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Rezension: Emma Brockes – Sie ging nie zurück

Emma Brockes
Sie ging nie zurück
Die Geschichte eines Familiendramas
 

Verlag: dtv
Format: broschiert, 352 Seiten
Erscheinungstermin: 06 / 2014
Preis: 15,90 €
ISBN: 978-3423260169

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Als Emma Brockes’ Mutter nach schwerer Krankheit stirbt, hinterlässt sie ihrer Tochter eine unheimliche Lücke in ihrer eigenen Familiengeschichte, sowie einige seltsame Andeutungen. Emma ist wild entschlossen mehr über die Familie ihrer Mutter, die diese in Südafrika zurückließ, herauszufinden und reist schließlich selbst nach Afrika um der Geschichte ihrer Mutter nachzuspüren. 

Emma Brockes vervollständigt die Familiengeschichte, in dem sie versucht ein Bild jedes Familienmitglieds zu zeichnen – der noch lebenden Geschwister ihrer Mutter wie auch toter Familienangehöriger. Zwischendrin erzählt sie immer wieder leidenschaftlich vom Leben ihrer Mutter, spürt vielen Erinnerungen und Erlebnissen nach und spricht mit Freunden dieser. Kurzum: sie versucht das Leben ihrer Mutter zu rekapitulieren und in diesem Bericht, mit Zugabe ihrer eigenen Suche, festzuhalten.

Zum einen muss man die Autorin dafür also unbedingt loben, denn es ist ein sehr liebevolles, wenn auch ein wenig – auf herzliche Weise – „verkorkstes“ Bild, dass sie von ihrer Mutter zeichnet. Dennoch waren viele, viele Längen in diesem Porträt zu spüren. Die Art und Weise, wie diese Geschichte dem Leser erzählt wird, erschien mir oft einfach zu trocken und staubig, und ich habe ein ums andere Mal mit mir gehadert, das Buch wegzulegen oder doch weiterzulesen.

Durch die Fotos, die dieses Buch bereithält, und Emmas Schilderung der Begegnungen mit nahezu jedem Familienmitglied, lernt man diese Großfamilie recht gut kennen, wenngleich sie einem natürlich oftmals leid tut. Eine glückliche Kindheit war keinem der Geschwister beschieden. Dennoch erschienen mir 350 Seiten für diese Hommage an die eigene Familie zu lang. Dafür gab es einfach zu wenig zu erzählen.

Fazit: Emma Brockes hat mit „Sie ging nie zurück“ eine teilweise berührende Hommage an ihrer eigene Mutter verfasst, die aus Liebe zu ihren Geschwistern einen brutalen Vater aushielt und Afrika erst den Rücken kehrte, als sie keine weitere Zukunft für sich in diesem Land sah. Ihre Geschichte hat Emma in diesem Buch aufgedeckt, erzählt aber leider oftmals zu langatmig von den Erinnerungen aller Beteiligter sowie ihrer eigenen Recherche. Und obwohl es eine wirklich berührende Familiengeschichte ist, bleiben Personen oberflächlich und das Erzählte einfach größtenteils zu trocken und „seitenfüllend“ erzählt. Etwas weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen.

Rezension: Chris Cleave – Little Bee

Little Bee traf Andrew und Sarah vor zwei Jahren am Strand in Nigeria – dort rettete Sarah ihr das Leben. Seitdem ist Little Bee auf der Flucht, denn grausame Männer haben ihr Dorf und ihre Familie umgebracht, und sind auch hinter ihr her. Als Flüchtling gelangt sie nach England und schließlich zu Andrew und Sarah – den einzigen Menschen, die sie in diesem fremden Land kennt – rechtzeitig zu Andrews Beerdigung. Während Sarah zwischen ihrer Trauer um ihren Mann und dem Bedürfnis Little Bee zu helfen, hin- und hergerissen ist, entwickelt sich zwischen den Frauen ein besonderes Band der Freundschaft. Doch als Sarahs Sohn Charlie in Gefahr gerät, rettet Little Bee ihm selbstlos das Leben und opfert dafür ihr eigenes …

Zu Anfang hatte ich meine Mühe mit diesem Buch und wurde mit Little Bee nicht gleich warm. Die ersten Ereignisse im Abschiebegefängnis und Little Bees Gedanken erschienen mir eher anteilnahmslos erzählt, und Little Bee lässt viele Fragen ohne Anwort. Erst nach und nach erfährt man dann, was Little Bee in ihrem Heimatland zugestoßen ist und wie sie Sarah und Andrew kennenlernte. Wenngleich Chris Cleave dieses „Informationen nach und nach darreichen“ durch den ganzen Roman zieht, störten mich die fehlenden Antworten besonders zu Beginn dieser Geschichte. Später hatte ich mich so intensiv in diesen Roman eingelesen, dass ich sowieso jedes Wort verschlungen habe und mich schnell mit dem stückhaften reichen an Informationen zufrieden gab – vielmehr trägt dies dann sogar zu einem enormen Spannungsaufbau bei.

„Little Bee“ ist kein Roman für Zwischendurch. Diese Geschichte beschäftigt einen in der Zeit, in der man nicht lesen kann und auch nach der letzten Seite lässt dieses Buch seine Leser nicht so schnell los. Obwohl dies „nur“ ein fiktiver Roman ist, der von besonders grausamen Ereignissen berichtet und den Menschen, die damit fertig werden müssen, weiß man doch, dass solche Dinge tatsächlich geschehen. Chris Cleave gibt tatsächlichen Opfern mit diesem Buch ein Gesicht und eine Geschichte. Auch die westlichen Wertvorstellungen und Sitten werden durch Little Bee in Frage gestellt, so dass man nicht umhin kommt, auch darüber nachzudenken.

Chris Cleave hat einen besonderen Roman geschrieben, der direkt Zugang zu den Herzen seiner Leser findet. Dabei geht der Autor weder sehr einfühlsam noch besonders feinfühlig vor, sondern lässt uns an einer Brutalität teilhaben, die jeden Tag irgendwo auf der Welt so geschehen könnte. Er erzählt von zwei Schwestern, die fliehen müssen als ihr Dorf und dessen Bewohner von Soldaten grausam ausgelöscht werden. Denn unter dem Dorf wird ein Ölvorkommen vermutet. Geschickt und tragisch verbindet er die Leben der beiden nigerianischen Mädchen mit denen des weißen Ehepaares Sarah und Andrew und zeichnet die Gefühle und Ängste seiner Protagonisten dabei so real, dass sie einen selbst erreichen.

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Rezension: Nick Brandt – A Shadow Falls – Schatten über der Wildnis

Nick Brandt ist ein begnadeter Fotograf. Er bannt seine Motive in ungewöhnlichen Augenblicken und Posen aufs Bild, die den Betrachter nicht selten staunen lassen. Landschaft, Himmel, Tier – alles an Brandts Bildern wirkt erhaben und strahlt eine eigentümliche Ruhe und Gelassenheit aus.

Der besondere Schwarz-Weiß-Ton, manchmal leicht Sepia, gelegentlich mit speziellen Infrarotfiltern aufgenommen oder verfremdet, ist wohl das Markenzeichen des Fotografen. Hier wird der Betrachter nicht durch eine Vielfalt an Farben abgelenkt, sondern kann die reizvollen – bisweilen nachdenklichen – Motive ganz auf sich wirken lassen. Dabei verliert man sich schon mal in den Bildern und muss feststellen, dass man die Fotos, die jedes für sich eine Geschichte zu erzählen scheinen, ewig betrachten könnte.

Nick Brandts Bilder sind etwas besonderes und strahlen eine ganz eigene Ruhe aus. In schönen Kontrasten wird man hier der Weite unter dem afrikanischen Himmel überlassen, kann sich ganz auf die abgebildeten Szenen einlassen und sich darin verlieren. Beeindruckend!

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