst zu haben, das verbietet sie sich. Denn Angst hat ihre Mutter genug für die ganze Familie. Seit Jolas beste Freundin Alina vor fünf Jahren spurlos verschwand, verlässt Jolas Mutter kaum das Haus, und fürchtet auch Jola könnte etwas schreckliches zustoßen. Auf einmal ist da ein Wolf im Wald und ein Junge. Beide faszinieren Jola gleichermaßen. Gemeinsam mit Olek, dem rätselhaften Fremden, beobachtet sie den Wolf und findet heraus, dass das Weibchen Nachwuchs hat – in ihrem Wald – was für ein Wunder. Während sie sich mehr und mehr zu Olek hingezogen fühlt, gelangen dunkle Geheimnisse nach und nach ans Licht …

Schon bald fand ich heraus, dass der Titel des Buches – „Isegrim“ – und die Anmerkungen, dass die Autorin doch unheimlich gerne ein Buch über Wölfe schreiben wollte, nahezu gar nichts mit dem vorliegenden Roman gemein haben. Denn das einzige Vorkommen des Wolfes im Buch, ist tatsächlich allein der Umstand, dass sich eine Wölfin mit ihren Jungen in Jolas Wald niedergelassen hat und vielleicht eine handvoll Mal Erwähnung findet. Das war’s.
Ein viel größerer Schwerpunkt dieses Romans liegt in Jolas Alltagsgeschehen und ihrem Liebesleben, das zwar ganz nett beschrieben wird, jedoch nicht wirklich viel Spannendes bietet.
Die Geheimnisse um Oleks Herkunft, Alinas Verschwinden und dem Mord im Dorf vor einem halben Jahrhundert sowie die Hoffnung, dass der Wolf doch noch eine größere Rolle im Buch erhält, ließen mich schließlich doch weiterlesen.
Und eines muss man der Autorin immerhin zugestehen, sie verwebt am Ende alle losen Fäden (und da sind einige) zu einem großen Ganzen und lüftet alle im Buch entstandenen Geheimnisse.

Dass man hier ein Buch einer deutschen Autorin in Händen hält, die zudem schon einiges an persönlichen Erfahrungen gesammelt hat, merkt man dem Buch deutlich an. Nicht nur, dass der Schreibstil sehr ausgereift und wohldurchdacht daherkam, immer mit den Worten am richtigen Platz, auch die Handlung wirkt an keiner Stelle kitschig. Jola als Teenager wirkt erfrischend anders, denn sie ist definitiv kein Mädchen, dass sich für Schminke, Klamotten und Jungs interessiert, sondern für die Natur, ihre Bewohner und das Leben selbst. Deshalb wirkt sie wesentlich reifer als Teenager in anderen Büchern, was mich positiv überrascht hat. Zudem mochte ich Jola schon auf den ersten Seiten sehr gerne und schloss sie bald ins Herz.

Antje Babendererde hat ein Buch voll ungewöhnlicher Figuren geschaffen, die alle ihre eigene Geschichte haben und alle sehr vielschichtig gezeichnet sind, und die diesem Roman eine wunderbare Dichte verleihen. Die Autorin versteht bildhaft und malerisch zu schreiben, und die Kulisse des Dörfchens Altenwinkel vor dem Auge des Lesers entstehen zu lassen und ihn immer tiefer in dessen Geheimnisse zu ziehen.

Das thillerhafte Geschehen – hierbei handelt es sich immerhin um einen „Jugendthriller“ – kommt dagegen leider sehr konstruiert und zu wenig greifbar daher. Während einem Großteil des Buches schweift die Geschichte in den Teeniealltag ab und verbringt dort eine lange, lange Zeit; bis die Ereignisse auf den letzten ca. 70 Seiten des Buches den Faden vom Beginn wieder aufnehmen und dann zack, zack zu Ende erzählt werden. Der „Thill“ kommt kaum merklich und mit sehr leisen Tönen daher. Eine fesselnde, spannende Handlung, die einen das Buch kaum weglegen lässt, habe ich hier leider vergeblich gesucht.

Fazit: Die Geschichte in „Isegrim“ ist ganz anders als erwartet und hat leider nicht viel mit Wölfen und spannendem Geschehen zu tun, wie Klapptext und Äußeres versprechen. Vielmehr geht es um ein starkes, sympathisches Mädchen, dass sich in einen rätselhaften, fremden Jungen verliebt, und das nach und nach, mehr durch Zufall, die verschiedenen Geheimnisse der Vergangenheit aufdeckt: Oleks Herkunft, die Vertreibung eines polnischen Gefangenen und den Mord an einem amerikanischen Soldaten nach Kriegsende und das Verschwinden ihrer besten Freundin. Obwohl ich Spannung in diesem Buch leider sehr vermisste, habe ich die Geschichte um Jola dennoch gerne gelesen. Schließlich hat die Autorin viel Feingefühl und Liebe zum Detail gezeigt und mit „Isegrim“ einen Roman geschrieben, der durchaus gut erzählt ist und atmosphärisch dicht daherkommt. Ich werde definitiv weitere Romane der Autorin lesen.