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Rezension: Ben Aaronovitch – Schwarzer Mond über Soho

Ben Aaronovitch
Schwarzer Mond über Soho 

Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
Originaltitel: Moon over Soho
Format: broschiert, 416 S.
Erscheinungstermin: 07 / 2012
Preis: 9,95 €
ISBN: 978-3423213806

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Peter Grant ist nicht nur der einzige Zauberlehrling innerhalb der Londoner Polizei, er ist zur Zeit auch der Einzige in seiner gesamten (magischen) Abteilung – die zugegeben insgesamt nur aus zwei Leuten besteht -, seit sein Vorgesetzter Nightingale während der letzten Ermittlungen angeschossen wurde. Man könnte nun meinen, dass in London nicht so viele Fälle mit magischem Hintergrund auftreten, doch leider weit gefehlt. Und so hat Peter allerhand um die Ohren: er muss einen übersinnlichen Mörder finden, der Musiker nach ihrem Auftritt hinwegrafft, ein (wahrscheinlich) weibliches Individuum aufspüren, das Männern ihr bestes Stück „abbeißt“ und bekommt es zudem mit einem Magier der Hohen Schule zu tun, der regelrechte Laborversuche durchführt und natürlich so manche Leiche im Keller hat. Da bleibt kaum Zeit für ein bisschen Privates. Doch da ist seit neuestem auch diese bezaubernde Frau, und die Anziehungskraft sogar beiderseits … 

Man muss es Ben Aaronovitch einfach zugestehen: seine Geschichten sind so gänzlich anders als bisher Gelesenes in diesem Bereich: frischer und unkomplizierter. Er schafft es ausnehmend gut, das Fantastische in unsere reale Welt zu integrieren, dass hier einfach alles stimmig und echt erscheint. Hier ist Magie noch harte Arbeit und umso schwieriger zu erlernen. Davon bekommt man an der Seite des charismatischen Polizei-Zauberlehrlings einen recht guten Einblick.

Andererseits hat dieser zweite Band genau da weitergemacht, wo Band eins endete: mit ziemlich vielen, langen, ausführlichen Erklärungen über Polizeiarbeit, Szene und manchmal sogar ein wenig Geschichtliches; Passagen, die Spannung manchmal wirklich vereitelten. Gerade passiert etwas Fesselndes und schwupps verliert sich der Autor in Abschweifungen. Das ist ab und zu durchaus ganz nett und prägt schließlich zu einem Großteil den Charakter dieser Geschichte, andauernd aber leider schon manchmal nervig. Zeitweise habe ich deshalb sogar die Lust am Weiterlesen verloren.

Dennoch muss ich zugeben, dass mich der Autor doch immer wieder einfangen konnte, denn schließlich ist diese Geschichte wirklich unterhaltsam – wenn auch mit so mancher Länge – und eben einfach mal etwas anderes. So ein Krimi mit magischem Flair hat eben wirklich seinen Reiz.
Diesmal hat es Peter auch gleich mit verschiedenen Fällen zu tun, die dem Geschehen noch ein wenig mehr Fülle verleihen, man als Leser aber dennoch einen guten Überblick behält. Dieser Band endet mit einem „teilweisen Ende“, in dem ein Fall aufgeklärt wird, die anderen jedoch ungelöst bleiben und wahrscheinlich – wie das auch in diesem Band der Fall war – nahtlos im Folgeband weitererzählt werden. Und dann noch ein fieser Cliffhanger!

Fazit: Ben Aaronovitchs Geschichten um den jungen Police Constable Peter Grant und seine Ermittlungen in Londons kleinster Abteilung – die fürs Magische – haben Kultcharakter und bieten vorallem zwei Dinge: einen erfrischenden Mix aus polizeilichen Ermittlungen und fantastischem Geschehen sowie der smarten Hauptfigur selbst. Dabei ist Peter Grant kein Superheld. Im Gegenteil erscheint er manchmal sogar ein wenig unbeholfen, übervorsichtig und gänzlich normal. Gerade das macht ihn jedoch überaus sympathisch, weshalb ich gern Zeit an seiner Seite verbringe, um mit ihm den magischen Teil Londons kennenzulernen. Leider kommt auch Band zwei nicht ohne die „Aaronovitch-typischen Längen“ aus, in denen sich der Autor für meinen Geschmack einfach zu oft und lang in Details und Erklärungen ergeht. Lust auf den dritten Band habe ich trotzdem, gerade wegen den letzten Geschehnissen am Schluss, die mich ungemein neugierig zurücklassen!

Rezension: Jojo Moyes – Ein ganzes halbes Jahr

Jojo Moyes
Ein ganzes halbes Jahr 

Verlag: Rowohlt Polaris
Originaltitel: Me Before You
Format: broschiert, 512 S.
Erscheinungstermin: 03 / 2013
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3499267031

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Louisa ist sechsundzwanzig als sie ihren Job in dem kleinen Café verliert. Ihre beruflichen Chancen stehen furchtbar schlecht, denn gute Arbeit gibt es nicht. Als sie die, für ein halbes Jahr befristete, Stelle als Pflegehilfe eines Tetraplegikers erhält, ist sie unheimlich dankbar, denn Louisas Familie braucht das Geld dringend. Louisa ist zunächst erstaunt, dass es sich bei ihrem Schützling um einen Mittdreißiger handelt, der seit einem grauenhaften Unfall nur noch seinen Kopf uneingeschränkt bewegen kann. Doch Will reagiert alles andere als wohlwollend auf sie und macht ihr das Leben zuerst buchstäblich zur Hölle. Nach und nach jedoch kann Louisa Wills harte Schale brechen und zwischen ihnen entwickelt sich eine vorsichtige, gegenseitige Anerkennung. Als Louisa erfährt, dass Will nach diesen sechs Monaten sterben will, setzt sie alles daran, ihn umzustimmen. Womit sie niemals gerechnet hätte, ist, sich in den gutaussehenden Will Traynor zu verlieben …

Es ist schwer, für dieses wundervolle Buch die richtigen Worte zu finden. Es gibt nur ein einziges anderes Buch, dass mich bisher während des Lesens so leiden ließ, so schluchzen und mich so fix und fertig mit der Welt zurückließ. Selbst Tage nach Beenden dieses Romans ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich über dieses oder jenes Gelesene nachgrübele, mich an die Figuren erinnere und bin erstaunt, dass ich immer noch tieftraurig bin.

Jojo Moyes bringt in dieser Geschichte die unterschiedlichsten Figuren zusammen, die alle durchweg durch ihre Detailfülle, ihre Tiefe und Emotionalität begeistern können. Sie hat es geschafft, jedem einzelnen Charakter soviel Lebendigkeit einzuhauchen, dass man sie alle irgendwie richtig lieb gewinnt, und man sehr, sehr gerne Zeit an ihrer Seite verbringt.
Da wäre Louisa, deren Leben zu einer Art Stillstand gekommen ist. Sie weiß im Unterbewusstsein, dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt, dass sie mehr aus ihrem Leben machen müsste, doch sie traut sich nicht, und wagt nicht aus ihrer „Kuschelecke“ (wie es Will treffend benennt) auszubrechen. Erst Will schafft es, sie aufzurütteln, ja, ihr die ganze Welt zu Füßen zu legen. Ich habe mich ihr so nah gefühlt, dass sie mir während des Lesens zur besten Freundin wurde, und ich mich abends unheimlich gefreut habe, zu ihr zurückkehren zu dürfen.
Will hingegen, ist das ganze Gegenteil von Louisa. Vor dem Unfall hat er hart für seine Ziele und Träume gekämpft, war überall beliebt, hat Berge bestiegen, und so viele Abenteuer erlebt, wie sie ein Anfang Dreißigjähriger wohl kaum sonst benennen kann. Seit dem Unfall lebt er in der Klarheit, dass er dieses neue Leben, in dem er nichts mehr selbst bestimmen und kontrollieren kann, in dem er rund um die Uhr von anderen abhängig ist, nicht leben kann. Wills Figur ist für mich die eindrucksvollste Zeichnung eines Protagonisten, die ich seit langem mitverfolgen durfte. Sein innerer Konflikt, die Ohnmacht, der Schrecken seiner derzeitigen Situation wurde mir so schmerzlich und auf so eindrucksvolle Weise bewusst, dass ich mit ihm geradezu seelisch mitgelitten habe. Fortan werde ich Menschen mit Behinderung wohl mit ganz anderen Augen sehen, und weiß, dass sie von uns allen eigentlich die Stärksten sind.
Die Autorin hat Lou und Will bewusst in zwei völlig verschiedenen Welten aufwachsen lassen. Während Wills Familie wohlhabend ist und alles selbstverständlich nimmt, muss Louisas Familie um jedes bisschen Glück im Leben kämpfen. Beide Familien könnten nicht unterschiedlicher sein und Louisa überzeugt Will ein ums andere Mal, dass sie sich unter „normalen“ Umständen niemals kennengelernt hätten, allein schon wegen ihrer völlig verschiedenen „Klassenherkunft“.

Jede Figur dieses Romans wird mit derselben erzählerischen Wucht gezeichnet, die Jojo Moyes auch für jedes Detail ihrer Geschichte aufbringt. Hier sind es die vielen Kleinigkeiten, die vielen Dinge, die zwischen den Zeilen stehen, die diese Geschichte nicht nur autenthisch, sondern so mitreisend, so bewegend macht. Die Autorin hat ihren Plot mit vielen Puzzleteilchen ausgelegt, so dass diese Geschichte eine enorme Lebendigkeit ausstrahlt, die mich letztendlich so voller Emotionen und Traurigkeit zurückließ.

Ich konnte mir bisher ein Leben mit solch einer schweren Behinderung wie der Tetraplegie nicht wirklich vorstellen. Was es für einen Menschen wie Will heißt, nur noch den eigenen Kopf und die Fingerspitzen ein wenig bewegen zu können, und auf ständige Hilfe angewiesen zu sein, war für mich unvorstellbar. Jojo Moyes hat es geschafft, dass ich einen so klaren Einblick in Wills Leben mit Behinderung erhielt, vorallem auch in seine Gefühlswelt, dass ich jetzt vieles mit anderen Augen sehe, vieles verstehe. Es ist beeindruckend wie sensibel und doch furchtbar ehrlich sie Wills Leben als Tetraplegiker beschrieben hat.

Die Liebesgeschichte zwischen Will und Louisa ist wohl fast einzigartig zwischen zwei Buchdeckeln. Sie beginnt nicht wirklich irgendwo, vielmehr ist es ein schleichender Prozess, der von gegenseitiger Ablehnung, zu Anerkennung, Verständnis, Freundschaft und schließlich Liebe wächst. Eine Liebe, die über jedes Körperliche hinausgeht und nur zwei Seelen verbindet. Ich fand es wunderbar, bei dieser Entwicklung dabei zu sein.

Nach dem Lesen klingen viele Eindrücke, Emotionen und Ereignisse in mir nach und ich werde wohl noch Wochen über dieses Buch grübeln, es verdauen und um den Verlust der Figuren trauern. Ja, ehrlich, sie fehlen mir und ich würde am liebsten das Buch gleich nochmal von vorn beginnen. Denn trotz des wirklich traurigen Themas, habe ich dank der vielen witzigen Dialoge manchmal laut loslachen müssen und das Geschehen wirklich gerne gelesen.

Fazit: „Ein ganzes halbes Jahr“ ist ein Buch, dass wohl nahezu jeden Menschen ein Stück weit verändert. Ich habe zwei wundervolle Figuren kennenlernen dürfen, die mir wirklich sehr, sehr ans Herz gewachsen sind; mit denen ich gelacht, gehofft, gebangt und schrecklich geheult habe. Auch wenn es keine leichte Kost ist, ist es eines der großartigsten, gefühlvollsten, wahrsten Bücher, die ich bisher gelesen habe, und eines, dass so ist wie kein anderes zuvor. „Eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen.“ Es ist kaum möglich für diesen wunderbaren Roman die richtigen Worte zu finden, und das auszudrücken, das mich bewegt und bereichert hat. Eine fantastische, großartige, wunderbare Geschichte!

Rezension: Victoria Schwab – Verflucht

Victoria Schwab
Verflucht
 
Verlag: Heyne fliegt
Originaltitel: The Near Witch
Format: broschiert, 320 S.
Erscheinungstermin: 04 / 2013
Preis: 12,99 €
ISBN: 978-3453534315

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Eines Nachts erhascht Lexi einen Blick auf einen Fremden nahe ihrem Haus. Doch kaum hat sie ihn entdeckt, ist er auch schon wieder verschwunden. Als wenig später ein Kind vermisst wird, ist der Schuldige schnell gefunden. Der Fremde muss das Kind aus seinem Bett geraubt haben. Aber Lexi glaubt nicht daran, und fühlt sich eigenartig zu diesem fremden Jungen hingezogen. Sie setzt alles daran, ihn aufzuspüren. Der Junge ist kaum älter als sie, schweigsam und insichgekehrt. Bei den Thorne-Schwestern, Hexen fast so alt wie das Dorf selbst, hat er Unterschlupf gefunden. Gemeinsam machen sich die beiden auf, den Schuldigen zu finden, und die Zeit drängt. Jede Nacht verschwindet ein weiteres Kind. Während die Männer des Dorfes Jagd auf den Jungen machen, schleichen Lexi und er sich gemeinsam ins unheimliche Moor hinaus. Denn es gilt die Hexe von Near zu finden, die vor vielen hundert Jahren grausam ermordet wurde …

„Verflucht“ ist ein Roman, der mich schon durch das tolle Cover wirklich neugierig machte, und auch der Klapptext trug das Übrige dazu bei, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollte. Ich muss zugeben, ich bin ein wenig enttäuscht. Während die Geschichte zwar viele Geheimnisse, Andeutungen und Mystisches birgt und mit einem in sich runden und stimmigen Plot aufwartet, haben mir zwei wesentliche Dinge in diesem Roman gefehlt: Tiefe und Spannung.

Victoria Schwab schaffte es, mich mit vielen kleinen Dingen dieser Geschichte neugierig auf den Fortgang zu machen. Die historisch anmutende Kulisse des kleinen Dorfes Near und das eher ärmliche Leben der Bewohner passt fantastisch zu den vielen magischen Andeutungen zu Hexerei und Magie und den unerklärlichen Geschehnissen. Ich fühlte mich während des Lesens wohl, wenngleich ich fesselnde Ereignisse wirklich vermisst habe. Immerhin spitzt sich die Situation immer weiter zu, so dass ich nach guten 2/3 des Buches schließlich doch noch den Sog dieser Geschichte spürte und das Buch schließlich kaum noch weglegen konnte. Ich hätte mir viel eher mehr von dem spannenden Geschehen gewünscht, dass mich immerhin im letzten Drittel regelrecht bannen konnte.

Die Figuren scheinen für mich die größte Schwäche dieses Romans zu sein. Ich bin mit Lexi geradeso warm geworden. Die meisten anderen Charaktere, sogar der „Fremde“, der immerhin mit zur Hauptfigur wird, blieben blass, farblos, sogar regelrecht gefühllos. Mit den Protagonisten empfinden und bangen konnte ich das gesamte Buch über kaum. Überhaupt ist für meinen Geschmack wenig Emotionalität in dieser Geschichte zu finden. Ängste, Trauer, Hass – dass alles wurde für mich als Leser nicht spürbar. Sogar die sich entwickelnde Liebe zwischen Lexi und dem Jungen Cole blieb oberflächlich; nur angedeutet mit flüchtigen Küssen und raschen Berührungen. Das war mir zu wenig. Ich vermisste das Luftanhalten, die Schwere der Traurigkeit und Angst, die zumindest ein kleines bisschen auch auf den Leser übergehen sollte. Schließlich bange ich sonst meist wirklich mit den Figuren einer Geschichte mit, doch in diesem Roman blieb ich zu meiner Enttäuschung nur teilnahmsloser Betrachter.

Fazit: „Verflucht“ ist ein Roman, der mich mit gemischten Gefühlen zurückließ. Er hält viele gute Ideen der Autorin bereit, die diese Geschichte vorallem mit geheimnisvoll-magischen Details bereichern – mit Geschichten von Hexen, Zauberei und dem Bösen, entstanden durch Böses. Setting und Plot lassen nicht viele Wünsche offen und schaffen einen ganz eigentümlichen Charme dieser Geschichte. Und doch sprang bei mir der Funke einfach nicht über. Ich habe hier wirkliche Spannung vermisst. Doch dieses Buch lebt vorallem durch die düstere Atmosphäre, die unheimlichen Geschichten über die Hexe von Near und das Mystische, das allgegenwärtig scheint. Fesselndes Geschehen tritt erst im letzten Drittel auf, dann jedoch so heftig, dass ich das Buch kaum weglegen konnte. Doch selbst der beste Plot scheitert an oberflächlich gezeichneten Figuren, die für meinen Geschmack zu wenig Gefühle zeigen und zu eindimensional gestaltet sind. Richtig sympathisch wurde mir auch Hauptfigur Lexi kaum; alle anderen blieben mir fast gänzlich fremd. Die Autorin hat mit ihrem Debütroman für meinen Geschmack viel verschenkt, was die Idee zu diesem Buch eindeutig hergegeben hätte.

Rezension: Amanda Hocking – Vereint – Die Tochter der Tryll 3

Amanda Hocking
Vereint
Die Tochter der Tryll 3
 

Verlag: cbt
Originaltitel: Torn. A Trylle Novel
Format: broschiert, 352 S.
Erscheinungstermin: 10 / 2012
Preis: 12,99 €
ISBN: 978-3570161463

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Seit Königin Elora, Wendys leibliche Mutter, zu schwach ist, sich um Regierungsangelegenheiten zu kümmern, übernimmt Wendy mehr und mehr ihrer Pflichten. Sie nimmt an Versammlungen teil und versucht die Lebensart aller Tryll zu verbessern. Nachdem Loki völlig unerwartet und verwundet im Palast auftaucht und vor Wendy zusammenbricht, gibt sie seiner Bitte um Asyl statt. Geradeso ist er dem grausamen König der Vittra, Wendys Vater, entkommen. Nach ihrem achtzehnten Geburtstag heiratet Wendy schließlich Tove – rein aus praktischen Gründen. Doch noch während der Hochzeitsfeier wird ihr klar, dass Loki ihr vielmehr bedeutet, als sie sich bisher eingestehen wollte. Als jedoch die Vittra eine Stadt der Tryll angreifen und schrecklich verwüsten, hat Wendy zunächst ganz andere Probleme als ihr Liebesleben. Sie muss eine Möglichkeit finden, Oren zu besiegen; was bisher noch niemandem gelungen ist, und eine Prophezeihung besagt, dass Wendy und ihre Freunde den Tod finden werden …

An diesen dritten Band hatte ich eigentlich kaum Erwartungen. Schon die beiden Vorgänger „Verborgen“ und „Entzweit“ konnten mich kaum fesseln oder überraschen, also erwartete ich auch keine Besserung von diesem Abschlussband der „Die-Tochter-der-Tryll“-Trilogie. Dennoch muss ich zugeben, dass mich dieser Band enttäuscht hat. Denn wenngleich die Autorin ihrer Erzählart treu geblieben ist, und die Geschehnisse gänzlich ohne Höhepunkte beschrieben hat, waren mir die Figuren einfach nicht mehr so sympathisch wie in den beiden vorhergehenden Romanen. Alles läuft einfach zu glatt, zu problemlos ab, als dass man mit ihnen mitfiebern könnte oder sich den Figuren besonders nah fühlen würde. Das Geschehen plätschert nicht nur so dahin, man weiß eigentlich schon, dass die Ereignisse, die die Charaktere zu „bewältigen“ haben, keine wirklichen Hindernisse darstellen und alle reibungslos „absolviert“ werden. Ich hatte genau aus diesem Grund nicht selten große Lust, das Buch wegzulegen.

Neben einer gleichmäßig wenig fesselnden Handlung, war mir zudem Wendy manchmal einfach zu nervig. Erst verliebt sie sich im ersten Band in ihren Tracker Finn, mit dem sie jedoch ihrer verschiedenen gesellschaftlichen Stellung wegen, nicht zusammen sein darf. Nachdem diese Liebe in Band zwei plötzlich abbricht, entdeckt sie ihre Gefühle für Loki, die in diesem dritten Band noch weiter ausgebaut werden. Und natürlich, obwohl sie ihn kaum kennt und nur sehr wenig Zeit mit ihm verbracht hat, verliebt sie sich unsterblich in ihn. Das war für meinen Geschmack alles nicht rund und wirkte doch sehr konstruiert auf mich. Auch die Erklärung, dass Finn nicht um sie kämpfen wollte, war mir hier einfach zu wenig. In puncto Liebe und Romantik kamen mir Band zwei und drei zu oberflächlich und kitschig daher.

Schreibstil und Sprache dieses Romans waren, wie gewohnt, jugendlich-oberflächlich, was jedoch meistens ganz gut zur Geschichte passte.

Fazit: Die gesamte Trilogie um „Die Tochter der Tryll“ lässt mich ziemlich enttäuscht zurück. Während mich Band eins, „Verborgen“, noch neugierig auf den Folgeroman zurückließ, denn zumindest waren die abschließenden Ereignisse, der große Showdown dieses Teils, wirklich fesselnd erzählt, merkte ich in Band zwei, „Entzweit“, bereits, wie flach und spannungslos die Ereignisse geschildert wurden. Doch wenigstens konnten mich die Figuren hier wieder in ihren Bann ziehen. Im vorliegenden dritten Teil, „Vereint“, musste ich mich dann wirklich zwingen, weiterzulesen, denn weder konnte man von einer spannenden Handlung noch von einnehmenden Figuren sprechen. Ich fühlte mich während des gesamten Lesens wie ein teilnahmsloser Betrachter. Meines Erachtens hätte man aus den drei Bänden problemlos einen starken, spannenden Einzelband machen können. Für mich steht fest, dass ich sobald nicht wieder zu einem Buch von Amanda Hocking greifen werde und verstehe ehrlich nicht, wie diese gesamte Trilogie so hochgelobt wird.

Rezension: Karina Cooper – DARK MISSION – Fegefeuer

Karina Cooper
DARK MISSION
Fegefeuer
 

Verlag: Bastei Lübbe
Originaltitel: Blood of the Wicked
Format: broschiert, 368 S.
Erscheinungstermin: 11 / 2012
Preis: 8,99 €
ISBN: 978-3404207022

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Jessica Leigh ist eine Hexe; aufgewachsen in finsteren Zeiten, in denen Hexen gnadenlos von der Kirche gejagt werden. Als der Hexenjäger Silas Smith in dem Striplokal auftaucht, in der Jessie derzeit als Bardame arbeitet, ist sie nur mäßig überrascht. Ihre Flucht wird jedoch jäh gestoppt, als ein Betrunkener versucht, Jessie zu Leibe zu rücken. Dass ausgerechnet der Hexenjäger ihr zu Hilfe eilt, hätte Jessie nie gedacht. Genauso wenig ahnt sie, dass dieser Zwischenfall ganz nach Plan verläuft, denn Silas Smith will vor allem eines: Jessie finden und dingfest machen. Denn er braucht sie, um an einen viel dickeren Fisch zu kommen: Jessies Bruder Caleb, der in grausamen Ritualmorden schon einige Menschen abgeschlachtet hat. Doch Jessie traut dem Jäger kein bisschen über den Weg, hofft jedoch mit seiner Hilfe, Caleb – aus welchem Schlamassel auch immer – befreien zu können. Keiner von beiden hätte damit gerechnet, dass sie sich ineinander verlieben würden …

„DARK MISSION – Fegefeuer“ liegt ein eigentlich recht solider Plot zugrunde und erzählt von einem dunklen zukünftigen New Seattle. Damit zeigt dieser Roman neben eher spärlichen Fantasyelementen auch dystopische Eigenschaften, denen Autorin Karina Cooper eine manchmal etwas zu überbordende erotische Atmosphäre hinzugemischt hat.

Für mich beinahe K.O.-Kriterium war der schreckliche Schreibstil. Der Text sollte wohl, durch die manchmal sehr eigensinnige Erzählweise, lyrischen Charakter erhalten; auf mich wirkte er jedoch einfach nur hölzern und sehr holprig. Der Lesefluss wurde durch diesen furchtbaren Erzählton wirklich gestört, so dass ich manchmal (gerade abends, wenn ich eigentlich abschalten und mich entspannen wollte) Sätze teilweise mehrfach lesen musste, um sie zu verstehen. Ich konnte einfach nicht flott über die Seiten huschen, sondern hatte manchmal regelrecht das Gefühl, im Text festzustecken. Das Geschehen wirkte teilweise extrem in die Länge gezogen, da mehrere Sätze hintereinander dieselbe Aussage hatten und nur in Wortwahl variierten. Hier ein Beispiel dafür:

“Jessie durchquerte das Kirchenschiff, suchte verzweifelt nach einem anderen Weg hinaus als den, den sie gekommen war. Sie suchte nach einer Tür, einem Portal, einem Fenster, das nicht vergittert war, um Buntglasfenster zu schützen, die längst nicht mehr existierten. Jessie suchte einen Ausgang, der nicht versperrt in der Dunkelheit zusammengesackter Wände und eingestürzter Decken verrottete.” 

Außerdem trugen andere Unstimmigkeiten, wie das zu häufige Verwenden der Namen und Nachnamen der Figuren oder einfach eine falsche, nicht passende Wahl eines Synonyms (Beispiel: „Jessie keuchte auf und packte nach der Kante der gefliesten Arbeitsplatte.“ „Packen“ klingt für mich hier einfach falsch.) dazu bei, dass ich besonders im ersten Drittel ziemlich genervt von der Erzählart war. Im muss zugeben, dass ich mich im letzten Drittel dieses Buches an diesen eigensinnigen Text gewöhnt hatte, und dann doch recht schnell vorankam. Und irgendwann war ich über die oft ausgestoßenen Flüche der Protagonisten nur noch wenig genervt.

Als Leser begleitet man die beiden Figuren reichlich zwei Tage durch ihr Abenteuer hindurch und für mich waren es sehr lange Tage, denn von Spannung konnte ich in den ersten 2/3 des Buches leider nichts spüren. Vielmehr reflektierten die Figuren die Ereignisse einfach zu ausdauernd und zerstörten eine mitunter entstandene Atmoshpäre in zahllosen inneren Monologen, die sich immer wieder um dieselben Dinge drehten.
Die aufgekommene Liebe zwischen Hexe und Hexenjäger wird von seiten des Mannes meiner Meinung nach viel zu kitschig dargestellt, während ihre Zuneigung zueinander hauptsächlich aus reinem Sex zu bestehen scheint. Von einer richtig zu Herzen gehenden Liebesgeschichte kann man hier wirklich nicht sprechen. Während das Körperliche zwar recht gut zur insgesamt düsteren Story passt, will man den beiden Hauptfiguren ihre Liebe einfach nicht abkaufen.
Zum Glück hat die Autorin im letzten Drittel ihres Romans das Ruder einigermaßen herumreißen können und trumpfte dann zumindest mit einem rasanten, spannenden Finale auf.

Fazit: Es hat nicht viel gefehlt und ich hätte diesen Roman noch vor dem Ende beiseite gelegt. Der steife, etwas ungeschickt gewählte Erzählstil, Figuren, die nicht immer nachvollziehbar handeln und die manchmal kitschig erzählten Ereignisse schafften es, dass ich mich zeitweise durch diese Geschichte kämpfen musste. Immerhin muss ich Karina Cooper zugestehen, dass sie mit einigen Geschehnissen zumindest soviel Neugier in mir weckte, dass ich doch gerne wissen wollte, wie sie die einzelnen, losen Fäden schließlich zu einem großen Ganzen zusammenfügen würde. Während ich zu Anfang kaum im Text voran kam und Fesselndes wirklich vermisste, ging es zum Ende hin dann Schlag auf Schlag. Den Nachfolger dieses Romans („Blutschuld“) werde ich dennoch nicht zur Hand nehmen. Dafür blieb mir die Geschichte einfach zu blass, die Dialoge zu oberflächlich und der gesamte Eindruck einfach zu enttäuschend.