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Rezension: Amanda Hocking – Entzweit – Die Tochter der Tryll 2

Amanda Hocking
Entzweit
Die Tochter der Tryll 2

Reihe: 2/3
Verlag: cbt
Format: Paperback, 352 S.
Erscheinungstermin: 09 / 2012
Preis: 12,99 €
ISBN: 978-3570161456

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Nachdem Wendy erfahren hat, dass es für sie und Finn nie eine gemeinsame Zukunft geben wird, beschließt sie ihrem Prinzessinnendasein zu entkommen. Kurzerhand reißt sie mit Rhys aus, um ihr altes Zuhause und ihre Familie wiederzusehen. Doch nicht nur ihre eigenen Leute haben Wendy schnell aufgespürt, auch die Vittra sind ihr auf die Schliche gekommen.und entführen sie, Rhys und Matt erbarmungslos nach Ondarike, ins Land der Vittra. Hier findet Wendy endlich heraus, wer ihr Vater ist, und lernt den attraktiven wie geheimnisvollen Loki kennen, der ihnen schließlich zur Flucht verhilft. Wieder in Förening angekommen, heißt es sich auf die Pflichten einer Prinzessin zu konzentrieren, und ihre Kräfte zu stärken. Denn Wendy bleibt nicht mehr viel Zeit. Greifen die Vittra ihr Volk an, könnten sie die Tryll für immer vernichten. Doch es gilt auch Hochzeitspläne zu schmieden …

Nachdem „Verborgen“, der erste Teil dieser Trilogie, mit einem rasanten Schluss endete, hoffte ich, dass die Autorin dieses schnelle Erzähltempo gleich zu Beginn dieses zweiten Bandes beibehalten würde. Doch auch „Entzweit“ beginnt sehr zäh und konstruiert, wie bereits sein Vorgänger. Anders jedoch als in Band 1, schaffte es Amanda Hocking bis zum Ende hin nicht, eine wirklich spannende Geschichte zu erzählen – einfach aus dem Grund, weil überhaupt nichts bemerkenswertes passiert. Kleinere Höhepunkte sind rasch ohne irgendwelche Widrigkeiten abgehandelt, weshalb das Geschehen den gesamten Roman über mehr so vor sich hin plätschert.
Der Plot entwickelte sich viel verhaltener als ich das vom Klapptext her erwartet hätte und kam gänzlich ohne spannende Ereignisse aus, ohne Spannungsspitzen, ohne besondere Anziehungskraft.
Das Geschehen wird einfach zu schnell abgehandelt, als hätten der Autorin einfach tiefergehende Ideen gefehlt. Wendy wird von den Vittra entführt, Loki verhilft ihnen (sehr unspektakulär) zur Flucht. Wendy wird Loki darauffolgend noch mehrmals wiedersehen, aber auch diese Ereignisse verlaufen ohne Höhepunkte, wie alles andere in diesem Buch. Und das ist wirklich, wirklich schade, denn immerhin schafft es die Autorin, dass mir die Hauptfiguren gleich zu Beginn wieder sympathisch waren und ich eigentlich mehr der Figuren wegen weitergelesen habe (und natürlich aus der Hoffnung heraus, dass doch endlich noch etwas passieren würde).

In diesem Buch wurde mir Tove – nach Wendy der nächste Thronanwärter und neben ihr und der Königin der stärkste Tryll – von allen Figuren am sympathischsten. Seine Art immer etwas neben der Spur zu sein, machte ihn für mich irgendwie liebenswert. Auch Elora kommt man in diesem Roman endlich etwas näher. Sie wird hier mit viel mehr Emotionen und Tiefgründigkeit dargestellt als im Vorgängerband. Währenddessen blieb mir Finn, den ich vorallem in Band 1 sehr mochte, etwas fremd. Er bekommt in diesem Buch einfach zu wenig Platz, und wenn er Teil der Ereignisse war, konnte er mich manchmal nicht recht überzeugen. Matt, Wendys Bruder, wird für mich viel zu eindimensional dargestellt. Er besteht praktisch nur aus Sorgen um Wendy, und dies stellte Amanda Hocking manchmal recht übertrieben dar.

Wie schon in Band 1 kommt auch dieser mittlere Band mit einem leichten, flüssigen aber oberflächlichen Schreibstil daher, der für Jugendbücher weithin verbreitet ist. Er machte das flotte Lesen dieser Geschichte möglich, obwohl der Plot selbst einiges an Längen bereithielt.

Fazit: Auch Band 2 dieser Trilogie konnte mich nicht wirklich vom weithin gelobten Erzähltalent Amanda Hockings überzeugen. Der Plot blieb gänzlich flach und zeigte kaum Spannungshöhepunkte. Vielmehr passierte einfach kaum nennenswertes, bzw. schaffte es die Autorin nicht, Ereignisse, die durchaus Höhepunkte hätten werden können, mit Spannung und Abenteuer zu füllen – und so verschenkte sie meiner Meinung nach leider viel Potenzial. Der Ansatz ist gut, aber auch sympathische Charaktere können fehlendes Geschehen leider nicht wettmachen. Doch wie das mit mittleren Bänden nun mal so ist, bleibt dennoch die Neugier auf den Fortgang der Geschichte, so auch bei dieser Trilogie. Band 3 werde ich definitiv noch lesen und vielleicht mit niedrigeren Erwartungen herangehen.

Rezension: Josephine Angelini – Göttlich verdammt

Josephine Angelini
Göttlich verdammt 

Reihe: 1/3
Verlag: Dressler
Format: Hardcover, 494 S.
Erscheinungstermin: 05 / 2011
Preis: 19,95 €
ISBN: 978-3791526256

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Helen ist schon immer anders, das kann sie spüren. Sie läuft schneller und ist stärker als andere Menschen. Ihr Leben lang versucht sie so normal zu sein, wie nur möglich. Doch als die geheimnisvolle Familie Delos aus Spanien auf die kleine Insel Nantucket zieht, verändert sich Helens Leben grundauf. Plötzlich verspürt sie eine unbändige Wut in sich, einen grässliche Zorn auf jedes Mitglied der Delos’. Als wäre dies nicht schon schrecklich genug, schleichen sich fast jede Nacht Alpträume in ihren Schlaf und wo immer sie einen Delos sieht, erscheinen drei weinende, schreiende Frauen und treiben Helen fast in den Wahnsinn. Als sie schließlich versucht einen von ihnen mitten auf dem Schulkorridor umzubringen, nehmen die Ereignisse ihren Lauf. Denn Helen muss feststellen, dass diese merkwürdige Familie und sie eines gemeinsam haben: sie stammen von Göttern ab. Und plötzlich trachten andere Halbgötter Helen nach dem Leben, während sie nicht nur bei den Delos Schutz findet, sondern sich auch in Lucas verliebt …

Wieder ein Buch, bei dem meine Erwartungen groß waren. Doch die Ernüchterung kam diesmal schon nach den ersten Seiten. Zwar waren mir Helen, ihre beste Freundin Claire und andere Figuren zu dieser Zeit bereits ans Herz gewachsen, doch war ich von dem schrecklichen Schreibstil, der in diesem Buch vorherrscht, maßlos enttäuscht. Die Schreibweise ist stellenweise nicht nur einfach plump, sondern tat mir schon manchmal weh. Hier liest man absolut teeniehafte Umgangssprache, die für mich nicht zur Geschichte passen wollte und mich immer wieder nervte. Normalerweise gewöhne ich mich während des Lesens an den jeweiligen Erzählton, solange die Geschichten lesenswert und etwas spannend sind. Und obwohl beides auch auf dieses Buch zutrifft, konnte ich mich die gesamte Geschichte über, nicht mit der Schreibe der Autorin/Übersetzerin anfreunden. Da finden sich Sätze wie „Außerdem war sie dreckig. An den Ellbogen und auf dem Rücken hatte sie Grasflecken und ihre Füße waren rabenschwarz.“ oder „[Sie] ist nicht von ihm.“ um nur wenige Beispiele zu nennen. Manchmal las sich der Text, als hätte ihn ein Teenager geschrieben.

Eines jedoch muss man Josephine Angelini zugestehen: sie erzählt eine Geschichte, die mal etwas neues ist und hat viele frische eigene Ideen mit griechischer Mythologie aufgepeppt und so einen wirklich interessanten Plot gestaltet. Der Schwerpunkt der Handlung fiel für meinen Geschmack jedoch etwas zu weit in Richtung Teenageralltag. Hier blieb das Geschehen oft oberflächlich und manchmal sogar etwas kitschig. In diesen Teilen, in denen man z.B. von angeblichen Jungenkämpfen um ein Mädchen, einer Schlägerei, weil das Handy der Freundin kaputt gegangen ist etc. liest, zogen sich die Ereignisse etwas in die Länge bis das Augenmerk der Geschichte endlich wieder mehr auf den Halbgöttern und den kommenden Gefahren lag.

Während mir fast alle Figuren schnell sympathisch waren und ich gern an ihrer Seite durch Josephine Angelinis Geschichte streifte, muss ich doch zugeben, dass sich die Autorin so manchem Klischee bedient. Denn die in ihrem Buch vorkommenden Halbgötter sind überirdisch schön, intelligent, werden von allen beneidet und bewundert und die Delos’ sind stinkreich – woher auch immer das Geld kommt, denn arbeiten zu gehen, scheint niemand in dieser Familie. Dass die Halbgötter besondere Kräfte haben, macht die Geschichte wiederum etwas interessanter, denn es macht schon Spaß mit Helen neue Fähigkeiten an anderen und ihr selbst zu entdecken.

Fazit: „Göttlich verdammt“ ist eine harte Nuss gewesen. Denn obwohl der Plot durchaus gut durchdacht und mit vielen Details in Sachen Götterwelt und griechischer Mythologie gespickt wurde, brachte mich die alltagssprachlich-plumpe Erzählweise mehrfach zum Kopfschütteln. Die Schreibe der Autorin oder Übersetzerin ist wirklich schrecklich und ich kann nur hoffen, dass sich dies zum zweiten Band verbessern wird. Denn trotz mancher Länge, einem furchtbar umgangssprachlichen Schreibstil und einigen Teenieoberflächlichkeiten, möchte ich doch wissen, wie die Geschichte weitergehen wird. Am Ende bringt die Autorin viele lose Fäden zusammen und streut gleichzeitig neue Details ein, die auf so manches Ereignis im nächsten Band hindeuten und mich wirklich neugierig zurück ließen.

Rezension: Alex Morel – Survive – Wenn der Schnee dein Herz berührt

Alex Morel
Survive – Wenn der Schnee dein Herz berührt  

Verlag: Egmont INK
Format: Hardcover, 256 S.
Erscheinungstermin: 01 / 2013
Preis: 14,99 €
ISBN: 978-3863960476

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Was für ein tolles Buch! 

Klapptext:
Das hochdramatische Abenteuer einer starken Heldin, die im erbitterten Kampf ums Überleben zu sich selbst findet und dabei ihrer großen Liebe begegnet. Aufreibend, ergreifend und herzzerreißend! Wie durch ein Wunder überlebt Jane einen Flugzeugabsturz mitten in den Rocky Mountains. Ironie des Schicksals – genau für diesen Tag hatte sie ihren Selbstmord geplant. Außer Jane hat es nur noch ein einziger Passagier geschafft: Paul. Gemeinsam schlagen sich die beiden Teenager durch die eisige Wildnis, und dabei erkennt Jane zum ersten Mal seit Langem: Sie will leben. Das ist vor allem Paul zu verdanken, der ihr Bestes zum Vorschein bringt. Nie zuvor hat Jane so etwas für jemanden empfunden, und für diese unverhoffte Liebe wächst sie über sich selbst hinaus …
(normalerweise gebe ich selbst eine kurze Inhaltsangabe; aber der Klapptext trifft den Inhalt einfach perfekt :-) )

All jene, die in diesem Buch ein großes Abenteuer mit allerlei Wendungen erwarten, werden von der Geschichte wahrscheinlich enttäuscht sein. Ich bin mit relativ geringen Vorstellungen an dieses Buch herangegangen, und habe einfach versucht, mich darauf einzulassen, egal, was ich vorfinden würde. Und – ganz ehrlich – ich fand die Geschichte wirklich wunderbar!

Alles in allem sind wir in diesem Roman ganze 6 Tage lang an Janes Seite. Zuerst begleiten wir sie bei ihren Selbstmordplanungen. Und dann, nach dem Flugzeugabsturz, versuchen wir gemeinsam mit ihr und Paul irgendwie am Leben zu bleiben. Das Buch ist gespickt mit den aufwühlenden, manchmal etwas chaotischen Gedanken Janes. Ich denke, dass ist der Hauptpart dieses Romans, das Erstaunen darüber, dass sie plötzlich nicht mehr sterben will und der Versuch, diese neuen Gedanken und Gefühle in ihr zu verstehen. Hier werden viele Erinnerungen an Gespräche mit ihrem Psychologen eingestreut, die manchmal in den Vordergrund zu rücken scheinen, während das tatsächliche Geschehen etwas in den Hintergrund gerät. Aber das fühlte sich für mich dennoch rund an und passte zum Ganzen. Wir lernen Jane dadurch viel, viel besser kennen und entdecken, was für ein Mensch sie eigentlich ist, und wie sie sich schließlich ändert, ja, fast „neugeboren“ wird. Alex Morel ist es hier wirklich fantastisch gelungen, seinen Figuren Leben einzuhauchen, sie überzeugend darzustellen und dem Leser schließlich ans Herz wachsen zu lassen.
Während dieser 6 Tage habe ich mit Jane und Paul gelitten, gebangt und gefiebert. Die beiden und ihre beginnende Liebe gingen mir sehr nah und schafften es, mich sogar über das Buch nachgrübeln zu lassen, während ich nicht las.

Der Weg vom Berg wird eindringlich beschrieben. Die Strapazen, die Kälte, Durst und Hunger – das alles erlebte ich beinah am eigenen Körper, während ich in dieser Geschichte völlig gefangen war und flott über die Seiten huschte. Nicht nur, dass Alex Morel einen sehr angenehmen Erzählton anschlägt, er schafft es die eisige Umgebung der schroffen Berge, die Nervösität und stellenweise Hilflosigkeit der Figuren sehr lebendig zu zeichnen. Hier fühlt sich einfach alles echt an.

Kleinere Unstimmigkeiten haben mich dennoch manchmal innenhalten lassen. Die am häufigsten vertrene war wohl das Bestimmen der Temperatur ohne Thermometer. Das klang für mich nicht nach einem Gefühl, dass die beiden Figuren hatten, sondern es war eben ein Tatsache; und das kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass man das „wissen“ kann.
Doch trotz dieser kleinen „Holprigkeiten“, war ich völlig in dieser Geschichte eingetaucht, habe Seite um Seite verschlungen, und am Ende den Autor nahezu verwünscht, denn er bescherte dem Buch einen Schluss, der zwar während des Lesens erkennbar war, trotzdem habe ich einfach immer weiter gehofft.

Fazit: „Survive“ ist ein unheimlich klarer, stiller und aufwühlender Roman, über zwei Menschen, die ihre Liebe zueinander in einem der schrecklichsten Augenblicke ihres Lebens finden und dabei dem Tod ins Auge blicken. Es erzählt von einem gefahrvollen Marsch quer durch die Wildnis, von der Gefahr zu Tode zu stürzen, zu erfrieren, zu verdursten, zu verhungern und verlassen von all jenen Menschen, die man liebt, mitten im Nirgendwo einfach zu sterben. Eine Geschichte, die mich sehr beeindrucken konnte und mich gleichzeitig wirklich, wirklich traurig machte.

Rezension: Michelle Hodkin – Was geschah mit Mara Dyer

Michelle Hodkin
Was geschah mit Mara Dyer  

Reihe: Band 1
Verlag: dtv
Format: Paperback, 480 S.
Erscheinungstermin: 03 / 2013
Preis: 14,95 €
ISBN: 978-3423715362

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Als Mara im Krankenhaus aufwacht, ist alles anders. Ihre Freunde sind tot. Nur sie hat den Einsturz des verlassenen Hauses überlebt – doch Mara kann sich an nichts erinnern. Und dann beginnen die Halluzinationen … Selbst der Umzug nach Florida ändert nichts an Maras geschundenem Geist. Sie sieht ihre toten Freunde auf dem Gelände der neuen Schule, sieht Klassenzimmerwände bröckeln, und es geschehen merkwürdige Dinge. Der einzige Freund, den sie in ihrer neuen Heimatstadt findet, ist Noah Shaw – ausgerechnet der Mädchenschwarm der Schule, bekannt für seine Bettgeschichten. Dabei will Mara nicht die nächste auf seiner Liste sein. Doch Noah glaubt an sie und will ihr helfen. Als die ersten Menschen sterben, scheinen es noch Zufälle zu sein, aber plötzlich kann Mara unmöglich noch daran glauben. Und Noah scheint ebenfalls ein Geheimnis zu hüten …

„Was geschah mit Mara Dyer“ ist neben dem typischen Jugendroman auch ein wenig Mysterythriller. Diese Verbindung beider Genres steht der Geschichte ausnehmend gut, und schaffte es gerade dadurch, mich wirklich zu begeistern. Michelle Hodkin erzählt in diesem Roman eine sehr eindringliche Geschichte, die mich nicht nur ungemein gefesselt, sondern auch völlig in seinen Bann gezogen hat. Ich war komplett in Maras Welt eingetaucht, und konnte einfach nicht schnell genug lesen. Es hat schon ein ganzes Weilchen kein Buch mehr geschafft, mich so extrem zu fesseln.

Nachdem mir Mara schon auf den ersten Seiten sympathisch war, folgte ich ihr bereitwillig durch die weiteren Ereignisse, die immer merkwürdiger und aufwühlender wurden – und das nicht nur für Mara. Es geschehen seltsame Dinge, und Mara wurde sich immer unsicherer, was nun real und was ihrer Einbildung entsprungen war. Doch damit nicht genug, selbst ich als Leser wusste manchmal nicht recht, was ich von dem Geschehen halten sollte. Bildete sich Mara wirklich alles nur ein? Ich fand es faszinierend, dass es der Autorin so ausnehmend gut gelang, selbst mich zu verwirren. Und das steigerte die Spannung nur umso mehr.

Gänzlich ohne Schwächen kam dieser Roman jedoch nicht aus – wenn diese auch sehr gering ausfielen. Zum einen bedient sich Michelle Hodkin so manchem Klischee. Noah z.B. ist der süßeste Typ überhaupt und alle Mädchen der Schule stehen auf ihn, und das obwohl sein Ruf weit verbreitet ist. Und selbst von ihm „abgelegte Bettgeschichten“, wollten weiterhin von ihm wahrgenommen werden, um ihn zurückzugewinnen.
Und Maras Familie, und vorallem ihre Brüder, nehmen ständig und immer Rücksicht auf ihre zerüttete Schwester. Der Umzug in eine andere Stadt: kein Problem. Das Zurücklassen ihrer Freunde: wird nicht mal angesprochen. Vielmehr lieben alle Mara. Das kam mir doch etwas oberflächlich und irgendwie auch unglaubhaft vor.
Doch dies nimmt man als Leser alles hin, schließlich mag man Mara genauso wie ihre Familie und Noah hat man ebenfalls schon bald ins Herz geschlossen.

So manches übernatürlich erscheinende Ereignis, wird nicht gänzlich aufgeklärt. Was nun in jener schicksalsschweren Nacht, in der Maras Freunde starben, genau geschah, wird etwas konfus erzählt, und das obwohl sich Mara schließlich (angeblich) erinnern kann. Es werden verschiedene Andeutungen gemacht, und im Großen und Ganzen kann man es sich aus den einzelnen Puzzleteilchen zusammenreimen, und doch fehlten mir hier Details.
Das Ende jedoch, in dem Mara einer bestimmten Person wiederbegegnet, ließ mich nahezu fassunglos zurück – das hatte ich nun doch nicht erwartet. Was für ein oberfieser Cliffhanger!

Fazit: „Was geschah mit Mara Dyer“ ist ein Roman, der mit einer unheimlich dicht erzählten Atmosphäre daherkommt. Hier finden sich Teeniealltag, die erste Liebe und unerklärliche Ereignisse in einer perfekten Mischung. Die übernatürlichen Geschehnisse verunsichern nicht nur Hautfigur Mara, sondern führen sogar den Leser an der Nase herum. Was ist Realität, was ist Halluzination? Schließlich kann man es kaum noch auseinander halten. Dabei ist Mara stets sympathisch, und man fühlt gänzlich mit ihr mit. Neben einigen klischeehaften Darstellungen, kann der starke Sog dieser Geschichte punkten. Das Geschehen ist spannend und durch Michelle Hodkings klaren, einfachen Schreibstil, fliegt man geradewegs über die Seiten und wünscht sich, viel, viel schneller lesen zu können. Leider wird der Nachfolgeband wohl einige Zeit auf sich warten lassen, obwohl ich doch am liebsten schon heute weiterlesen würde.

Rezension: Eowyn Ivey – Das Schneemädchen

Eowyn Ivey
Das Schneemädchen 

Verlag: Kindler
Format: gebunden, 464 S.
Erscheinungstermin: 09 / 2012
Preis: 19,95 €
ISBN: 978-3463406213

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Mabel und Jack haben kurzerhand ihr altes Leben zurückgelassen, um in Alaska völlig neu anzufangen. Zu schmerzlich sind all die Erinnerungen an ihr altes Leben. Doch anders als erwartet, ist die neue Heimat unwirtlich und rau und verlangt den beiden viel mehr ab, als sie dachten. Auch Kummer und Leid ihrer Vergangenheit scheinen sie bis in dieses entfernte Land verfolgt zu haben. Als dann die ersten Schneeflocken des Jahres fallen, balgen sich Mabel und Jack ausgelassen im Schnee und bauen einen Schneemann. Was jedoch als Schneemann begann, wird schließlich zu einem Schneemädchen und die beiden sind seit langem wieder einmal glücklich. Seltsam nur, dass das Schneemädchen am nächsten Morgen samt Schal und Fäustlingen verschwunden ist. Dafür taucht am Waldrand des öfteren ein Mädchen auf, scheu und rätselhaft. Mabel und Jack schaffen es, ihr Vertrauen zu gewinnen und doch bleiben soviele Fragen. Woher stammt das Kind? Und warum verschwindet es mit dem letzten Schnee im Frühling?

„Das Schneemädchen“ ist ein Buch, dass mich mit voller Wucht getroffen hat.
Zum einen war ich den starken Emotionen erlegen, die Autorin Eowyn Ivey in dieser Geschichte heraufbeschwört. Die Gefühle der Figuren, ihre Ängste und Sehnsüchte erscheinen während des Lesens so real, dass hierdurch auch die Charaktere an Detailtreue gewinnen. Schon bald ist man Mabels und Jacks ständiger Begleiter, macht alle Höhen und Tiefen mit ihnen durch, und versucht die schmerzliche Vergangenheit, die immer wieder in die Gegenwart eingreift, ebenfalls irgendwie zu verarbeiten. Während man zu Anfang des Buches die graue Trostlosigkeit, die das Ehepaar in ihrem Inneren gefangenhält, richtiggehend spüren kann, merkt man wie diese mit den Jahren immer leichter wird, wie die beiden nach und nach wieder glücklicher werden. Diese Veränderung zu erleben, war wunderschön und stimmte mich froh, denn schon lange hing ich an den Zeilen der Autorin wie eine Ertrinkende und hoffte inständig, dass es doch ein Happy End geben möge.

Die Autorin schafft es ausnehmend gut, nicht nur von Figuren zu erzählen, die einem schon bald sehr, sehr nahestehen, sie beschreibt dieses Land am Ende der Welt so eindrucksvoll, dass ich schon ein bisschen Sehnsucht bekam. Eowyn Ivey ließ Bilder Alaskas in meinem Kopf entstehen, die mich faszinierten, fort zogen und mich so wunderbar die Weite dieses Landstrichs aber auch dessen Härte spüren ließen.

Doch der besondere Zauber dieser Geschichte, liegt in der Beschreibung des Schneemädchens Faina, von dem man sich nie sicher ist: ist es Sagengestalt oder Mädchen aus Fleisch und Blut? Die Autorin erzählt von diesem eigentümlichen Mädchen auf besondere, magische Weise, so dass man sie zwar ebenfalls augenblicklich ins Herz schließt, man sich ihrer Herkunft jedoch nie ganz sicher sein kann. Manches Mal dachte ich, Faina müsse ein ganz normaler Mensch sein, dann wiederum zerstreute Eowyn Ivey meine Sicherheit mit Erzählungen, die mich wieder mehr glauben ließen, das Mädchen, dass schließlich zu einer jungen Frau heranwächst, müsse eine magische Märchengestalt sein, geboren aus einer tiefen Sehnsucht heraus. Bis zum Ende und auch darüber hinaus, habe ich die Antwort nicht wirklich gefunden und weiß nur eines sicher: dieses Buch endet genauso eindringlich, wie es begonnen hat.

Fazit: Eowyn Ivey erzählt mit ihrem Roman die Geschichte eines russischen Märchens neu und legt so viel Liebe, Einfühlungsvermögen und eine unglaubliche Emotionalität in ihre Erzählung, dass man als Leser von diesem Buch einfach nur gefangen und schlichtweg verzaubert sein kann. Die Autorin schafft es, eindrückliche Bilder Alaskas im Leser heraufzubeschwören und eine ganz besonderen Magie zu erschaffen. „Das Schneemädchen“ bewegte mich während des Lesens und auch dazwischen und ich wünschte mir so sehr, diese Geschichte möge niemals zu Ende sein. Und doch kam der Schluss unaufhaltsam und ich hätte am liebsten gleich noch einmal von vorn begonnen, mich nochmal vom besonderen Erzähltalent dieser Autorin gefangennehmen lassen.