Blanca Busquet erzählt in „Die Woll-Lust der Maria Dolors“ von einer intelligenten Frau mit bewegender Vergangenheit, die leidenschaftlich gern diskutiert und einen temperamentvollen Charakter vorzuweisen hat. Nun jedoch zur Stummheit verdammt, wird sie nicht nur Zeugin der Abgründe ihrer Familie, sondern zieht auch ein Resümee ihres eigenen Lebens.
Maria Dolors ist eine Figur mit der ich nicht recht warm wurde. Zwar scheint sie auf den ersten Blick sympathisch, doch wird diese Sympathie durch ihre Sicht auf die Dinge, die hier manchmal etwas altklug daherkommen, und ihre Vergangenheit getrübt. Zumal es einem die Autorin mit ihren Zeitsprüngen, die von Satz zu Satz plötzlich wechseln können, reichlich erschwert, das Erzählte flott zu lesen. Erst ist man noch in der Gegenwart und schwupps in Dolors Erinnerungen, die mal hierhin, mal dorthin springen, und im nächsten Absatz sitzt man dann auch schon wieder an Dolors’ Seite im Wohnzimmer. Hat man sich an diese eher ungewohnten und plötzlichen Sprünge zwischen den Zeiten gewöhnt, schafft man es immerhin recht schnell die Seiten wegzulesen.
Blanca Busquet spart in diesem Roman nicht mit menschlichen Abgründen. Da lesen wir von Magersucht, Homosexualität, Sex mit Minderjährigen, Mord und so mancher deprimierender Altersbeschwerde. Durch Dolors Augen bertrachtet – denn sie erzählt in der Ich-Form – können sich auch die übrigen Figuren nicht hervortun. Sie alle bleiben erstaunlich oberflächlich, wo doch Dolors jede Einzelheit ihres Charakters ständig bewerten und Parallelen zu ihrem eigenen Leben bzw. zu vergangenen Erinnerungen ziehen muss.
„Die Woll-Lust der Maria Dolors“ ist ein Roman, der im Großen und Ganzen zwar durchaus interessant erzählt ist, es jedoch nicht schafft seine Leser an das Geschehen zu bannen. Vielmehr plätschern die Ereignisse und Erinnungen recht lahm dahin und ich musste mich das ein oder andere Mal wirklich zwingen weiterzulesen. Eigentlich schade, denn die Grundidee ist nicht schlecht. Doch leider hatte ich mit Dolors manchmal so meine Schwierigkeiten, und konnte mich während des Lesens nicht entscheiden, ob ich sie nun mögen sollte oder nicht.
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