Wieder einmal bin ich völlig in Gesa Schwartz’ Erzählung versunken. Dies liegt vorallem an ihrem so schön leichten und lyrischen Schreibstil, den ich sehr gerne lese. “Das Erbe des Lichts” sprüht geradezu vor rasanter Action, ein bisschen Witz und vielen, vielen Abenteuern … mit letzterem habe ich derzeit jedoch leider so meine Problemchen. Denn obwohl die Autorin die Abenteuer von Grim, Mia, dem Kobold Remis und der Fee Theryon spannend zu erzählen weiß, reihen sich doch sooooo viele davon aneinander, die mit jedem Mal “schwieriger” werden, jedoch relativ rasch überwunden sind. Und dann gehts auf zum Nächsten. Ich bin jetzt knapp über die Hälfte und sehne mich nach dem Ende. Das ist für meinen Geschmack einfach zu viel des Guten …
Zwischendrin: Gesa Schwartz – Das Erbe des Lichts – Grim 2
Rezension: Chris Cleave – Little Bee
Little Bee traf Andrew und Sarah vor zwei Jahren am Strand in Nigeria – dort rettete Sarah ihr das Leben. Seitdem ist Little Bee auf der Flucht, denn grausame Männer haben ihr Dorf und ihre Familie umgebracht, und sind auch hinter ihr her. Als Flüchtling gelangt sie nach England und schließlich zu Andrew und Sarah – den einzigen Menschen, die sie in diesem fremden Land kennt – rechtzeitig zu Andrews Beerdigung. Während Sarah zwischen ihrer Trauer um ihren Mann und dem Bedürfnis Little Bee zu helfen, hin- und hergerissen ist, entwickelt sich zwischen den Frauen ein besonderes Band der Freundschaft. Doch als Sarahs Sohn Charlie in Gefahr gerät, rettet Little Bee ihm selbstlos das Leben und opfert dafür ihr eigenes …
Zu Anfang hatte ich meine Mühe mit diesem Buch und wurde mit Little Bee nicht gleich warm. Die ersten Ereignisse im Abschiebegefängnis und Little Bees Gedanken erschienen mir eher anteilnahmslos erzählt, und Little Bee lässt viele Fragen ohne Anwort. Erst nach und nach erfährt man dann, was Little Bee in ihrem Heimatland zugestoßen ist und wie sie Sarah und Andrew kennenlernte. Wenngleich Chris Cleave dieses „Informationen nach und nach darreichen“ durch den ganzen Roman zieht, störten mich die fehlenden Antworten besonders zu Beginn dieser Geschichte. Später hatte ich mich so intensiv in diesen Roman eingelesen, dass ich sowieso jedes Wort verschlungen habe und mich schnell mit dem stückhaften reichen an Informationen zufrieden gab – vielmehr trägt dies dann sogar zu einem enormen Spannungsaufbau bei.
„Little Bee“ ist kein Roman für Zwischendurch. Diese Geschichte beschäftigt einen in der Zeit, in der man nicht lesen kann und auch nach der letzten Seite lässt dieses Buch seine Leser nicht so schnell los. Obwohl dies „nur“ ein fiktiver Roman ist, der von besonders grausamen Ereignissen berichtet und den Menschen, die damit fertig werden müssen, weiß man doch, dass solche Dinge tatsächlich geschehen. Chris Cleave gibt tatsächlichen Opfern mit diesem Buch ein Gesicht und eine Geschichte. Auch die westlichen Wertvorstellungen und Sitten werden durch Little Bee in Frage gestellt, so dass man nicht umhin kommt, auch darüber nachzudenken.
Chris Cleave hat einen besonderen Roman geschrieben, der direkt Zugang zu den Herzen seiner Leser findet. Dabei geht der Autor weder sehr einfühlsam noch besonders feinfühlig vor, sondern lässt uns an einer Brutalität teilhaben, die jeden Tag irgendwo auf der Welt so geschehen könnte. Er erzählt von zwei Schwestern, die fliehen müssen als ihr Dorf und dessen Bewohner von Soldaten grausam ausgelöscht werden. Denn unter dem Dorf wird ein Ölvorkommen vermutet. Geschickt und tragisch verbindet er die Leben der beiden nigerianischen Mädchen mit denen des weißen Ehepaares Sarah und Andrew und zeichnet die Gefühle und Ängste seiner Protagonisten dabei so real, dass sie einen selbst erreichen.
Rezension: Nicholas Christopher – Das verlorene Bestiarium
Xeno Atlas wächst in den Fünfzigerjahren in New York auf. Seine Mutter starb bei seiner Geburt, sein Vater, ein Seemann, ist selten daheim, und wenn doch, dann gibt er sich distanziert gegenüber seinem Sohn. Einzig von seiner Großmutter erfährt Xeno Liebe und Zuneigung und noch etwas anderes: sie erzählt ihm von den seltsamsten Wesen und entfacht so seine Faszination zu den mythischen Fabeltieren. Auf dem Internat schließlich entflammt Xenos Interesse an den Fabelwesen erneut als ihm sein Geschichtslehrer von dem geheimnisvollen „Karawanenbuch“ berichtet – ein verlorenes Bestiarium, dass einst Teil der Bibel gewesen sein soll. Doch zuerst gilt es für Xeno eine turbulente Collegezeit hinter sich zu bringen und sein Leben während des Vietnamkrieges zu bewahren. Als das Karawanenbuch Jahre später wieder Einzug in Xenos Gedanken findet, folgt er den verschlungenen Pfaden, die dieses Buch durch die Geschichte nahm; im Besitz der unterschiedlichsten Menschen, an den verschiedensten Orten der Welt und macht schließlich eine überraschende Entdeckung …
„Das verlorene Bestiarium“, ein Roman über eine abenteuerreiche Suche auf den Spuren eines geheimnisvollen Buches, gespickt mit den ungewöhnlichsten Fabeltieren, die die Mythologie zu bieten hat – das schien mir eine interessante Mischung und genau mein Ding zu sein. Doch leider gibt sich dieser Roman in beidem sehr bescheiden. Denn von einem spannenden Abenteuer kann nicht die Rede sein. Sicher, die Spuren, denen Xeno quer durch die Geschichte folgt, sind nett zu lesen und haben einen gewissen Unterhaltungswert, werden aber weder fesselnd noch mitreisend erzählt. Zudem wird „das Rätsel seiner eigenen Familiengeschichte“, wie es weiter im Klapptext heißt, gänzlich vage gehalten, von Auflösung des wirklich etwas sonderbaren Rätsels keine Spur. Eher blieb ich als Leser am Ende mit „Wie, das wars schon?“-Gedanken einsam zurück.
In diesem Roman lernen wir Xeno als verletzlichen kleinen Jungen kennen, von seiner Familie mütterlicherseits beraubt, der nur seine Großmutter als einzige Konstante in seinem Leben kennt. Eines nachts sieht er, mehr aus dem Augenwinkel, einen Fuchs im Bett seiner Großmutter. Doch im nächsten Augenblick ist dieser verschwunden, und seine Grandma wieder ganz die alte. Solche Andeutungen finden sich häufig im Buch. Diese seltsamen Momente werden vom Autor auch nicht näher aufgeklärt. Es ist eben so. Auch Jahre später als das Mädchen, dass eben noch am Baum lehnte, plötzlich verschwunden ist und Xeno an ihrer Stelle kurz (wieder einmal) eines Fuches ansichtig wird. Was es damit auf sich hat und wie seine Familie mit den mythischen Fabelwesen und deren Geschichte in Verbindung steht, erfährt der Leser hier leider nicht.
Xenos eher düster gehaltene Kindheit und Jugend machen den größten Teil dieses Buches aus. Auch später, nach der Collegezeit ist dieses Buch vorallem von Xenos zwischenmenschlichen Beziehungen und Erlebnissen, fernab der Suche nach dem Karawanenbuch, geprägt. Als es dann endlich los geht, und Xeno sich auf die Spuren des Buches begibt, geschieht dies nicht nur ereignislos, sondern auch sehr unspektakulär. Er sucht in diesen und jenen Archiven in den verschiedensten Ländern der Erde, hat hier Glück, dort Pech. Das wars.
Eines muss man Nicholas Christopher trotz allem jedoch zugestehen: er versteht es sehr bildhaft, sensibel und voller Details zu schreiben, so dass man recht flott in dieser Geschichte vorankommt und sich alles genau vorstellen kann. Einen Drang, das Buch wegzulegen – trotz der eher mittelmäßigen Spannung – habe ich nicht gespürt. Vielmehr habe ich mich über die Seiten hinweg wirklich mit Xeno angefreundet und irgendwann damit abgefunden, dass dieses Buch keineswegs von einem packenden Abenteuer berichten würde.
Sara J. Henry im Interview
Sara J. Henry steht Rede und Antwort auf www.dtv.de – u.a. über ihren Roman “Ein Herzschlag bis zum Tod”
Ich persönlich bin ja schon sehr gespannt auf das Buch .
Rezension: Jutta Profijt – Blogging Queen
Lulu ist Stewardess und mit ihrem Beruf eigentlich nicht ganz so glücklich. Privat kleidet sie sich gern stylisch, trägt Markenklamotten, wenn auch secondhand, und die Welt ist ihr Zuhause. Als eine Ohrenentzündung sie dazu zwingt am Boden zu bleiben, fällt die geplante Geburtstagsparty auf einer Insel im indischen Ozean geradewegs ins Wasser. Stattdessen soll Lulu das Penthouse ihrer Freundin Sabine und Hund Sergent Pepper hüten, und nebenbei die neue Blogsoftware testen. Da Lulu ohnehin die Decke auf den Kopf zu fallen droht, macht sie doch gerne das, was sie am liebsten täte: über Mode und Trends berichten – allerdings unter einer gänzlich anderen, viel cooleren Identität. Schon bald stürmen die Besucher ihr Blog, bitten Magazine um Interviews und Jobangebote hageln dutzendfach herein. Und als sie plötzlich immer mehr Menschen kennenlernt, die ihr zu Freunden werden, muss Lulu feststellen, wie einsam sie eigentlich bisher war …
Endlich mal wieder ein Roman einer deutschen Autorin, der einen geradezu umhaut. Viel habe ich mir unter „Blogging Queen“ ausgemalt, hohe Erwartungen hatte ich allemal, und ich bin nicht enttäuscht worden …
Lulu ist mal eine erfrischend andere Frau – eigentlich ja ganz normal, aber sie ist kein Top-Model, wie das die Figuren in vielen anderen Romanen zu sein scheinen; sie ist eher klein geraten, mit großer Nase und ausladenden Kurven. Das gefällt mir! Und sie wird von der Autorin auch nicht vor manch noch so peinlicher Situation verschont, bei denen man dann schonmal richtig Mitleid bekommt. Dafür jedoch, hat man sie unheimlich gern, und das schon nach nur wenigen Seiten. Auch die übrigen Figuren können überzeugen und zeichnen sich durch eine besonders direkte, humorvolle und anziehende Art aus.
Der Autorin gelingt es ausnehmend gut ihre Leser in die Welt der Mode und deren Trends zu entführen, und schildert das drum und dran, dass ihre Geschichte ausmacht, die vielen kleinen Details, wirklich gelungen. Schon nach wenigen Seiten ist man mitten drin, und kann sich kaum noch vorstellen, dass Buch wegzulegen. Dazu trägt auch der kurzweilige Schreibstil Jutta Profijts bei, der einen nur so über die Zeilen sausen und uns immer tiefer in Lulus Leben eintauchen lässt.
Auch Männer hat dieser Roman einige zu bieten, ein kleine Liebesgeschichte hier, ein paar Intrigen dort und ein scheinbar kniffliger Kriminalfall an deren Auflösung Lulu maßgeblich beteiligt ist, machen diesen Roman zu einem echten Pageturner. Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt und hoffe sehr, dass die Autorin uns noch einiges in dieser Richtung bieten wird.