Die letzten Rezensionen

Category Archives: Unterhaltung

Rezension: Heidi Busch-Manzel – Ich liebe meine Menschen – trotzdem!

Nachdem ich von Spencer Quinns Hundekrimi „Bernie und Chet“ so begeistert war, habe ich dieses Buch von Heidi Busch-Manzel entdeckt; der Klapptext hörte sich wirklich vielversprechend an. Zu Anfang ist dieses Buch recht lustig zu lesen: der kleine Welpe Max hat so einiges an sich und seinem neuen Zuhause zu entdecken. Dies aus Hundesicht zu schildern gelingt der Autorin noch recht gut. Nach und nach allerdings geht die Erzählung in alltägliche – unspektakuläre – Situationen über, wie sie wohl jeder x-beliebige Hund erfährt.

Es dauert nicht lang, und man merkt dem Buch deutlich an, dass es eben nicht aus Hundesicht erzählt wird. „Hunderoman“ trifft es dann also schon bei weitem nicht mehr. Welcher Hund macht sich schon Gedanken darum, dass sein Nachbarshund an Krebs gestorben ist oder das neue Familienmitglied – ein Baby – ja achso toll ist und dieses und jenes schon viel früher kann als andere Kinder? Bitte!!!

Im letzten Teil des Buches hat sich die Geschichte dann eher zur Was-passiert-so-aus-Frauchens-Sicht-Erzählung gemausert – natürlich immer noch aus „Hundesicht“ erzählt, nur leider wirkt das vollkommen unglaubwürdig. Da wird nichts außergewöhnliches mehr erzählt, im Großen und Ganzen geht es bis zum Schluss eigentlich nur noch um das Heranwachsen der Enkel, Urlaube, Krankheiten anderer Hunde, der Katzen und von Max, Wehwehchen etc.
Das liest sich alles – eben vorallem der zweite Teil des Buches – ziemlich kitschig und ich war kurz davor das Buch zur Seite zu legen.

Sicherlich wollte die Autorin ihrem Hund Max eine eigene Stimme verleihen und seine Abenteuer festhalten. Zu Anfang ist ihr dies auch ganz gut gelungen, nur dass schon bald von keinerlei Abenteuern und Spannendem mehr zu lesen war. Vielmehr liest man von Besuchen von Freunden, dutzenden Urlauben und eben sehr Alltäglichem. Auch, wenn diese Berichte wahrscheinlich alle wirklich so geschehen sind, hätte der Geschichte etwas fiktives, dass Spannung bringt, durchaus gut getan.

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Rezension: Wolfgang Brenner – Elke versteht das

Elke und Schmalenbach sind seit 20 Jahren liiert – mit mäßigem Erfolg. Schmalenbach verdient seine Brötchen mehr oder weniger erfolgreich als Werbetexter für Tütensuppen und ist kultur- und literaturbegeistert. Seine Elke hingegen muss in ihrem Sachbearbeiterinnen-Job so allerlei Macken ihrer nervenden Kolleginnen ertragen. Gemeinsam im täglichen Chaos ihrer Gefühls- und Alltagswelt ergeben die beiden ein ungleiches Duo, dass nicht nur immer wieder anneinander gerät, manchmal auch auseinander.

Wolfgang Brenner hat in 30 kurzen Kurzgeschichten einen ganz normalen Alltag mit zwei witzig-verschrobenen Charakteren parodiert. Seine Schmalenbach-Parodien erschienen 17 Jahre lang in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Mit diesem dritten Band um die „Schmalenbach-Geschichten“ darf der Leser auch außerhalb dieses Mediums an den ungewöhnlichen Geschichten teilhaben.
Und man erkennt schon auf den ersten Seiten, dass man es selbst nicht leicht haben wird. Denn die Situationen, mit denen die beiden Protagonisten zu kämpfen haben, erscheinen meist zunächst eigentlich ganz belanglos, und doch versteht es Wolfgang Brenner seine Figuren herrlich unerwartet reagieren zu lassen und nicht selten bricht schon bald das Chaos aus.

Witzig und herrlich übertrieben erzählt Wolfgang Brenner in „Elke versteht das“ vom nicht immer einfachen Zusammenleben von Schmalenbach und seiner Elke. Die beiden müssen sich nicht nur mit ganz belanglosen Dingen wie der Ausrottung des Thunfischs, einer prominenten Gästeliste, allerlei Erotischem und vorallem Liebes-Fragen herumschlagen, sondern verstehen einander auch mal ganz ordentlich falsch. Klar, dass der Hausfrieden dann schonmal gewaltig schief hängt. Aber zum Glück weiß Schmalenbach: Elke versteht das!

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Rezension: Sjón – Schattenfuchs

Auf nur 126 Seiten, schafft es Sjón – eigentlich Sigurjón B. Sigurdsson – eindringlich zwei kleine Geschichten des winterlichen Islands im Jahre 1883 zu erzählen; die doch irgendwie miteinander verbunden sind. Schon auf der ersten Seite katapultiert er seine Leser mitten ins Geschehen: Pfarrer Baldur Skuggason jagt erbarmungslos in den Ebenen eine erdschwarze Füchsin als beide vom Schneetreiben überrascht werden. Mal aus der Sicht des Mannes, mal aus der der Füchsin beschreibt Sjón die stundenlange Jagd in wenigen – fast lyrischen – Sätzen. Hier scheint jedes Wort wohl überlegt, jeder Satz drückt vielerlei Gefühle aus und lässt einen den Atem anhalten.

Im zweiten Teil seiner Erzählung lässt Sjón uns wenige Tage am einfachen Leben des Botanikers Friđrik B. Friđjónsson teilhaben. Tage, in denen Friđrik seine ungewöhnliche Ziehtochter Abba betrauert und begräbt, ihr lang gehütetes Geheimnis lüftet und an die Zeit mit ihr zurückdenkt. Sjón scheint jede seiner Figuren genauestens und pointiert ausgearbeitet zu haben. Hier ist kein Wort, keine Beschreibung, die nichts wichtiges ausdrücken würde. Entweder man mag die Charaktere dieses schmalen Büchleins gleich, oder man kann sie von vorn herein nicht leiden – doch genau dies scheint in der Absicht des Autors zu liegen.

Am Ende vereinen sich die beiden Geschichten zu einem Ganzen. Nicht nur dass der Pfarrer und die Füchsin ein überraschendes, „mythisches“ Miteinander finden, auch Abbas Krankheit und Vergangenheit kommen ans Tageslicht.

Fazit: Der Autor erzählt in „Schattenfuchs“ von einer verschrobenen kleinen Gemeinde und kommt mit  wenigen Figuren aus, um seine Leser mitzureisen. Er schildert bewegende Schicksale und bezieht dabei die isländische Landschaft ganz nebenbei mit ein. Als Leser ist man von den Worten Sjóns gefangen und wartet gebannt, was noch passieren mag. Mich hat der Autor überrascht, und ich bin begeistert, wieviel man doch mit so wenig Worten erzählen kann. Ich bin schon jetzt gespannt auf sein nächstes Buch „Das Gleißen der Nacht“ (Anm. erscheint 03/2011).

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Rezension: Blanca Busquets – Die Woll-Lust der Maria Dolors

Blanca Busquet erzählt in „Die Woll-Lust der Maria Dolors“ von einer intelligenten Frau mit bewegender Vergangenheit, die leidenschaftlich gern diskutiert und einen temperamentvollen Charakter vorzuweisen hat. Nun jedoch zur Stummheit verdammt, wird sie nicht nur Zeugin der Abgründe ihrer Familie, sondern zieht auch ein Resümee ihres eigenen Lebens.

Maria Dolors ist eine Figur mit der ich nicht recht warm wurde. Zwar scheint sie auf den ersten Blick sympathisch, doch wird diese Sympathie durch ihre Sicht auf die Dinge, die hier manchmal etwas altklug daherkommen, und ihre Vergangenheit getrübt. Zumal es einem die Autorin mit ihren Zeitsprüngen, die von Satz zu Satz plötzlich wechseln können, reichlich erschwert, das Erzählte flott zu lesen. Erst ist man noch in der Gegenwart und schwupps in Dolors Erinnerungen, die mal hierhin, mal dorthin springen, und im nächsten Absatz sitzt man dann auch schon wieder an Dolors’ Seite im Wohnzimmer. Hat man sich an diese eher ungewohnten und plötzlichen Sprünge zwischen den Zeiten gewöhnt, schafft man es immerhin recht schnell die Seiten wegzulesen.

Blanca Busquet spart in diesem Roman nicht mit menschlichen Abgründen. Da lesen wir von Magersucht, Homosexualität, Sex mit Minderjährigen, Mord und so mancher deprimierender Altersbeschwerde. Durch Dolors Augen bertrachtet – denn sie erzählt in der Ich-Form – können sich auch die übrigen Figuren nicht hervortun. Sie alle bleiben erstaunlich oberflächlich, wo doch Dolors jede Einzelheit ihres Charakters ständig bewerten und Parallelen zu ihrem eigenen Leben bzw. zu vergangenen Erinnerungen ziehen muss.

„Die Woll-Lust der Maria Dolors“ ist ein Roman, der im Großen und Ganzen zwar durchaus interessant erzählt ist, es jedoch nicht schafft seine Leser an das Geschehen zu bannen. Vielmehr plätschern die Ereignisse und Erinnungen recht lahm dahin und ich musste mich das ein oder andere Mal wirklich zwingen weiterzulesen. Eigentlich schade, denn die Grundidee ist nicht schlecht. Doch leider hatte ich mit Dolors manchmal so meine Schwierigkeiten, und konnte mich während des Lesens nicht entscheiden, ob ich sie nun mögen sollte oder nicht.

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Rezension: Maggie Stiefvater – Nach dem Sommer

„Nach dem Sommer“ verbindet geschickt eine legendenreiche Erzählung um ein Rudel Werwölfe (auf eine erfrischend neue Art erzählt) mit einer zu Herzen gehenden Liebesgeschichte und schafft es, wie kaum ein anderes Buch, seine Leser damit in Atem zu halten.

Besonders die Wölfe in diesem Roman werden so eindringlich beschrieben – fast liebevoll -, dass man jeden von ihnen, neben Sam, regelrecht ins Herz schließt. Dank der Schilderungen der Autorin kann man die Welt mit ihren Augen sehen und die Gerüche mit ihren Sinnen wahrnehmen. Eine erstaunliche Leistung, wenn man bedenkt, dass sie nebenbei von einer unheimlich eindringlichen Liebe zwischen Grace und Sam erzählt, die einem richtig nahe geht.

Für mich hat die Autorin einen der besten Romane geschrieben. Eine Geschichte, die tief unter die Haut geht und die man am liebsten gleich wieder von vorn beginnen würde. Damit zähle ich „Nach dem Sommer“ zu einem meiner Lieblingsromane und hoffe, dass es schon bald eine Fortsetzung geben wird. Die Zeit bis dahin kann eigentlich nicht kurz genug sein, denn Grace, Sam und das Rudel Werwölfe, das scheu im Winter in einem Wald Minesotas lebt, möchte man nicht lange missen.

Eine wunderbare Geschichte, die vor fantastischen Ideen, eindringlichen zwischenmenschlichen Beziehungen und unheimlich detailliert gezeichneten Figuren nur so strotzt und dabei in einem atemberaubenden Tempo den Leser in die Welt der Autorin katapultiert. Fantastisch!

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