Seit die ersten Sonnenstrahlen sich vehement zeigen und vorallem blauer Himmel die tristen Wolken vertrieben hat, kribbelt es in meinen Fingern, endlich wieder in den Garten hinaus gehen zu können, und dort die ersten Pflänzchen zu ziehen. Natürlich ist es dafür noch viel zu früh und zu kalt, aber träumen kann man ja schon mal. Also mache ich mir derzeit Gedanken was ich wohin pflanze und anbaue – dieses Jahr will ich ein neues erhöhtes und mit Natursteinen eingefasstes Beet am Gewächshaus anlegen, in das dann meine Kräuter und eine (neue) Klettererdbeere Platz finden. Bis es aber soweit ist, werde ich mich wohl mit Bildchen vom vergangenen Jahr begnügen müssen. Und da ab diesem Jahr dieses Blog mehr als nur ein reines Literaturblog werden soll, gibt es hier auch ein paar Impressionen für euch.
Impressionen: Mein Hochbeetgärtchen 2014
Rezension: Jennifer Donnelly – Die Teerose
Die Teerose
Verlag: Der Audio Verlag
Format: Audio-CD, 9 h 22 Minuten
Erscheinungstermin: 08 / 2011
Preis: 19,99 €
ISBN: 978-3862311002
Fionas größter Traum ist es, irgendwann mit ihrem Liebsten Joe einen eigenen Laden zu führen. Doch die Zeichen hierfür stehen denkbar schlecht, denn ihre Familie lebt in ärmsten Verhältnissen und kämpft täglich ums Überleben. Dann muss Fiona ihren Vater und die Mutter und schließlich auch zwei Geschwister zu Grabe tragen. In ihrem schlimmsten Schmerz verliert Fiona ihre Jugendliebe Joe an eine andere Frau. Als sie herausfindet, dass ihr Vater heimtückisch ermordet wurde, muss Fiona Hals über Kopf fliehen, denn auch ihr Leben und das ihres kleinen Bruders Seamus ist in Gefahr. Kurzerhand flieht sie nach New York zu ihrem Onkel Michael. Doch dieser steckt selbst in der schrecklichsten Phase seines Lebens und ist dabei seinen Laden an die Bank zu verlieren. Nur Fionas Geschicken ist es zu verdanken, dass sein Geschäft bald wieder in neuem Glanz erstrahlt. Doch Fiona träumt von einem ganz eigenen Geschäft. Jahre später gehört sie zu den reichsten Frauen New Yorks, doch Joe konnte sie nie vergessen. Als sie endlich Rache am Mörder ihres Vaters nehmen kann, trifft sie nicht nur Joe wieder, der Mörder setzt auch alles daran, Fiona zu beseitigen …
Was für eine außergewöhnliche Geschichte!
Jennifer Donnelly, die mir bereits in „Das Blut der Lilie“ so wunderbare Lesestunden bescherte, schaffte es auch mit dieser Geschichte, mich vollends zu verzaubern. Sie lässt im vorliegenden Roman eine ganz eigene, historische Welt auferstehen, mit Farben, Gerüchen und vielen Eindrücken, so dass ich gänzlich ins London und New York des ausgehenden 19. Jahrhunderts eingetaucht bin. An der Seite so mancher charismatischer und überaus sympathischer Figur erlebte ich Fionas Leben vom ärmlichen Teenager zur reichsten Teehändlerin New Yorks geradewegs mit und gewann sie über die Hörzeit hinweg regelrecht lieb.
Jennifer Donnellys größtes Talent ist es, eine eindrückliche, detailreiche Atmosphäre der historischen Zeit zu erschaffen und diese mit Figuren anzureichern, die allesamt beeindrucken. Hier wirkt keine Figur oberflächlich, sondern jeder noch so kleine Charakter wurde mit viel Liebe zum Detail ausgestattet. Der Bösewicht ist nicht einfach nur böse, sondern hat ebenfalls seine ganz eigene Geschichte, und so trifft dies auf viele Protagonisten dieses Romans zu.
Hinzu kommt die gefangennehmende und zu Herzen gehende Geschichte Fionas, die mich wirklich gebannt hat und ans Hörbuch fesselte.
Jeder lose Faden, der von der Autorin zu Anfang und während des Geschehens gesponnenen wurde, wird schlussendlich zu einem großen Ganzen verknüpft, so dass man am Ende am liebsten gleich wieder von vorn beginnen würde. Sie hat in authentisch wirkender Manier sogar den mysteriösen Jack the Ripper eingeflochten, der dem Plot etwas eindringlich Gefährliches dabei aber überaus atmosphärisches verleiht. In diesem Roman passt einfach jeder Faden zusammen, jede Figur sitzt am richtigen Platz und jedes Gefühl wurde bewegend dargestellt.
Sprecherin Cathlen Gawlich schafft es das besondere Flair dieser Geschichte mit ihrer tollen Stimme und genau richtigen Akzentuierung einzufangen, und daraus etwas noch viel Größeres zu machen. Durch die verschiedenen Stimmlagen, die sie jeder Figur verleiht, leben sie geradewegs auf und werden die Geschehnisse noch eindringlicher. Dieser Roman hätte keine bessere Sprecherin finden können, denn sie ist einfach großartig.
Fazit: Jennifer Donnelly beweist ein außerordentliches Erzähltalent. Sie mischt scheinbar spielend leicht eine überzeugende, historische Atmosphäre mit zu Herzen gehenden Figuren und einem spannenden, bewegenden Plot – eine Mischung, die es einem kaum möglich macht, die Geschichte aus der Hand zu legen. Sprecherin Cathlen Gawlich erweckt diese Geschichte in einzigartiger Weise zum Leben und schenkt diesem Roman durch ihre großartige Sprechweise eine ganz eigene Stimmung, die mich ganz und gar begeistert hat. „Die Teerose“ ist definitiv mein bisheriges Highlight des Jahres und ein großes Meisterwerk!
Zwischendrin: Terry Pratchett – Dunkle Halunken
Darum geht’s:
Düstere Gassen im London des 19. Jahrhunderts: Hilflose Schönheiten zittern vor dunklen Feinden, Schriftsteller versuchen sich als Detektive und mörderische Barbiere erledigen ihre Opfer nach allen Regeln der Kunst. Hier kann nur einer aufräumen – und das ist ausgerechnet der Straßenjunge Dodger. Als er auf der Suche nach den Halunken, die die schöne Simplicity überfallen haben, einen fiesen Kerl namens Sweeney Todd zur Strecke bringt, feiert ihn ganz London als Held. Doch das ruft auch einen geheimnisvollen Attentäter auf den Plan, und nicht nur der will Dodger lieber früher als später tot sehen.
“Dunkle Halunken” ist mein zweites Hörbuch von Terry Pratchett – und ich bin wiedermal enttäuscht. Denn obwohl Pratchett es sehr wohl versteht, das alte London in Handlung, Gebaren der Figuren, ungemein vielen Details und einer historischen Erzählweise aufs Perfekte auferstehen zu lassen, füllt er die Zeilen doch allzuoft mit eben solchen Dingen – mit Beobachtungen der Menschen, mit deren Gedanken anderen gegenüber usw. als mit wirklichem Geschehen. Ja, er schafft eine dichte Atmosphäre, dass ich mich beinahe selbst in diesem dunklen London wähne, aber es gelingt ihm nicht, dass ich von seinen Worten gefesselt wäre. Zwar lassen auch die Figuren an Vielschichtigkeit und ausgearbeiteten Facetten kaum Wünsche offen, dennoch muss ich eingestehen, dass in dieser Geschichte nicht viel passiert und ich mich wirklich zwingen muss, weiter zu hören.
Sprecher Stefan Kaminski hingegen, macht seine Sache wirklich ausnehmend gut. Er hat eine sehr sympathische Stimme, die er genau richtig an diese düstere Geschichte anzupassen vermag und jeder Figur die genau richtige, differenzierte Tonart verleiht.
Mittlerweile habe ich noch 5 Stunden zu hören, und ich hoffe wirklich, es passiert endlich mal etwas spannendes.
Rezension: Aimee Agresti – Das Dunkel der Seele – Die Erleuchtete 1
Das Dunkel der Seele
Die Erleuchtete 1
Verlag: Goldmann
Format: broschiert, 576 Seiten
Erscheinungstermin: 05 / 2013
Preis: 12,99 €
ISBN: 978-3442477548
Der einzige Hauch von mysteriösen Vorkommnissen war das Geheimnis um Havens Herkunft, von dem bereits auf den ersten Seiten extrem kurz erzählt wird. Dann wird versucht, den Leser mit so banalem Teenageralltag zu unterhalten, dass es für mich wirklich schon grausam war. Man liest von Havens Praktikum in einem Luxushotel, von ihrem besten Freund Dante, der ebenfalls beim Praktikum mit von der Partie ist sowie einem weiteren Mitschüler; vom Inneren des Hotels, von den Räumen, in denen die drei Teenies untergebracht sind, von ihrer ersten Party usw. Es passierte absolut überhaupt nichts, was mich zumindest ein wenig an die Geschichte gebunden hätte, geschweige denn entfernt mit Fantasy oder Mysteriösem zu tun hatte.
Haven ist naiv. Dante als Figur erschien mir total überzogen. Keine der Charaktere konnte mich auch nur annähernd überzeugen. Und der Schreibstil der Autorin ist nur mit banal und plump zu bezeichnen.
Fazit: „Die Erleuchtete – Das Dunkel der Seele“ ist mit Abstand das schlechteste Buch, das ich seit langem gelesen habe, und ich fühle mich viel besser, nachdem ich dem langweiligen Geschehen und für meinen Geschmack eher berichterstattendem Schreibstil den Rücken gekehrt habe. Diese Geschichte mag wahrscheinlich wirklich nur für Teenies interessant erscheinen. Alle anderen werden vielleicht – wie ich – laut aufstöhnen, wenn sie seitenweise über „hach, ist er nicht toll.“, „ob er mich überhaupt beachtet“, „die Leute sind so toll“, „das Hotel ist so toll“ etc. lesen müssen. (Das steht nicht wirklich in diesem Wortlaut im Text, sondern gibt das Geschehen nur zusammengefasst mit meinen Worten wieder)
Rezension: Anne George – Mörderischer Auftritt
Mörderischer Auftritt
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
Format: broschiert, 304 Seiten
Erscheinungstermin: 08 / 2013
Preis: 9,95 €
ISBN: 978-3423214599
Die Southern Sisters gehören mittlerweile zu einer meiner Lieblingskrimireihen und ich freue mich immer wieder aufs Neue, wenn endlich, endlich ein neuer Roman auf deutsch erscheint (leider gibt es insgesamt nur acht). Das Schöne an dieser Reihe ist die relativ gewaltlose Erzählung und ein besonderer, ganz eigener Humor, der mich immer wieder gefangennimmt. Anders als in anderen Krimis, in denen Blut, Gewalt und Tod das Geschehen bestimmen – und die ich ehrlich schrecklich finde – bestechen die Romane von Anne George durch die Verschrobenheit der Charaktere, dem Familiensinn, und die stets smarte Aufklärung des Mordes. Und Dank des sympathischsten Ermittlerduos, dass ich je kennengelernt habe, tauche ich in die Romane um die beiden ungleichen Schwestern Patricia Anne und Mary Alice immer wieder gerne ein und werde bestens unterhalten.
So auch im aktuellen Roman „Mörderischer Auftritt“. Da hatte ich kaum die ersten Seiten gelesen und war bereits völlig in diese so liebenswerte Welt der beiden Schwestern eingetaucht. Wenngleich ich dieses Mal ein klein wenig Spannung vermisst habe, konnte mich Anne George wieder an ihre Geschichte bannen. Ein Geschichte, die den Vorgängerbänden nur wenig nachsteht.
Besonders aufgefallen ist mir, dass im vorliegenden Band, der Mordfall ein wenig zu sehr in den Hintergrund trat. Da wurde dem Familiengeschehen etwas mehr Raum gegeben, was nicht unbedingt negativ zu werten ist. In dieser Serie stehen die beiden Schwestern und ihre Familien nun mal im Vordergrund und Anne George schaffte es wie immer auf ungemein unterhaltsame Weise Familienbande mit Kriminalfall zu verbinden und wieder eine charismatische Mischung zu bieten.
Fazit: „Mörderischer Auftritt“, der mittlerweile sechste Band um die Southern Sisters Patricia Anne und Mary Alice kommt in gewohnter Manier mit viel Familiensinn, verschrobenen Charakteren, witzigen Dialogen und einem leichten Kriminalfall daher. Während die Aufklärung des Mordes dieses Mal ein wenig mehr hintenan stehen muss, erzählt Anne George wie immer unterhaltsam und sehr sympathisch von den aktuellen Turbulenzen der Familienbande. Ich fühlte mich während des Lesens wieder einmal rundherum wohl und hätte gut und gerne noch weitere Seiten den Worten der Autorin um die beiden ungewöhnlichen Schwestern verfolgt. Wie immer ungewöhnlich, eigenwillig und lustig.