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Rezension: Florian Schulz – Ein Jahr in der Arktis

Florian Schulz
Ein Jahr in der Arktis

Verlag: National Geographic
Format: gebunden, 212 Seiten
Erscheinungstermin: 12 / 2012
Preis: 39,95 €
ISBN: 9783866903005

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Von allen Gebieten und Lebensräumen unserer Welt, mag ich die Arktis am liebsten. Seit Jahren sammle ich hin und wieder Bildbände, die diese abgelegene, unwirtliche Gegend porträtieren, und natürlich bin ich auch von der in ihr lebenden Tierwelt fasziniert. Allen voran dem „Bären der Meere“, dem Eisbären. Als ich „Ein Jahr in der Arktis“ fand, war ich schon allein vom Titelbild begeistert, den musste ich unbedingt haben! Und ich hätte wohl nicht gedacht, dass mich ein Bildband so gefangennehmen und erstaunen könnte.

Florian Schulz ist ein leidenschaftlicher Fotograf mit einem ganz außergewöhnlichen Talent und einer besonderen Liebe zur Arktis. Diese Liebe merkt man seinen Bildern an, denn jedes hat einen ganz eigentümlichen Zauber. Die Bilder sind so unheimlich schön, dass ich manchmal Minuten zubrachte nur eines zu betrachten, einfach um alle Details in mich aufzunehmen und mich an der Schönheit der Arktis und seiner Bewohner zu erfreuen.

Neben Moschusochsen, Karibus, Schneeeulen, Walrossen, Ringelrobben und einer atemberaubenden Landschaft, sind die Eisbären dennoch die Stars in diesem Bildband. Und Florian Schulz zeigt hier Bilder, auf denen man diese größten Bären der Welt kaum jemals so gesehen hat. Es zeigt u.a. innige Momente zwischen Mutter und Nachwuchs, die mich sehr berührt haben, aber auch die Flucht vor gefährlichen Männchen, die die Kleinen töten würden, Eisbären beim Skelett eines gestrandeten Finnwals, um die Überreste zu erbeuten und andere ganz gewöhnliche Momente im Leben eines weißen Riesen, die für mich unheimlich schön anzusehen waren.
Einmal ertappte ich mich am Tag, als es draußen geschneit hatte, bei dem Gedanken, was die Eisbären wohl gerade taten. Und ich konnte es mir fast wirklich vorstellen, so sehr hat mich dieses Buch an ihrem Leben – zumindest eine kurze Zeit lang – teilhaben lassen.

Der Fotograf beschreibt dabei, wie er die Tiere seiner Fotos fand, welche Strapazen er für diese wunderschönen Fotos auf sich nahm, und lässt uns diese Welt eingehend kennenlernen. Dabei schenkt er uns etwas ganz bezauberndes: fast ist es, als wären wir selbst in diesem unwirtlichen Landstrich unterwegs, würden dem Fotografen über die Schulter schauen, und diese Gegend, diese Tierwelt mit eigenen Augen sehen. Er nimmt uns also nicht nur mit den ausdrucksstarken Fotos, sondern auch mit seinem Erzählen gefangen.

Das Buch endet mit mehreren bebilderten Seiten „Making-Of“, wie ich sie mir nicht schöner hätte wünschen können. Endlich hat ein Fotograf sich einmal in die Karten schauen lassen und erklärt, wie z.B. dieses wundervolle Titelbild entstand, wie er mit seinen Führern, teilweise mit seiner Frau, manchmal mit einer Filmcrew, ab und an mit Schlittenhund durch die Arktis reiste, aber auch mit Aufnahmen der ersten Ressourcengewinnung durch Menschen. Neben seinen Erlebnissen in diesem Teil der Welt, macht er uns sehr eindringlich auf die beginnende Katastrophe aufmerksam; was die Klimaerwärmung für den Eisbären bedeutet; zeigt uns, dass die Menschen bereits nach dem letzten so verletzlichen Ort ihre Hände ausstrecken, und was passieren würde, wenn eine Ölkatastrophe wie im „Golf von Mexico“ in der Arktis geschehen würde.

Fazit: Ob Eisbär, Moschusochse oder Walross, Florian Schulz hat den Tieren der Arktis eine außergewöhnlich starke Stimme verliehen. In seinen wundervollen Bildern können wir auf eindringliche Weise erkennen, was ihr Lebensraum ihnen abverlangt, und mit welcher außergewöhnlichen Stärke sie diesem trotzen. Der Fotograf beweist dabei ein feines Gespür für spannende und zu Herzen gehende Motive, die mich nicht selten staunen ließen. Mit diesen überaus authentischen Bildern und seinen bewegenden und intensiven Texten, entführt er uns in diese unwirtliche Gegend unserer Welt und lässt uns an seiner Liebe zur Arktis teilhaben. Einzig ein etwas zu zahmes Bild scheint er mir von den Eisbären zu zeichnen; es findet sich keines, auf dem der Eisbär zum gnadenlosen Jäger wird.